Die baden-württembergische Landesregierung hat gestern entschieden, dass Schulen und Kindertageseinrichtungen wegen des Coronavirus ab Dienstag bis einschließlich Ende der Osterferien geschlossen werden. Für die Schulen kam dies nicht überraschend: Die Jerg-Ratgeb-Realschule wird beispielsweise Schulstoff und Aufgaben für die Schüler auch über ihre Homepage bereitstellen.
Ab Dienstag sind die Schulen geschlossen GB-Foto: Stefan Merkle/stock.adobe.com
Die Schulsekretariate bleiben bis auf Weiteres besetzt, wie die Herrenberger Stadtverwaltung gestern mitteilte. Dieses Personal stehe für Anfragen von Eltern bereit. Vorerst könnten die Schulräumlichkeiten für Sporttraining, Kurse und Ähnliches genutzt werden. Die bekannten Auflagen wie die Erfassung der Teilnehmer gelten weiterhin. Wie bei den Schulen, so verweist die Verwaltung auch bei den Kindertagesstätten auf die Entscheidung des Landes: Alle Kindertagesstätten in Herrenberg bleiben ebenfalls ab Dienstag, 17. März, bis zum Ende der Osterferien geschlossen. Eine Notfallbetreuung für Kinder von Eltern in Berufen, die zum Erhalt der Infrastruktur notwendig seien wie Ärzte, Pflegepersonal und Polizei werde nächste Woche organisiert.
Dass Schulen, Kindertageseinrichtungen und die Kindertagespflege erst am Dienstag – und nicht schon am Montag – schließen, soll den Einrichtungen einen „einigermaßen geordneten Übergang ermöglichen“, so Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann. „Ich halte es für sehr wichtig, dass wir die Schüler am Montag noch mal sehen“, erklärte gestern Alexander Riegler, Rektor der Herrenberger Jerg-Ratgeb-Realschule, und bezieht sich damit insbesondere auf die weiterführenden Schulen. Riegler fungiert als geschäftsführender Schulleiter in Herrenberg und steht damit auch in Kontakt mit seinen Kollegen in der Gäustadt. Dadurch, dass die Schule am Montag noch geöffnet sei, könnten die Mädchen und Jungen präzise informiert und vorbereitet in die kommende Phase entlassen werden. Außerdem sollen die Schüler dann noch mit Lernstoff und Informationen für die nächsten Wochen ausgestattet werden.
Manche Schulen setzen auch auf digitale Lernmethoden, um die Schließzeit sinnvoll zu überbrücken. „Wir laden jeden Morgen zwischen 8 und 9 Uhr Aufgaben auf der digitalen Lernplattform hoch. Jede Klasse hat eine eigene Cloud“, sagte Ulrike Franke, Rektorin der Gemeinschaftsschule in Nebringen. Die Schüler müssen diese Aufgaben dann im Laufe des Tages auf mobilen Endgeräten oder stationären Computern bearbeiten und sie danach zurückschicken. Die Lehrkräfte werden derweil in der Schule präsent sein: „Wir gehen davon aus, dass wir da sind und dass jeder in seinem Zimmer arbeitet“, sagte Ulrike Franke.
Auch die Schüler der Gärtringer Gemeinschaftsschule sollen in ihrem privaten „Homeoffice“ tätig sein – allerdings etwas analoger als die Gäufeldener. „Wir haben noch keine digitale Plattform, sondern geben unseren Schülern Materialpakete mit“, sagte Rektorin Christine Hallgarten. Die Lehrkräfte waren gestern damit beschäftigt, die Vorbereitungen dafür zu treffen und die E-Mail-Kontakte zu überprüfen.
Die Herrenberger Jerg-Ratgeb-Realschule – und auch andere Bildungseinrichtungen – haben sich ebenfalls bereits auf die Schließung eingestellt: „Wir haben uns in den vergangenen Tagen damit beschäftigt. Es war allmählich absehbar, nachdem die Ausbreitung voranschreitet“, erklärte Riegler. Über ihre Homepage wird die Realschule für jede Klasse den entsprechenden Unterrichtsstoff hinterlegen – zusätzlich zu den Materialien, die den Schülern am Montag ausgehändigt werden. Riegler geht davon aus, dass es an den beiden Gymnasien, von denen es auf „Gäubote“-Anfrage gestern keine Auskunft gab, ähnlich gehandhabt wird. Außerdem will die Jerg-Ratgeb-Realschule die Familien über die Homepage informieren, was die Schüler von Tag zu Tag und von Woche zu Woche zu Hause erarbeiten können. Die Schüler der vier Klassen, die mit speziellen Tablets ausgestattet sind, können vernetzt miteinander lernen. Wie die Prüfungszeit gehandhabt wird, steht noch nicht definitiv fest: Eigentlich sollen die Abschlussprüfungen in der Realschule nach den Osterferien beginnen. Und auch das Abitur und die Hauptschul-Abschlussprüfungen stehen bevor. Riegler: „Wir erwarten dazu am Montag vom Kultusministerium weitere Ausführungen und Regelungen.“ Die Kultusministerin habe gestern angekündigt, dass es sinnvolle Lösungen geben werde.
Vor allem auch für Mütter und Väter ist die Situation teils schwierig: „Für die Eltern bedeutet das, dass sie umorganisieren müssen, da sie für die Kinder eine Betreuung brauchen“, erklärte Vanessa Scholz, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Herrenberger Schulen. Und das werde nicht leicht, zumal Großeltern nicht in die Betreuung einbezogen werden sollen. Denn ältere Menschen gehören zur Risikogruppe für das Coronavirus. Für sie und ihren Mann sei die Betreuung ihrer drei Kinder nicht problematisch: „Wir sind selbstständig und relativ flexibel“, verdeutlichte sie. Bei anderen Eltern sehe das aber anders aus. „Da ist man auf individuelle Lösungen angewiesen.“ Nicht nur die Betreuungssituation treibt die Familien um, wie Vanessa Scholz weiß – auch die Frage nach den anstehenden Prüfungen verunsichere die Eltern.