„Sie konnte nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen“

Von Edip Zvizdiç

Ungeachtet dessen, dass man auch bei den Zweitliga-Handballerinnen der SG H2Ku Herrenberg nicht genau weiß, wie es nach der aufgrund des Coronavirus bedingten Pause weitergehen wird, stellen die Verantwortlichen trotzdem die Weichen für die ungewisse Zukunft. So verlängerte Torhüterin Dóra Elbert ihren Vertrag um eine weitere Saison.

„Sie konnte nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen“

Dóra Elbert geht die Konkurrenzsituation im Tor der SG H2Ku von neuem an GB-Foto (Archiv): Frank/Eibner

Fast unverändert geht die SG H2Ku Herrenberg in die nächste Saison – wann auch immer diese starten wird. Mit elf Spielerinnen, die sich bereits in dieser Runde das Herrenberger Trikot übergezogen haben, und lediglich einem Neuzugang – Annika Blanke vom Erstligisten Frisch Auf Göppingen (wir berichteten) – wird Mike Leibssle auf eine eingespielte Truppe zählen können. Als Letzte aus dem aktuellen Kader gab Dóra Elbert ihre Zusage für ein weiteres Jahr in der Markweghalle. Sehr zur Freude des SG-Trainer Mike Leibssle: „Dóra hat studienbedingt nicht kontinuierlich trainieren können, so dass sie noch gar nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen konnte.“ Damit hat die SG ihre Personalplanung abgeschlossen.

Laura Waldenmaier und eben Dóra Elbert werden sich somit weiterhin im Gehäuse der SG H2Ku abwechseln. Eine Stammplatzgarantie gab es seitens des Herrenberger Trainers in dieser Saison nicht. Und wird es auch im kommenden Jahr nicht geben. „Alles beginnt dann von vorne“, bestätigt Mike Leibssle. „Das wird ein offener Konkurrenzkampf, der über Trainingsleistungen entschieden wird. Eine klare Nummer eins haben wir nicht, so dass es Dóra und Laura selbst in der Hand haben, wer spielen wird.“

Dóra Elbert, seit frühester Jugend bei den SG-Handballerinnen aktiv, hat dank einer nun veränderten Situation in ihrer Ausbildung zur Polizistin, einiges vor. „Bislang musste ich zwischen der Hochschule für Polizei in Lahr und Herrenberg hin- und herpendeln, was ein riesen Aufwand war“, freut sich die 23-Jährige auf nun deutlich weniger Kilometer auf der Autobahn. „Nun bin ich auf der Hochschule in Villingen-Schwenningen und mache ein Praktikum bei der Herrenberger Polizei.“

Dass sie nun auch sportlich Planungssicherheit hat, beruhigt die Situation zusätzlich. Auch wenn die aktuelle Saison aufgrund der Corona-Krise vollständig abgesagt wurde. Ein Umstand, an den sich auch die gebürtige Ungarin nur schwer gewöhnen kann. „Das ist tatsächlich nicht so einfach“, sagt Elbert. „Ich sehe ja normalerweise meine Teamkolleginnen regelmäßig, das fällt jetzt aber weg. Wir halten zwar untereinander Kontakt, aber das ist nicht vergleichbar.“ Am meisten fehle ihr das Mannschaftstraining. „Na ja, es geht ja allen Teams so, das macht es dann etwas einfacher.“

Somit ist ihr Vorhaben, nun richtig anzugreifen und sich zu einer gestandenen Zweitliga-Torhüterin zu entwickeln, vorerst auf Eis gelegt. Mike Leibssle ist sich sicher, dass seine „Ur-Herrenbergerin“ nach der Pause ihr wahres Können zeigen wird. „Dóra hat viel mehr drauf, als sie bisher zeigen konnte“, so der SG-Coach. „Wenn sie erst mal regelmäßig trainiert und sich dadurch auch das Zusammenspiel mit der Abwehr verbessert, wird sie ihre Form wiederfinden. Durch das Pendeln war das gar nicht möglich.“

Mit zur Verbesserung beitragen soll auch Torwarttrainer Jochen Neutz. „Man muss sich natürlich auch an einen neuen Torwarttrainer gewöhnen, aber ich habe schon einige Sachen von Jochen gelernt“, sagt Dóra Elbert und sieht der weiteren Zusammenarbeit freudig entgegen. Das Verhältnis zur jüngeren Konkurrentin Laura Waldenmaier bezeichnet die 23-Jährige als „absolut normal. Wir kennen uns ja erst seit dieser Saison, das muss sich natürlich noch alles einspielen.“ So wie mit der gesamten Mannschaft.

Dieser Prozess zog sich im Übrigen nicht nur für Mike Leibssle länger als ursprünglich erwartet hin. „Das Team hat deutlich mehr Potenzial, als es in der nun abgesagten Runde gezeigt hat“, weiß Dóra Elbert und schickt fast schon ein Versprechen hinterher: „Wir befinden uns auf einem guten Weg, lernen uns immer besser kennen und werden das in der nächsten Saison zeigen.“

Davon ist auch der Herrenberger Trainer fest überzeugt, der froh ist, dass die Personalplanung nun abgeschlossen ist. „Sollte sich uns eine Spielerin anbieten, würden wir uns das natürlich anhören. Aber aktiv werden wir nichts mehr unternehmen, der Kader steht.“ Dennoch bleibt bei allen Beteiligten auch der bange Blick in die nähere Zukunft. Denn ob und wie es weitergeht, steht in den Sternen. „Wir versuchen uns fit zu halten, gehen einzeln joggen oder machen daheim Kraftübungen“, bestätigt Dóra Elbert. „Aber all das ersetzt kein herkömmliches Handballtraining. Aber alles Lamentieren hilft nichts, wir müssen uns eben in Geduld üben.“