Tanzkurs mit den Kondom-Kosaken

Von Thomas Volkmann

Vor Beginn ihres Comedyprogramms am Mittwochabend im Herrenberger Mauerwerk servieren die performenden Herren Otto Kuhnle, MichaelGaedt und Roland Baisch ihrem Publikum eine Runde Wodka. Man muss ja schließlich in Stimmung kommen für diese Show, die angelehnt an die Initialen KGB der drei Künstleroriginale russischer Folklore und sowjetischen Klischees folgt – frei nach dem Motto: „Der Jubel rollt“.

Tanzkurs mit den Kondom-Kosaken

Übermütige Senioren auf Kindergeburtstag (von links): Michael Gaedt, Roland Baisch und Otto Kuhnle GB-Foto: gb

Gemeinsam bringt es das Trio auf mehr als 120 Jahre Bühnenerfahrung, jeder der drei kann auf um die 4000 Bühnenauftritte verweisen. Baisch gehörte einst zum Stuttgarter Comedy-Kollektiv Shy Guys, Kuhnle war Teil des Trios Blamage, Gaedt die Rampensau bei der Kleinen Tierschau – allesamt routinierte Spaßmacher also, die immer noch auf treue Fans zählen und es klasse finden, wenn Gaedt seinen Kopf in eine Kloschüssel steckt und eine Blume aus dem Wasser „beißt“. Das sanitäre Relikt ist in diesem Sketch aber kein Objekt, sondern Teil einer Dressur, das auf Kommando den Deckel wie den Rachen eines Raubtiers öffnet, ein Bällchen in die Luft bläst und schlimmstenfalls auch zurück ins Publikum pieselt.

Jubel braust auf beim zotteligen Hamster mit den dicken Backen

Bei Kuhnle genügt es meist schon, wenn er einfach nur sein grenzdebiles Zahnpastalächeln zeigt. Mit fünf Tischtennisbällen im Mund, die er so theatralisch wie clownesk auf „magische“ Weise darin verschwinden lässt und ihn wie einen zotteligen Hamster aussehen lassen, holt er sich gesonderten Jubel ab. Die Jonglage mit Tüchern und dem Sog eines (gottlob) elektrischen Laubbläsers hat ebenfalls etwas faszinierend Zirkushaftes.

Weil Otto Kuhnle in seinen Späßen aber manchmal etwas behäbig und selbstverliebt agiert, weist Roland Baisch wiederholt darauf hin, er möge sich beeilen, schließlich würde die Medikamentenwirkung von Kollege Gaedt langsam nachlassen. Umgekehrt ist der Ex-Tierschau-Frontmann voll in seinem Element, wenn er wie eine ausgebrochene Rinderherde steppen darf.

Ein paar Gesangsnummern mit Nonsenstexten haben KGB auch dabei, meist stilistisch russischer Folklore folgend, was gut für die Stimmung ist. Der Exkurs nach Spanien mit Flamenco tut der Show besonders gut, allein schon, um Gaedt und den musikalisch tonangebenden Baisch in engen Flamencokostümen mit herausquellenden nackten Bäuchen zu sehen.

An anderer Stelle lädt ein Tanzkurs zum Mitmachen ein. Zurückverwandelt in Kondom-Kosaken wird dann eine weitere Wasserschlacht auf der Bühne des Mauerwerks angezettelt und verstärkt sich das Gefühl, dass hier drei übermütige Senioren einen auf Kindergeburtstag machen. Gut, dass sich das Publikum zwischendrin immer wieder mit Wodka nachversorgen kann.