Schnippelparty soll Foodsharing ins Rollen bringen

Von Thomas Morawitzky

Zu viel Nahrung landet im Abfall. Auf einem Teller, gut zubereitet, könnte manches davon noch richtig lecker schmecken. Foodsharing ist ein im Grunde städtisches Konzept der Nachhaltigkeit, muss es aber nicht bleiben: in Hildrizhausen macht sich eine kleine Bürgergruppe Gedanken darüber, wie es gehen könnte auf dem Dorf – und kommt dabei auf immer interessantere Ideen.

Schnippelparty soll Foodsharing ins Rollen bringen

Annabelle Breuninger (links) und Sophia Häußler möchten Foodsharing nach Hildrizhausen holen GB-Foto: Holom

Die Idee ist neu, aber nicht ganz neu: seit 2002 schon existiert die Internet-Plattform foodsharing.de. Hinter ihr steht ein eingetragener Verein, dessen Mitglieder ausschließlich ehrenamtlich arbeiten, keinen Gewinn erzielen. Das Ziel, stattdessen: Lebensmittel, die noch genusstauglich und nahrhaft sind, vor dem Mülleimer zu bewahren, sie kostenfrei weiterzugeben. Das geschieht über sogenannte „Fair-Teiler“ von privat an privat; die Foodsaver nehmen derweil gewerbliche Nahrungsmittel entgegen und geben sie weiter. Foodsharing funktioniert übers Internet, findet statt in Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch beispielsweise in Schottland.

Rund 300000 Foodsharer, Menschen also, die Nahrungsmittel abgeben, sind derzeit aktiv; rund 70000 Foodsaver, die Lebensmittel sammeln, auf Gewerbe zugehen und um aussortierte Waren anfragen, außerdem. 300 bis 400 Menschen engagieren sich im Landkreis Böblingen im Foodsharing, das schätzt Sophia Häußler.

Foodsharing darf nur vonVolljährigen betrieben werden

Sophia Häußler ist eine junge Hildrizhausenerin, die in Tübingen Biochemie studiert und dort bereits im Kontext von Foodsharing aktiv wurde. Gemeinsam mit Annabelle Breuninger, die ebenfalls in Hildrizhausen wohnt, in Tübingen Soziale Arbeit studiert, nahm sie teil am Hildrizhausener Jugendforum im März 2019. Dort diskutierte man auch über Foodsharing – und beide sagten sich: „Es wäre schön, wenn es so etwas auch in Hausen gäbe.“

Ganz leicht ist das jedoch nicht. Sophia Häußler und Annabelle Breuninger sind noch auf der Suche nach Hildrizhausener Bürgern, die ihr Vorhaben mittragen möchten. Die sieben Jugendlichen, die sich beim Jugendforum zu einem Arbeitskreis Umwelt zusammenfanden, kommen dafür leider nicht infrage: Aus rechtlichen Gründen darf Foodsharing nur von Volljährigen betrieben werden. Sophia Häußler und Annabelle Breuninger luden deshalb zu einer Info-Veranstaltung ins alte Rathaus Hildrizhausen ein. Eine feste Gruppe existiert noch nicht, das Interesse jedoch ist vorhanden. Immerhin fünf Bürger waren dabei im alten Rathaus, überlegten angeregt und begeistert, waren sehr interessiert daran, das Konzept in ihren Ort zu holen – aber so viel gilt es dabei noch zu klären.

Vor allem benötigt das Foodsharing eine Verteilstation – „ein Schrank, ein Regal oder ein Kühlschrank“, sagt Sophia Häußler. „Das kann auch sehr unscheinbar sein.“ Wichtig ist die Frage nach dem Standort dieser Station, und sie ist noch ganz offen. Zentral muss dieser Ort sein, für jeden zugänglich – natürlich sollte er gepflegt werden und ist Hygiene bei Nahrung das oberste Gebot. Und dies sollte ehrenamtlich erfolgen, ebenso wie das Sammeln der Lebensmittel. „Zehn Leute, das wäre gut. Aber in Hausen gibt es noch nicht so viele aktive Menschen.“ Interessierte könnten auch aus eigenem Antrieb Restlebensmittel in den Verteilerschrank legen. Sophia Häußler und Annabelle Breuninger möchten auch auf örtliche Einzelhändler zugehen und bei ihnen anfragen – Supermarktketten kommen fürs Foodsharing indes kaum infrage, da diese meist über eine zentralisierte überregionale Verwaltung verfügen. Die Idee, die das Foodsharing ins Rollen bringen soll, heißt Schnippelparty. Dass man mit nicht mehr ganz frischen Nahrungsmitteln vorzüglich kochen kann, wird dabei nicht nur bewiesen – in einer Gemeinschaft macht all dies auch noch viel mehr Spaß. Da kocht und genießt man zusammen, kommt ins Gespräch und hat Ideen. Ein Termin für diese Schnippelparty stand bereits fest – musste wegen der Corona-Krise aber abgesagt werden. Wann sie nun stattfindet, ist noch nicht klar.

Anfragen sind unter s.haeussler@ foodsharing.network möglich.