Fußball: Der FC Gärtringen feiert derzeit sein 101-jähriges Jubiläum. Trotz einiger Rückschlägekann der Verein auf eine traditionsreiche Fußball-Historie zurückblicken.
Diese Landesliga-Mannschaft um Spielertrainer Martin Oßwald (obere Reihe, ganz links) läutete mit dem Aufstieg in die Verbandsliga im Jahr 2006 die bislang erfolgreichste Fußball-Ära des FC Gärtringen ein. GB-Foto (Archiv): Bäuerle
Seit drei Wochen kommt der FC Gärtringen aus dem Feierbetrieb gar nicht mehr heraus. Das ist auch kein Wunder, schließlich holt der Verein die Festlichkeiten zu seinem 100-jährigen Jubiläum in diesem Jahr nach, die im vergangenen Jahr coronabedingt ausfallen mussten. Und in 100, beziehungsweise 101 Jahren Vereinsgeschichte ist einiges geschehen, auf das man rückblickend anstoßen kann.
Wir schreiben den 1. März 1921. Ein historischer Tag in der Gemeinde Gärtringen, denn eine Gruppe Mitglieder des bestehenden Radfahrervereins beschließt, ihre Leidenschaft für den Ballsport publik zu machen und gründet den ersten offiziellen Fußballverein der Gemeinde. Ganz leicht haben es die Kicker allerdings nicht, denn die Platzsituation lässt zu diesem Zeitpunkt noch einiges zu wünschen übrig. Ein Jahr später wird der Fußballverein durch weitere Sportarten ergänzt und zum „Turn- und Sportverein“ umbenannt. Fußball rückt erst mal wieder in den Hintergrund.
1926 wird den Ballfreunden schließlich ein Platz auf dem „Öfele“ zugewiesen, wo heute die B14 entlang verläuft. „Den Namen Fußballplatz hatte das aber eigentlich nicht verdient“, schmunzelt der heutige Vorstandsvorsitzende Frank Rasch mit einem Blick auf die alten Fotos. „Staubige Wiese trifft es eher.“ Kein Vergleich zu dem luxuriösen Gelände unterhalb des Weingartenbergs, wo der FC Gärtringen heute seine Duelle in der Landesliga bestreitet.
1926 sondern sich die Fußballer auch endgültig von den anderen Sportarten ab und gliedern sich als Fußballclub Gärtringen aus. Auch der Zweite Weltkrieg kann die Begeisterung für das runde Leder nicht lange bremsen. Bereits kurz nach Kriegsende stehen viele Heimkehrer schon wieder auf dem Platz. 1951 gelingt der Aufstieg in die Bezirksklasse, wo sich der FCG zwar zunächst schwertut, aber nicht unterkriegen lässt.
Dass das „Öfele“ nicht ewig als Fußballplatz herhalten kann, wird in den 1950er Jahren auch der Gemeinde Gärtringen klar. Nach langen Überlegungen stellt man dem Verein das heutige Gelände zur Verfügung, dort wird 1959 der Sportplatz und das Clubhaus eingeweiht. Während für die Mannschaft spielerisch ein jahrelanges Auf und Ab folgt, erlebt der Vereinscharakter hier seine Hoch-Zeit. „Damals wurden viele größere Turniere veranstaltet, auch gegen namhafte Gegner“, erinnert sich Rudi Amann, der mittlerweile seit 62 Jahren Mitglied beim FCG ist. Selbst im Verein gekickt hatte der heute 82-Jährige nicht, dafür aber viele Spiele als Fan von den Zuschauerbänken aus verfolgt, darunter legendäre Partien gegen die Stuttgarter Kickers und die Amateure des VfB Stuttgart.
1978 sollte sich jedoch alles ändern. In der Nacht zum 6. Dezember bricht in diesem Jahr durch einen technischen Defekt ein Schwelbrand aus, der das hölzerne Vereinsheim nahezu komplett zerstört. Die Vereinsvorsitzenden befinden sich in einer Art Schockstarre. Man steht vor einem Scherbenhaufen, bis drei Männer beschließen, die Sache in die Hand zu nehmen: Rudi Amann, Lothar Schmid und Walter Gohl.
Zu dritt koordinieren sie den Wiederaufbau des Vereinsheims, der von den Vereinsmitgliedern überwiegend in Eigenleistung durchgeführt wird. 4600 Arbeitsstunden legen die Ehrenamtlichen in ihr Projekt hinein, so dass nach einer Bauzeit von knapp einem Jahr 1983 die Wiedereröffnung stattfinden kann. Das damals gebaute Vereinsheim steht heute noch. Auch wenn es, ebenso wie die Fußballplätze an sich, inzwischen mehrfach an neue Bedürfnisse angepasst wurde. „Wir hatten damals einen guten Zusammenhalt im Verein“, erinnert sich Rudi Amann. „Das war so eine richtig verschworene Gemeinschaft.“ Das Trio blieb in dieser Konstellation zehn Jahre lang in der Vereinsführung, bis Rudi Amann und Walter Gohl ihr Amt schließlich niederlegten.
Wenn Amann auf seine jahrzehntelangen Funktionärstätigkeiten zurückblickt, dann mit einem Lächeln. Mit seinem Verein konnte er viele Erfolge bejubeln. Darunter den Aufstieg von der Bezirksliga in die Landesliga, wo sich der FC Gärtringen mittlerweile seit 1999 hält. 2006, 2009 und 2014 ist es dem FCG sogar gelungen, in die Verbandsliga aufzusteigen, wobei nach jeweils einer Saison immer wieder der direkte Abstieg erfolgte. Was die Spielklasse angeht, ist der FCG seit einigen Jahren unumstritten die Nummer eins im Gäu. Was sich in den vergangenen Jahren allerdings gewandelt hat, ist die Mentalität der Menschen. „Der Zeitgeist ist heute ein anderer“, meinte Amann. „Die Gesellschaft hat sich verändert, was aber nur natürlich ist. Die Welt dreht sich eben immer weiter.“ Ein ehrenamtliches Engagement, wie es früher üblich war, sei heute kaum noch möglich. Das hat auch der aktuelle Vereinsvorstand festgestellt, der diesen Umstand nun ändern möchte. „Wir streben an, den FCG wieder zu einer großen Familie zu machen und das Miteinander der Jugend, AH und Erwachsenen stärken“, gibt Frank Rasch ein klares Ziel vor. „Das hat den Verein früher schließlich ausgemacht.“ Noch sei man hier in der Findungsphase, doch die Jubiläumsfeiern hätten gezeigt, dass man auf einem guten Weg ist. Rasch: „Fußball ist ein Mannschaftssport – nicht nur auf dem Platz, sondern auch nebendran.“
Heute Abend steigt ab 19 Uhr der große Fest- und Ehrenabend des FC Gärtringen im Festzelt unter Mitwirkung des Musikvereins Gärtringen. Nach einem AH-Turnier und einem DJ-Abend am Samstag bestreitet die Landesliga-Mannschaft am Sonntag ein Festspiel gegen den SV Rohrau (14 Uhr), die eben erst in die A-2-Liga aufgestiegene zweite Mannschaft empfängt den TV Darmsheim (16.30 Uhr).