Neugierige Blicke zieht derzeit ein Schaufenster in der Stuttgarter Straße in Herrenberg auf sich. Ansprechend wurden hier alte Herrenberger Ansichten auf Fotos und Postkarten zu einem Ensemble arrangiert. Nun schmücken sie das leer stehende Altstadtgeschäft.
Die Altstadt im Wandel: Zu sehen in einem Schaufenster in der Stuttgarter StraßeGB-Foto: Holom
Gina Sarnecki-Klink, die als Studentin das Team Beteiligung und Engagement im Herrenberger Rathaus unterstützt, dekorierte das Schaufenster gemeinsam mit Quartiersmanagerin Ines Böttcher. Am Mittwochabend wird dieses sowie das Projekt „Freiräume“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Dieses ist Teil der Altstadtentwicklung „Quartier 2020 – Gemeinsam. Gestalten.“, die eine gute Nachbarschaft und gegenseitige Unterstützung fördern und die Lebensqualität in der Altstadt heben will. Dabei geht es auch um die Gestaltung von Schaufenstern oder gemeinsame Veranstaltungen.
Viele Nachbarn in der Stuttgarter Straße sind neugierig, was es mit den Fotos und Postkarten auf sich hat, es herrscht reges Rätselraten, wo sich die abgebildeten Orte und Straßenecken befinden. All jene Bürger, die Fotos und Postkarten für das Schaufenster beigesteuert haben, sind eingeladen worden und auch gekommen. Jürgen Schwarzburg etwa sammelt seit 2006 Postkarten, alte Bilder und Dokumente von und über Herrenberg. Er stellte viele seiner Fotos und Postkarten für das Schaufenster-Projekt zur Verfügung. Darunter ist auch die älteste Postkarte von Herrenberg aus dem Jahre 1894. Quartiersmanagerin Ines Böttcher berichtet, dass für die Schaufenster-Aktion über 200 Bilder von Herrenberger Bürgern eingereicht wurden. „Daraus haben wir eine Auswahl getroffen, 50 Bilder mit historischen Ansichten konnten wir ins Schaufenster hängen“, sagt Ines Böttcher. Die Idee zur Schaufensteraktion sei entstanden, als das Schaufenster noch mit Papier zugeklebt war und kein schöner Anblick gewesen sei. Daraufhin fragten Gina Sarnecki-Klink und Ines Böttcher die Eigentümer, ob das Projekt „Freiräume“ das Fenster nutzen darf. Gina Sarnecki-Klink gestaltete daraufhin das Schaufenster, und fand damit positive Resonanz in der Bürgerschaft. Der Stadtmarketing-Verein unterstützt die Schaufenster-Aktion, „und er will künftig mehr Aktionen mit uns machen“, freut sich Ines Böttcher.
Ideenwerkstattfür die Altstadt
Im Rahmen des Projektes „Quartier 2020“ gab es eine Ideenwerkstatt, in der Projekte für die Herrenberger Altstadt entstanden sind. Eines der Projekte hiervon ist das umgestaltete Schaufenster. Ziel der Aktion sei es, dass sich die Bürger vernetzen und miteinander ins Gespräch kommen. Etwa über die Fotos und Bilder, die vielleicht im Keller oder auf dem Speicher in einer Kiste schlummerten, bis sie jetzt im Schaufenster alle Blicke auf sich ziehen. Oder einfach bei Punsch und Glühwein darüber rätseln, welches Haus oder welche Straße auf dem Foto zu sehen ist – und wie es heute dort aussieht. „Wir wollen die Bürger mit solchen Aktionen aktivieren“, sagt Ines Böttcher, und sie wünscht sich, dass die Bürger mithelfen, vielleicht noch mehr Leerstände schön zu gestalten. „Altstadt im Wandel“ ist das Projekt überschrieben, für welches es auch Fördergelder vom Ministerium für Soziales und Integration gab. Die Quartiersentwicklung in der Herrenberger Altstadt läuft als Modellprojekt noch bis zum Jahr 2020. Bis dahin will Ines Böttcher die Altstadtbürger dazu motivieren, sich kennenzulernen oder dass sie sich verabreden. So wie zum Beispiel zum Kaffeetrinken am Heiligabend, 24. Dezember, im Klosterhof. Hier wird ein Nachmittag organisiert für all jene, die unter Umständen sonst niemand haben.
Stefanie Brachtl hat die Idee der Schaufensteraktion aufgenommen und möchte am Donnerstag, 30. Januar, im Klosterhof eine Ausstellung eröffnen, in der weitere Fotos und Bilder von Jürgen Schwarzburg zu sehen sein werden. Schwarzburg verfügt über einen großen Fundus zum Thema alte Ansichten von Herrenberg, und Stefanie Brachtl will, dass dieser Schatz vielen Menschen zugänglich gemacht wird. Sie ist überzeugt, dass niemand allein viel bewirken kann, „aber wir alle miteinander schon“. Ines Böttcher und alle anderen Engagierten sind froh, dass die Eigentümer des Hauses in der Stuttgarter Straße 4 das Schaufenster kostenfrei zur Verfügung stellen und damit diese Aktion unterstützen.