Und immer wieder lockt der Türk. SV Herrenberg

Und immer wieder lockt der Türk. SV Herrenberg

Mehr als nur Fußball: Fatih Halil empfindet den Türk. SV Herrenberg als eine große Familie GB-Foto: Holom

Das ist auch unter Vereinstreue zu verstehen: Üblicherweise denkt man bei diesem Begriff an einen Fußballer, der jahrelang beim selben Club kickt, danach dort vielleicht auf Funktionärsebene tätig wird. Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen Akteur, der schon in etlichen Mannschaften aktiv war, der aber immer wieder zu einem bestimmten Verein zurückkehrte: Fatih Halil spielt in dieser Saison beim Türk. SV Herrenberg in der Bezirksliga, es ist sein viertes Engagement beim Aufsteiger.

Der 33 Jahre alte Fatih Halil stammt aus Oberjesingen, beim dortigen SV absolvierte er die Zeit in der Fußballjugend. Dort spielte er zunächst auch bei den Aktiven, stieg mit dem Team von der Kreisliga B in die Kreisliga A auf. Vom SV wechselte er zum Türk. SV Herrenberg, das war der Beginn einer bis heute mehrfach unterbrochenen, aber wohl nicht endenden Beziehung. Was folgte, war sein Einsatz für den VfL Herrenberg, wieder für den Türk. SV, für den TSV Ehningen, abermals für den Türk. SV, für den SV Affstätt, den TSV Öschelbronn, den TSV Kuppingen und nun, womöglich zum letzten Mal, erneut für den Türk. SV. „Ich bin immer wieder von Freunden oder Kollegen oder ehemaligen Mitspielern gefragt worden, ob ich mich ihrem Club anschließe“, sagt Fatih Halil, daher sei er „ganz schön herumgekommen“.

Halil spielte in allen Klassen von der Kreisliga B bis zur Landesliga. In der Landesliga war er beim TSV Ehningen, mit diesem Team stieg er 2010 in diese Klasse auf, zudem holten die Ehninger damals den Bezirkspokal. „Sportlich war das sicher meine erfolgreichste Zeit“, sagt Halil, der als Außenstürmer maßgeblich zu den Titeln der Ehninger beitrug. „Halil war ein entscheidender Pfeiler in unserem Spiel. Er hat Dinge gemacht, die man nicht erwartet hat. Mit seinem Tempo und seiner Art und Weise, Fußball zu spielen, war er enorm wichtig und für den Gegner nicht auszurechnen. Er ist zudem menschlich ein ganz feiner Kerl“, sagt sein damaliger Trainer Jens-Uwe Zierer.

Nach einem Jahr in der Landesliga stieg der TSV wieder ab, und bei Halil schlich sich der Schlendrian ein. „In Ehningen war ich immer regelmäßig im Training, danach war das nicht mehr so der Fall“, sagt der Offensivspieler. Als trainingsfaul würde er sich nicht bezeichnen, bequem sei er hingegen schon. Viele Jahre konnte sich Fatih Halil auf seine fußballerischen Fähigkeiten verlassen, er war in den jeweiligen Teams gesetzt auch ohne großartigen Trainingseifer. Halil: „Früher war das für mich problemlos möglich, inzwischen geht das aber nicht mehr so einfach.“

Nach seiner Zeit beim TSV Kuppingen wollte der Familienvater, sein Sohn ist zwei Jahre alt, kürzertreten. „Ich hatte im Kopf, eine Auszeit vom Fußball zu nehmen“, sagt Halil, ein wesentlicher Grund dafür seien seine Frau und sein Kind. Er erinnert sich an einen Sonntag, an dem er spielfrei hatte und sich um seinen Sohn kümmern konnte. „Das ist Gold wert.“

Es kam anders, denn der Türk. SV Herrenberg meldete sich bei Fatih Halil. Wieder einmal. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt der Stürmer, gerne habe er aber das Gesprächsangebot angenommen. „Die Herrenberger haben mir von ihren Plänen und Zielen erzählt. Ich habe zu dem Verein eine besondere Beziehung. Die Eltern der Spieler kennen sich, ich kenne dort viele Personen, es ist wie eine Familie“, schildert Halil. Lange habe er nicht überlegen müssen, um erneut zum Türk. SV zu gehen. In dem Gespräch sagte er auch „ganz offen“, dass sein Trainingsfleiß nicht besonders groß sei. Das hinderte die Verantwortlichen des Türk. SV um Präsident Cihan Aydin nicht daran, den 33-Jährigen zu verpflichten.

Halil erkannte, dass er sich im Training stärker plagen muss, um in Sachen Fitness zuzulegen. Problematisch ist allerdings, dass er im Schichtbetrieb arbeitet, jede zweite Woche somit, wenn überhaupt, nur einmal trainieren kann. Denkbar wäre natürlich, in den Spätschichtwochen vormittags eine kleine Laufeinheit einzulegen. „Oh je, dazu bin ich doch zu faul“, sagt Halil und lacht. Wenn es eine kleine Läufergruppe gebe, könne er sich das vielleicht vorstellen, alleine aber nicht. Halil wiegt 67 Kilogramm, ein Gewichtsproblem hat er beileibe nicht. Woran es ihm mangele, seien Kraft und Ausdauer. „Es ist aber schon besser geworden. Ich spüre das schnell, wenn ich regelmäßig trainiere“, sagt Halil, der in dieser Runde bisher zwei Treffer erzielte, der gerne den Vorwärtsgang eingelegt, bisweilen aber Probleme hat, den Rückwärtsgang zu finden.

Fatih Halil kann die Entwicklung beim Türk. SV Herrenberg gut beurteilen, war er doch schon vor über einer Dekade Akteur des Clubs. „Der Verein hat sich in seinen Strukturen von Jahr zu Jahr verbessert. Bei den Spielern wird auch auf den Charakter geachtet. Die Mitspieler sind toll, es macht Spaß, mit ihnen zu kicken. Der Club ist super aufgestellt, er ist professioneller geworden“, sagt Halil, derzeit liegt das Team auf Platz sechs. Bei Fatih Halil ist offen, wie lange er noch aktiv spielen wird. Er könne sich vorstellen, vielleicht noch ein weiteres Jahr beim Türk. SV zu spielen. THOMAS OBERDORFER

Alle Partien des Spieltags in der Bezirksliga gibt es unter der Rubrik „Sporttermine am Wochenende“ in dieser Ausgabe.