Rätselraten um die neuen Gesichter

Der schweizerische Erstligist HSC Kreuzlingen war für die Zweitliga-Frauen der SG H2Ku Herrenberg im Testspiel in der Haslacher Sporthalle kein echter Prüfstein. Mit 26:16 (14:8) setzte sich das Team von Trainer Mike Leibssle durch. Ein besonderes Augenmerk der Zuschauer lag auf den sechs Neuzugängen.

Von Robert Stadthagen

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Anika Bissel (rechts) ist einer von sechs Neuzugängen bei der SG H2Ku Herrenberg GB-Foto: Eibner

Anika Bissel (rechts) ist einer von sechs Neuzugängen bei der SG H2Ku Herrenberg GB-Foto: Eibner

So ganz einfach, sich mit den neuen Gesichtern vertraut zu machen, hatten es die Zuschauer am Dienstagabend nicht. Denn die Neuzugänge steckten allesamt in Trikots der Vorsaison – mit den entsprechenden Namen darauf. Stefanie Schoeneberg war so zum Beispiel als Katrin Schröder verkleidet, Anika Bissel als Saskia Putzke oder Saskia Hiller als Lisa Gebhard. Rätselraten also bei dem einen oder anderen auf der Galerie oberhalb des Spielfelds.

Trainer Mike Leibssle schickte alle seine Neuen in der Startformation auf das Feld – Kerstin Foth war die einzige vertraute Spielerin in der ersten Sieben. „Bei den Außen ergibt sich das ja aus unserer Besetzung“, meinte der Coach. Mit Saskia Hiller (rechts) und Anika Bissel (links) sind die Positionen im Kader nur einfach besetzt. „Mit Szimonetta Gera hatte ich zunächst nicht geplant, weil sie sich eine Kapselverletzung am großen Zeh zugezogen hat. Aber es war beim Aufwärmen gut bei ihr“, so Leibsle. Gera spielte halbrechts, die ebenfalls aus Nellingen gekommene Sarka Marcikova in der Offensive zunächst als Spielmacherin und in der Abwehr halblinks. Kreisläuferin Stefanie Schoeneberg sortierte sich in der Abwehr neben Foth im Mittelblock vor der neuen Torfrau Laura Waldenmaier ein.

Die Besetzung des Abwehrzentrums war durchaus schon ein Fingerzeig Richtung kommende Saison. Foth/Schoeneberg dürfte so etwas wie die 1a-Besetzung in Leibssles Gedankenspielen sein. „Ich habe viereinhalb Spielerinnen für die beiden Positionen“, sagt der Trainer. Jurate Zilinskaite und Aylin Bok sind ebenfalls dafür vorgesehen. „Und die Halbe ist Carolin Tuc“, so Leibssle mit einem Grinsen. Apropos Tuc. Die hatte am Dienstagabend eine andere Aufgabe. Sie saß zusammen mit Marie Beddies am Zeitnehmertisch. Beide waren beim Aufwärmen dabei, ein Spieleinsatz kommt für sie nach überstandenen Kreuzbandrissen aber noch zu früh.

Wirklich einordnen lassen sich die Fähigkeiten der Neuen nach dem ersten offiziellen Testspiel der H2Ku-Vorbereitung nicht. Dazu war der Gegner zu schwach. Zudem war klar ersichtlich, dass sich das stark veränderte Team noch finden muss. Einen starken ersten Eindruck hinterließ aber Laura Waldenmaier zwischen den Pfosten. „Sie antizipiert gut und hat viel Geduld“, so Leibssle, der die U-19-Nationalspielerin aufgrund ihrer EM-Teilnahme erst am Montag zum ersten Mal im Training hatte. Im Laufe der zweiten Halbzeit rückte Sophia Holzner aus der zweiten Mannschaft ins Tor.

Spielgestalterin Sarka Marcikova konnte ihr Potenzial allenfalls andeuten. „Sie war noch zu viel damit beschäftigt, ihre Nebenleute in Szene zu setzen. Das wird sich aber finden“, ist sich Leibssle sicher. Als sie von Lea Neubrander abgelöst wurde, bekam das H2Ku-Spiel einen deutlichen Schub. Sie sprühte geradezu vor Energie. „Man muss sagen, dass sie in einem sehr, sehr guten körperlichen Zustand ist“, freute sich Leibssle. „Man merkt ihr an, dass sie in diesem Sommer eine Pause hatte.“ Neubrander war nicht für die
U-19-EM nominiert worden. In den vergangenen Jahren hatte sie zwischen den Spielzeiten in der Regel Einsätze im DHB-Team gehabt und deshalb auch weite Teile der Vorbereitung bei der SG H2Ku verpasst.

Wer am Ende die meisten Spielanteile auf Rückraum Mitte bekommen wird, ist völlig offen. Das ist für den Coach aber letztlich auch nicht die entscheidende Frage. „Wenn Beddies und Tuc wieder fit sind, werden die Karten ohnehin wieder neu gemischt“, sagt er. „Ich kann vier Spielerinnen blind in die Mitte stellen. Und mit allen Vieren haben wir unterschiedliche Ansätze im Angriffsspiel“, so Leibssle. Ohenhin sei der Rückraum so stark besetzt, dass man in der Lage sei, die gegnerische Abwehr über 60 Minuten unter Druck zu setzen.

Mit Stefanie Schoeneberg hat die SG H2Ku am Kreis einen neuen Turm in der Schlacht. „Steffi schafft Räume da vorne“, so Leibssle, der mit ihrem ersten Auftritt zufrieden war. Und auch Aylin Bok präsentierte sich auf dieser Position stark. „Hier haben wir ein echtes Luxusproblem“, meint Leibssle zur Auswahl. „Und mit den beiden habe ich auch ganz unterschiedliche Typen im Abwehrzentrum zur Verfügung.“ Man hört es bereits an vielen Stellen im Gespräch mit Leibssle heraus: Die neue Flexibilität seines Kaders begeistert den Coach.

Ein wenig schwer taten sich beim ersten Auftritt im H2Ku-Trikot die beiden Außenspielerinnen Bissel und Hiller. Sie werden zulegen müssen, wenn sie tragende Rollen in der zweiten Liga spielen wollen. Aylin Bok (links) und Sandra Kußmaul (rechts) waren die ersten Alternativen am Dienstagabend und sofort da, als sie reingeworfen wurden. Das gilt übrigens auch für die erst 16 Jahre alte Maileen Seeger. Die A-Jugendliche durfte in der zweiten Halbzeit auf Rechtsaußen aufs Feld und erzielte gleich mit ihrem ersten Ballkontakt ein Tor. Auch Jette Schwarzbach aus der A-Jugend bekam ein paar Minuten Einsatzzeit.

Zurück bei der SG H2Ku ist Michelle Wunschik, die zuletzt bei der SG Schozach-Bottwartal gespielt hat. Welche Rolle sie spielen kann, ist zurzeit laut Mike Leibssle noch nicht klar. „Sie trainiert bei uns mit. Ob sie dann auch bei uns eingesetzt wird, muss man sehen“, so Leibssle.

Ihr nächstes Testspiel absolvieren die H2Ku-Frauen am Samstag um 11 Uhr (Pichterichhalle) beim Erstligisten Neckarsulm.

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Erstellt:
8. August 2019

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