Überraschungscoup gegen den Tabellen-Zweiten

Mit einer überragenden Leistung in der zweiten Spielhälfte machte die SG H2Ku Herrenberg gestern Abend einen 29:25-Überraschungserfolg gegen den TSV Neuhausen/Filder perfekt. „Das war heute ein Sieg des Kollektivs“, lobte SG-Trainer Fabian Gerstlauer seine Jungs nach dem Spiel – und mit Blick auf die 16:8-Bilanz der zweiten 30 Minuten.

Von Uwe Priestersbach

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Nach einer bärenstarken zweiten Hälfte durfte die SG H2Ku Herrenberg jubeln GB-Foto: Eibner/Drofitsch

Nach einer bärenstarken zweiten Hälfte durfte die SG H2Ku Herrenberg jubeln GB-Foto: Eibner/Drofitsch

Der extrem wichtige Heimsieg machte aber auch die rund 400 SG-Anhänger in der Markweghalle glücklich, die der Corona-Sorge getrotzt hatten. So waren die SG-Verantwortlichen der städtischen Anordnung gefolgt und am Halleneingang wurden alle Zuschauer mit Namen und Telefonnummer erfasst. „Das ist eben der Zeitgeist, das entscheiden nicht wir“, war Gerstlauer froh, dass die Mannschaft trotz allem von so vielen Fans angefeuert wurde.

Noch mehr freute sich der SG-Coach beim Blick auf die Tabelle, denn die SG-Herren haben nach dem gestrigen Heimerfolg den zehnten Platz zurückerobert, der am Ende sicher zum Verbleib in der Oberliga berechtigen würde. „Die Punkte haben wir heute gebraucht, zumal man mit drei Absteigern aus der dritten Liga rechnen muss“, zeigte sich Gerstlauer gestern bei der anschließenden Pressekonferenz überzeugt.

Nach einem Happy End hatte es in der ersten Spielhälfte nicht unbedingt ausgesehen, was auch mit der durchwachsenen Chancenauswertung zusammenhing. Ale-xander Zürn traf bei einem Konterlauf nur die Latte, Finn Böhm scheiterte frei am Kreis ebenso gegen den bundesligaerfahrenen TSV-Schlussmann Magnus Becker, wie anschließend Christian Rau oder Sandro Münch nach einer Viertelstunde per Siebenmeter. Zu diesem Zeitpunkt lag der TSV Neuhausen als bis dato Tabellenzweiter der Oberliga mit 9:6 vorne.

Beim Pausenpfiff lagen die Gäste sogar mit 17:14 in Führung – und die zweite Spielhälfte fing nicht unbedingt vielversprechend für die SG H2Ku an. Zwar verkürzte der noch grippegeschwächte Sandro Münch mit seinem ersten Treffer des Spiels auf 14:17, doch dann wurde Janne Böhm nach der dritten Zeitstrafe mit der Roten Karte auf die Tribüne verbannt. Doch Patrick Letzgus traf beim fälligen Strafwurf nur den Pfosten und SG-Keeper Marvin Heinz entschärfte den Nachwurf. Irgendwie schien jetzt ein Ruck durch die Mannschaft der Hausherren zu gehen: Finn Böhm verkürzte in Unterzahl am Kreis auf 17:19 – und nach einer Zeitstrafe für Maximilian Bröhl tankte sich Jannis Mezger zum 21:21 (46.) durch die Gästeabwehr.

Danach spielten die SG-Herren wie entfesselt, während der ursprüngliche Favorit zunehmend Nerven zeigte. Nach einer weiteren Glanzparade des SG-Keepers tanzte Yannik Schopp seine Gegenspieler beim 22:21 aus – und als der in den Spielbericht nachgetragene Max Fuhrmann mit einem verdeckten Wurf das 24:22 (49.) erzielte, war klar, dass jetzt etwas zu holen war. Zwar verkürzte der wieder genesene TSV-Rückraumshooter Hannes Grundler noch einmal auf 24:25 und Fabian Gerstlauer reagierte mit einer Auszeit (52.), doch danach war das Pulver der Gäste verschossen. So stieg Linkshänder Christian Rau zum 27:24 (56.) hoch, worauf Gästetrainer Markus Locher in der Schlussphase auf eine offene Abwehr setzte. Jetzt holte Rau einen Strafwurf raus, bei dem Marvin Seeger die Verantwortung übernahm und zum 28:24 traf. Jetzt standen die SG-Anhänger auf und Schopp sorgte beim 29:24 in der 59. Minute für die Entscheidung.

TSV-Trainer Locher sprach anschließend von zwei grundverschiedenen Halbzeiten – und nachdem die Hausherren im zweiten Durchgang nur acht Gegentore zugelassen hatten auch von einem „hochverdienten Sieg“. So habe seine Mannschaft den Kampf nur in den ersten 30 Minuten aufnehmen können, und in der zweiten Halbzeit kein Mittel mehr gegen die aggressive SG-Abwehr gefunden. Stolz auf die Vorstellung seiner Mannschaft war Fabian Gerstlauer – vor allem auf die vielen Paraden von Marvin Heinz, die dem Gegner den Zahn gezogen hatten. Das Torverhältnis von 16:8 im zweiten Abschnitt sprach für ihn Bände in Sachen Effektivität, zumal der SG-Coach nach den grippebedingten Problemen unter der Woche die Spielzeiten entsprechend dosieren musste.

Am kommenden Samstag ist die SG nun bei der viertplatzierten TSG Söflingen gefordert. „Wir haben auch da eine Chance und müssen jetzt alles mitnehmen“, machte Gerstlauer eine klare Ansage.

SG H2Ku Herrenberg: Rhotert, Heinz (beide im Tor), Seeger (8/2), Finn Böhm (2), Janne Böhm (3), Bröhl, Lämmle (1), Münch (3/1), Fuhrmann (1), Mezger (3), Zürn (3), Schopp (3), Schnitzler, Rau (2)

TSV Neuhausen/F.: Prauß, Becker (beide im Tor), Letzgus (5), Pabst (3), Hipp, Maier, Fleisch (5), Grundler(3), Reinhardt, Roos (2), Michalik (1), Sommer (3), Keppeler (3/1)

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Erstellt:
9. März 2020

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