Unter der Schale lagern wertvolle Vitamine

Was haben Sieglinde, Pombadour und Alexandra gemeinsam? Sie lassen sich alle mit Zwetschgenessig und Walnussöl prima zu Kartoffelsalat verarbeiten. Die Kartoffeln gehören zum Sortiment des Tailfinger Kartoffelhofs Egeler, der für eine interaktive Führung im Rahmen der Aktion „Mach’s Mahl – Gutes Essen für Baden-Württemberg“ seine Tore öffnete.

Von Jenny Schwartz

Lesedauer: ca. 3min 13sec
Jeder Teilnehmer durfte seinen eigenen Kartoffelsalat kreieren GB-Foto: Bäuerle

Jeder Teilnehmer durfte seinen eigenen Kartoffelsalat kreieren GB-Foto: Bäuerle

In der kleinen Backstube des Kartoffelhofs Egeler herrscht Hochbetrieb. Ein knappes Dutzend Besucher ist dabei, eifrig Kartoffeln zu schälen und in eine mit einem Namensschild versehene Schüssel zu hobeln. Gewürze stehen in der Mitte des Tisches, der Zwiebelgeruch lässt die Augen brennen, die Fleischbrühe dampft. Immer wieder ruft Eleni Egeler Anweisungen durch den Raum. „Die Kartoffel sollte noch in der Pelle gekocht werden“, rät sie zum Beispiel. „Unter der Schale sind wertvolle Stoffe und Vitamine, die dann in die Kartoffel einziehen können.“ Und wenn sich eine damit auskennt, einen richtig guten Kartoffelsalat zu machen, dann ist das die Besitzerin des Kartoffelhofs Egeler.

Die Kartoffel gehört schon seit Jahren zu den beliebtesten Nahrungsmitteln der Deutschen. Doch wie viel Arbeit hinter einem Sack Kartoffeln steckt, ist wohl nur wenigen klar. Deshalb hat sich Eleni Egeler bereiterklärt, im Rahmen der Aktion „Mach’s Mahl“ vom Ministerium Ländlicher Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg für einen Abend Einblicke in den Alltag auf dem Kartoffelbetrieb zu geben. „Damit der Verbraucher mal sehen kann, welchen Weg die Kartoffeln von der Ernte bis zum Verzehr hinter sich bringen“, erklärt Dagmar Jost, Leiterin des Forums Ernährung und Hauswirtschaft im Landratsamt, die die Veranstaltung betreut und organisiert hat.

„Das ist unsere Art der Verbraucher-Information.“ Der Kartoffelhof Egeler nimmt schon zum zweiten Mal an dem Programm teil. Aber im Gegensatz zum ersten Mal gibt es jetzt keine reine Betriebsführung mehr, sondern ein richtiges Mitmachprogramm. Damit man die hauseigenen Kartoffeln auch probieren kann, dürfen die Mach’s-Mahl-Teilnehmer nämlich erst mal einen Kartoffelsalat aus den verschiedenen Sorten zubereiten. Und während der Salat zieht, dürfen sich die Köche mal ein bisschen auf dem Hof umsehen.

Der erste Weg führt die neugierigen Kartoffel-Liebhaber in die Halle, in der eine Ablagestation mit Förderband, die Vorsortierungsanlage sowie das Kistenfüllgerät stehen. Letzteres ist bereits aufgeräumt, da die Erntesaison inzwischen vorbei ist. An der Vorsortierungsanlage sind dafür noch immer die Rollen zu sehen, mit denen man eine erste grobe Größensortierung vornehmen kann. „Das erleichtert uns das Sortier-Geschäft enorm“, erklärt Eleni Egeler. Schließlich sind Eleni und ihr Mann Karl-Heinz Egeler nur zu zweit für die Sortierung und Verpackung des Gemüses zuständig.

Nach verschiedenen Größen
sortiert und enterdet

Ein Gabelstapler setzt die vorsortierten Kartoffeln schließlich ein Stockwerk höher, wo sie über zwei Laufbänder hinüber zu einer zweiten Sortiermaschine transportiert werden. Dort werden die Kartoffeln erneut nach verschiedenen Größen sortiert und nebenbei auch ein bisschen enterdet. „Wenn etwas nasse Erde an den Kartoffeln bleibt, ist das aber nicht schlimm“, meint Eleni Egeler. „Daraus kann die Kartoffel nämlich Feuchtigkeit ziehen.“ Damit sich die Besucher ein richtiges Bild vom Geräuschpegel der Sortierung machen können, schaltet die Hauswirtschaftsmeisterin sogar kurz die Sortiermaschine ein. Holternd und polternd beginnt das Gerät zu wackeln und zu arbeiten, bevor Eleni Egeler ihre Gäste wieder hinunter in das Kartoffellager führt. Hier sind die Knollen nach Sorten gestapelt, die Kisten reihen sich bis zur Decke hoch. Und dabei ist das nur ein Bruchteil der Kartoffeln, denn auch das Kühllager ist bereits randvoll. „Im Kühllager lagern wir die Kartoffeln, die wir nicht sofort verkaufen wollen“, erläutert Eleni Egeler. „Die werden dort länger haltbar gemacht.“

Satte 25 verschiedene Kartoffelsorten werden auf dem Hof angebaut. „Damit wir das ganze Jahr über die drei Kochsorten mehlig, festkochend und vorwiegend festkochend verkaufen können“, nickt Eleni Egeler. Mit mehr Auswahl sei man nämlich flexibler. „Wenn eine Sorte mal nichts wird, kann man das Defizit durch eine andere, ähnliche Sorte auffangen.“ In der Verpackungsanlage werden die einzelnen Sorten dann schließlich in Papiertüten verpackt. Der vollautomatische Absackautomat kommt mittlerweile nur noch selten zum Einsatz, da hier nur 25 Kilogramm auf einmal eingesackt werden können. „Und da die Häuser heutzutage ohne Lagerkeller gebaut werden, kauft niemand mehr 25 Kilogramm Kartoffeln auf einen Schlag“, seufzt Eleni Egeler. „Die Leute kaufen nur noch die Mengen, die sie auch wirklich in einer Woche verzehren können.“

Nach einer knappen Stunde ist die Führung dann schließlich zu Ende, und die Kartoffelsalate können endlich verputzt werden. Eine Frage bleibt aber noch offen: Warum haben die Kartoffelsorten eigentlich alle weibliche Namen? „Na ja, das Beste ist eben immer weiblich“, grinst Eleni Egeler frech.

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Erstellt:
30. Oktober 2019

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