Schiedsrichter werden besser bezahlt

Von Thomas Oberdorfer

In dieser Saison erhalten die Schiedsrichter für ihren Einsatz eine höhere Aufwandsentschädigung. Darauf haben sich die drei baden-württembergischen Fußballverbände geeinigt. „Unseren Unparteiischen wird damit Wertschätzung signalisiert. Ihr Engagement ist für einen funktionierenden Spielbetrieb von großer Bedeutung“, schreibt der Württembergische Fußballverband (WFV) in einer Pressemitteilung.

Schiedsrichter werden besser bezahlt

Der Job des Schiedsrichters ist mit viel Aufwand verbunden, die Entlohnung ist gering GB-Foto (Archiv): Eibner

„Ich sehe die Entscheidung positiv. Das ist schon lange ein Wunsch der Schiedsrichtergruppen im WFV“, sagt Kurt-Heinz Kuhbier, seit 1999 Obmann der Schiedsrichtergruppe Böblingen. Für die Nachwuchsschiedsrichter könne die Erhöhung der Aufwandsentschädigung ein Anreiz sein, fleißig zu pfeifen, um sich das Taschengeld aufzubessern. Grundsätzlich aber sieht Kuhbier „in mehr Geld nicht den treibenden Effekt, um Schiedsrichter zu gewinnen, oder bei der Stange zu halten. Dadurch wird keiner Schiedsrichter.“ Wichtiger sei, den Unparteiischen die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdient hätten. Wertschätzung seitens der Spieler ebenso wie seitens der Trainer und der Funktionäre.

Wer seit Jahren das Geschehen auf den Amateursportplätzen verfolgt erkennt, dass es in diesem Bereich durchaus Defizite gibt. Was sich Schiedsrichter teilweise anhören müssen, würde für die eine oder andere Anzeige wegen Beleidigung genügen, ganz zu schweigen von körperlichen Übergriffen, denen die Spielleiter, wenn auch in seltenen Fällen, ebenfalls ausgesetzt sind. Kuhbier: „Entscheidend sind die Freude und der Spaß an der Aufgabe, um als Schiedsrichter längere Zeit dabei zu bleiben.“

Letztmals wurden die Spesen für die Schiedsrichter im Jahr 2014 erhöht. Seither bekam ein Unparteiischer für eine Partie in der Oberliga 60 Euro, für ein Spiel der E-Junioren gab es elf Euro. Dazu wurden und werden 30 Cent pro gefahrenen Kilometer bezahlt. Die neue Liste der Spesensätze weist 100 Euro für eine Begegnung in der Oberliga aus und 14 für die E-Junioren. Ein Duell in der Landesliga wird mit 52 Euro vergütet, für ein Spiel in der Bezirksliga bekommt der Schiedsrichter 40 Euro, in der Kreisliga sind es 33 Euro.

Im Schnitt wurden die Spesen für die einzelnen Spielklassen um 30 Prozent angehoben. „Unseren Unparteiischen wird damit Wertschätzung signalisiert. Ihr Engagement ist für einen funktionierenden Spielbetrieb von großer Bedeutung. Für die Schiedsrichter in Baden-Württemberg ist die Erhöhung zugleich Anlass dafür, ihren administrativen Verpflichtungen über die eigentliche Spielleitung hinaus noch gewissenhafter nachzukommen“, schreibt der WFV in einer Presseinformation. Kuhbier führt ins Feld, dass die Schiedsrichter ihre Einnahmen in ihrer Steuererklärung gesondert deklarieren müssen. Von den erhaltenen Spesen können sie die notwendigen Aufwendungen, die sie für die Tätigkeit als Schiedsrichter leisten müssen, abziehen. Dazu gehören die Ausrüstung, aber auch Kosten für Lehrgänge, für Fachzeitschriften, für Kickschuhe. Es könne durchaus passieren, dass Schiedsrichter mit vielen Einsätzen in einen Bereich kommen, in dem sie womöglich Steuern zahlen müssten.

Stiefmütterlich werden weiterhin die Schiedsrichter-Beobachter behandelt. Zwar erhalten sie in der Oberliga pro Spiel inzwischen 40 Euro, von der Verbandsliga bis hinunter zur Kreisliga sind es aber nur 6,50 Euro, wenn die Dauer der Reise acht Stunden nicht überschreitet und 13 Euro, wenn sie länger als acht Stunden ist. „Es wird Zeit, dass auch hier etwas passiert, so ist das Liebhaberei“, sagt Thomas Schnaufer, Schiedsrichter des VfL Herrenberg und stellvertretender Obmann der Schiedsrichtergruppe Böblingen.

Die am Spielbetrieb teilnehmenden Vereine sind nach der Spielordnung dazu verpflichtet, abhängig von der Anzahl der gemeldeten Mannschaften eine bestimmte Anzahl von Schiedsrichtern zu melden. Liegen die Vereine über ihrem Soll, so erhalten sie für jeden Unparteiischen, der über der Grenze liegt, 100 Euro. Bietet ein Club zu wenige Schiedsrichter auf, muss er ein Bußgeld zahlen. Je mehr Unparteiische fehlen, desto höher ist dieser Betrag.

Der FC Gärtringen liegt mit einem Schiedsrichter im Plus, er erhält dafür in der kommenden Runde 100 Euro, zuvor waren es 45 Euro. „Wir haben mit Günther Wollmann einen Schiedsrichterbeauftragten, der sich intensiv darum kümmert“, sagt Gärtringens Spielleiter Klaus Löffler. Wollmann war es auch, der die neuen Regeln, die ab dieser Runde gelten, vor dem Pokalspiel gegen den VfL Pfullingen im Stadion aufgehängt und ausgelegt hatte. Diese Informationen wurden vielfach gelesen.

Der SV Oberjesingen ist ebenfalls über dem Soll von fünf Unparteiischen, die er melden muss. Oberjesingens Fußball-Abteilungsleiter Heiko Renz glaubt nicht, dass aufgrund der erhöhten Spesen mehr Schiedsrichter gewonnen werden. „Wenn ich so etwas mache, dann wegen dem Spaß und nicht wegen Geld“, sagt Renz. Wichtiger sei, dass die jungen Schiedsrichter nicht vergrault werden, etwa durch Trainer oder Eltern, die in unerträglicher Weise ins Feld schreien. „Wir müssen fünf Schiedsrichter melden, zehn sind bei uns anrechenbar“, sagt Achim Gack, Schiedsrichter des VfL Herrenberg. Somit erhalten die Herrenberger 500 Euro für ihr Übersoll.

Zu diesem positiven Bild der drei Clubs passt, dass der Schiedsrichtergruppe Böblingen derzeit 192 Unparteiische angehören, die zu den verschiedenen Spielen eingeteilt werden können. „Uns ist es gelungen, viele junge Schiedsrichter zu halten, die inzwischen bei den Aktiven pfeifen“, sagt Kuhbier. Und noch etwas betont er: „Die Vereine haben den Anspruch an eine gute Schiedsrichterqualität. Wenn man von den Zahlungen für Spieler und Trainer ausgeht, sind die Zahlungen für die Schiedsrichter immer noch sehr überschaubar.“

Die Erhöhung der Spesen trifft die Vereine, die „mit Mehrausgaben zu rechnen haben“, schreibt der WFV. Der Verband hat eine Beispielrechnung für einen Verein in einer Kreisliga A dargelegt, der neben einer ersten Mannschaft und einem Reserveteam noch Teams von der D- bis zur B-Jugend hat. Die Mehrkosten beliefen sich in Summe bei einer durchschnittlich üblichen Zahl an Heimspielen in der jeweiligen Klasse auf etwa 300 Euro. Ein anderes Beispiel: Landesligist FC Gärtringen muss für seine erste Mannschaft 360 Euro mehr in einer Saison für die Unparteiischen bezahlen bei 15 Heimspielen im Vergleich zur vergangenen Runde.