Sparsamer Hingucker, der in jede Parklücke passt

Lesedauer: ca. 3min 21sec
Wendig, kleinund elektrisch: Jürgen Schittenhelm und sein Sohn Max mit dem neuen Dienstwagen,der bald auch mit Sonnenstrombetankt wirdGB-Foto: Bäuerle

Wendig, klein und elektrisch: Jürgen Schittenhelm und sein Sohn Max mit dem neuen Dienstwagen, der bald auch mit Sonnenstrom betankt wird GB-Foto: Bäuerle

s ist mit Sicherheit das kleinste Gefährt im Fuhrpark der Schittenhelm Bau und Sanierungs GmbH und als Dienstfahrzeug zumindest bislang noch eher ungewöhnlich. Doch, wenn er die Wahl hätte, würde sich Jürgen Schittenhelm, der das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Thomas leitet, sofort wieder für den witzigen Zweisitzer entscheiden. „Das ist wirklich ein Klasse-Fahrzeug!“, schwärmt der Herrenberger Bauunternehmer. „Es ist klein und wendig und sieht cool aus. Was mir besonders gut daran gefällt, ist, dass ich es ganz einfach an der Steckdose auftanken kann. Dazu brauche ich noch nicht einmal einen Adapter.“ Denn Jürgen Schittenhelms Neuer – ein Renault Twizy – ist ein zweisitziges Ein-Mann-Elektrofahrzeug, das für den Citybetrieb zugeschnitten ist. Mit einer vollen Ladung – der Akku ist nach rund fünf Stunden aufgeladen – kann er bei normaler Fahrweise zwischen 60 und 80 Kilometer fahren. Das reicht für ein paar Tage – und erspart der Umwelt bei jeder Wegstrecke CO2, Stickoxide und Feinstaub.

Erstaunte Kommentare

Hört man ihn darüber reden, spürt man gleich: Es war Zuneigung auf den ersten Blick. „Ich hab das kleine Elektrofahrzeug gesehen und gleich die Möglichkeiten erkannt, die es für mich bietet“, erklärt Jürgen Schittenhelm. „Hier in Herrenberg haben wir viel Privatkundschaft. Und mit dem Twizy kann man schnell zum Kundengespräch hinflitzen – ganz ohne Parkplatzprobleme.“ Die Kundschaft reagiert überwiegend positiv auf das ungewöhnliche Gefährt, das sich – mit Logo und Kontaktdaten versehen – als perfekter fahrbarer Werbeträger erweist. Denn mit seinen gerade einmal rund 2,3 Metern Länge, 1,2 Metern Breite und 1,45 Metern Höhe und seiner urbanen, oval abgerundeten Formensprache haftet dem kleinen Elektrofahrzeug eine verspielte Aura an. „Goldig!“ ist ein häufiger Kommentar. Wen kümmert es da schon, dass die Tachonadel bei 45 km/h stehen bleibt? „Ich bin fast ausschließlich im Stadtverkehr unterwegs und mehr als 50 darf man da sowieso nicht fahren“, winkt Schittenhelm ab. Das an sein Automatikgetriebe angeschlossene Energierückgewinnungssystem motiviert ohnehin eher dazu, den Fuß vom Gas zu nehmen, denn dadurch erhöht sich die Reichweite. Seit Februar hat er das Fahrzeug, in der kalten Jahreszeit hat er es noch etwas geschont, zumal der Twizy über keine Heizung verfügt, die ja nur Strom ziehen würde. Seine weiteste rein elektrisch zurückgelegte Wegstrecke war bisher nach Gültstein gewesen.

Moped oder Auto?

Dass sein Dienstfahrzeug ungewöhnlich ist, hat der Bau- und Sanierungsexperte spätestens bei der Registrierung gemerkt. „Das war schwierig. Auf dem Amt wussten sie erst nicht, ob das nun als Moped oder Auto gemeldet werden soll. Jetzt ist es als Quad deklariert.“ Das ist formal genau richtig. „Der Twizy ist eigentlich ein Roller auf vier Rädern“, erklärt Jörg Hetzel, Verkäufer im Autohaus Schechinger und selbst von dem witzigen Fahrzeug ganz begeistert. „Mit dem zu fahren macht richtig Spaß!“ Trotz der geringen Raummaße kommt in dem Gefährt keine Enge auf. Das liegt sicher nicht zuletzt an den nach oben öffnenden Flügeltüren und dem gläsernen Panoramadach, das den Fahrer zusammen mit den großen Seitenfenstern von allen Seiten mit Glas umgibt.

Hinter dem recht großzügig konzipierten Fahrersitz ist noch Raum für Einkäufe oder eine weitere Person. Besonders komfortabel ist das nicht, aber für kurze Strecken durchaus eine Option. Und für Kurzstrecken ist der Twizy konzipiert. In der Regel ist Jürgen Schittenhelm damit ohnehin allein in der Stadt unterwegs. „Für eine Person ist das wunderbar – die zweite sitzt nicht so bequem“, berichtet er.

Eigene Stromtankstelle

Bislang sind Jürgen und Thomas Schittenhelm von ihrem ungewöhnlichen Einstieg in die Elektromobilität durchaus angetan und erwägen die Anschaffung weiterer Fahrzeuge. Um das Ganze abzurunden soll als Nächstes die Natursteinmauer auf dem Firmengelände mit einem Fotovoltaik-Dach versehen werden und damit eine kleine Solartankstelle für den Twizy und eventuelle weitere Elektrofahrzeuge entstehen. Auf seinem Wohnhaus hat Jürgen Schittenhelm bereits eine Fotovoltaikanlage installiert, demnächst ist auch das Hallendach dran, dessen Fläche nach der nötigen Erneuerung ebenfalls mit PV-Modulen bestückt werden soll.

Entgegen der vielen Zweifler und Unkenrufe sieht Schittenhelm in der Elektromobilität die Zukunft. „Um die Energiewende kommen wir nicht herum, da ist die Industrie jetzt gefordert.“ Im Grunde, weiß er, gäbe es für viele der vermeintlichen Probleme bereits jetzt probate Lösungen. Beispiel Reichweite: „In Asien, habe ich gesehen, kann man den Akku einfach an einer Tankstelle austauschen. Die halten dort Akkus vor. Man nimmt nur den fast leeren Akku heraus, setzt einen vollen ein und schon geht’s weiter. So ähnlich könnte das bei uns auch gehen.“ JUTTA KRAUSE

Zum Artikel

Erstellt:
30. Mai 2018

Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.