TSV Gärtringen: Erstklassig im Feld und in der Halle

Von Andreas Gauß

Mit einem Schlag ist die Abstiegsgefahr für das Team des TSV Gärtringen in der Ersten Bundesliga gebannt: Anfang der Woche wurde bekannt, dass Erstliga-Konkurrent TV Obernhausen seine Mannschaft aus personellen Gründen nach der Runde abgemeldet hat und damit der TSV gerettet ist. Damit nicht genug: Nachträglich steigt das Gäuteam in die Erste Feld-Bundesliga auf.

TSV Gärtringen: Erstklassig im Feld und in der Halle

Frauenteam des TSV Gärtringen ist nun auch in der Feldrunde in der Ersten Bundesliga gesetzt GB-Foto (Archiv): Vecsey

Das Kuriose dabei: Am vergangen Sonntag trumpfte der TV Obernhausen noch beim vorletzten Spieltag der ersten Liga in der Gärtringer Heuss-Halle groß auf. Gegen den Gastgeber gelang ein 3:1-Satzerfolg, den Tabellenvierten TSV Ötisheim besiegte das Team um das Trainergespann Melanie Münzenmaier/Tobias Spaltenberger in einem spannenden Fünf-Satz-Match mit 3:2. Am späten Sonntagabend stolperte dann Gärtringens Spielertrainerin Nicky Heldmaier fast zeitgleich mit der TSV-Leistungsträgerin Kim Niemann im Internet über eine Facebook-Meldung des Vereins. Der TV Obernhausen hatte zunächst den 4:0-Punkte-Erfolg in Gärtringen beschrieben und dann gepostet: „Gleichzeitig herrschte bedrückte Stimmung, denn nächste Woche findet schon der letzte Spieltag dieser Saison statt. Es wird zudem der letzte Spieltag für die Bundesliga-Mannschaft des TV Obernhausen sein, denn das Team wird sich zur kommenden Feldsaison hin auflösen.“

Nicky Heldmaier zeigte sich überrascht, zumal keine Spielerin von Obernhausen beim Gastspiel in Gärtringen auch nur eine Andeutung gemacht hatte. Aber, so die Gärtringer Spielertrainerin achselzuckend: „Mit einigen Clubs gibt es ein Mehr an mannschaftlichem Miteinander und mit manchen Vereinen eher weniger.“ TSV-Abteilungsleiter Olaf Niemann holte anderntags sofort Erkundigungen bei Tobias Spaltenberger ein, der ebenfalls wie Niemann auf europäischer Ebene als Faustball-Schiedsrichter im Einsatz ist und ließ sich das Aus direkt von Obernhausener Seite noch mal bestätigten, Dem Vernehmen nach, so Niemann, werde eine Spielerin studienbedingt nach Berlin umziehen und nicht mehr zur Verfügung stehen, zudem werden zwei routinierte Stammspielerinnen aufhören. Da aus der zweiten Obernhausener Frauenmannschaft, die in der untersten Spielklasse, der Landesliga, aktiv ist, kaum gleichwertiger Ersatz rekrutiert werden kann, hat sich der Club aus dem Ortsteil der Gemeinde Birkenfeld (bei Pforzheim) dazu entschlossen, sich für die nächste Hallenrunde in der ersten Liga abzumelden. Dadurch gilt Obernhausen als erster Absteiger. Da aber die Partien nicht aus der Wertung genommen werden, bleibt es beim Sechs-Punkte-Vorsprung der Gärtringer vor dem Letztplatzierten TSV Schwieberdingen. Somit hat der TSV Gärtringen schon vor den letzten beiden Punktspielen, am kommenden Sonntag in Schwieberdingen den Klassenerhalt vorzeitig gesichert, da insgesamt nur zwei Teams aus der obersten Liga absteigen.

Die Abmeldung von Obernhausen ist laut Bundesliga-Staffelleiter Andreas Gerzabek (Göppingen) „fristgerecht“ erfolgt und zieht kein Bußgeld nach sich. Allerdings tritt Obernhausen auch schon zur Feldsaison nicht mehr in der Ersten Bundesliga an und sorgte damit noch einmal für Jubel auf Gärtringer Seite. Denn das junge TSV-Team ist nach verpasster Aufstiegsrunde im Juli vergangenen Jahres erster Nachrücker in die Erste Feld-Bundesliga. Damals scheiterte Gärtringen auf heimischem Sportgelände am TSV Staffelstein (2:3) und dem TSV Ötisheim (0:3), aber für Nicky Heldmaier ist der nun nachträgliche Aufstieg keine unlösbare Aufgabe: „Von der Spielstärke her haben wir schon gezeigt, dass wir definitiv mithalten können.“

Der vor zwei Jahren in Gärtringen eingeschlagene Weg, den starken Jugendjahrgang um Kim Niemann, Sara Grözinger, Ann-Kathrin und Julia Motteler sowie Hannah Suhleder und die U-15-Spielerin Nele Holocher behutsam ans Aktivenlager heranzuführen, machte sich bezahlt. Zunächst sammelte der goldene Jahrgang in der Saison 2017/18 noch als eigenständige Mannschaft Erfahrungen in der zweiten Liga, ehe dann zusammen mit den Routiniers Nicky Heldmaier (48) und Yvonne Hornikel (40) der Sprung in die erste Hallen-Liga gelang. Heldmaier: „Einige Spielerinnen müssen da erst reinwachsen und vor allem in engen Spielsituationen noch die Abgezocktheit lernen.“

Schon in der laufenden Hallensaison sei ein gewisser Entwicklungsprozess zu erkennen gewesen. Umso mehr freute sich die TSV-Spielertrainerin, dass sich der große Nervenkitzel mit der noch bis zum vergangenen Sonntag offenen Abstiegsfrage für Gärtringen nun erledigt hat. Auch Kim Niemann wird die Kunde vom vorzeitigen Klassenerhalt gelegen kommen. Die talentierte Angriffsspielerin des TSV Gärtringen plagt sich schon seit mehreren Wochen mit einer Sehnenreizung in der Schulter herum und legte um die Weihnachtszeit schon eine vierwöchige Pause ein. Ihr Vater Olaf Niemann meinte: „Nun kann sie sich eventuell schonen, damit sie dann in zwei Wochen bei der Süddeutschen in der U-18-Mannschaft wieder voll einsatzbar ist.“ Auch Heldmaier deutete an, dass sie beim kommenden Spieltag mehr auf Zweitangreiferin Hannah Suhleder setzen wird: „Ich denke, dass wir Kim nur ganz dosiert einsetzen werden.“

Ins Grübeln kommt Nicky Heldmaier allerdings, wenn die Sprache auf die nunmehr feststehende Erstklassigkeit der Gärt- ringer Mannschaft im Sommer kommt: „Eigentlich wollte ich mal in der Rolle als Spielertrainern kürzertreten und eventuell nicht mehr auf dem Feld stehen. Da müssen wir uns nun mal zusammensetzen.“ Fest steht, dass sowohl sie als auch Yvonne Hornikel in der Hallensaison noch einiges an Spielzeit aufwiesen und die junge Garde um Kim Niemann wesentlich unterstützen. Heldmaier: „Das ist in dieser Saison was zusammengewachsen. Aber eins ist auch klar: Die Jungen sind der Motor.“