Uwe Diether schaut in der alten Heimat vorbei

Von Andreas Gauss

Fußball: Zwei interessante Benefizspiele liefern sich am Sonntag in Kuppingen die Aktiventeams des TSV und des SV Deckenpfronn. Zudem tritt die VfL-Herrenberg-Traditionself gegen eine Ü-50-Auswahl an.

Uwe Diether schaut in der alten Heimat vorbei

Ein schon legendäres Jubelbild mit Thomas Münchinger (ganz rechts): Mit einem 3:1-Heimsieg über den VfR Heilbronn entfernte sich das abstiegsbedrohte Verbandsliga-Team des VfL Herrenberg im Mai 1991 von den Abstiegsrängen – am Ende schaute sogar noch der zehnte Abschlussplatz heraus. GB-Foto (Archiv): Bäuerle

„Das ist doch Schnee von vorgestern.“ – Thomas Münchinger winkt ab. Den langjährigen Fußballtrainer des VfL Herrenberg braucht man eigentlich auf die „alten Zeiten“ aus der Verbandsliga nicht ansprechen. Er schaut lieber nach vorne und freut sich schon riesig auf den Sonntagnachmittag auf dem Sportgelände des TSV Kuppingen. Denn wie schon im vergangenen Jahr – zur Einweihung des neuen Rasenspielfeldes – hat Münchinger die sogenannte „VfL-Traditionself“ mit Spielern aus den Verbandsliga- und Landesliga-Zeiten der 80er und 90er Jahre zusammengetrommelt. Münchinger: „Das Schönste sind eigentlich die Trainingsabende vorher.“ Erst neulich seien rund 28 Spieler auf dem Mönchberger Sportgelände zusammengekommen. Münchinger hat mit den Treffen der VfL-Ehemaligen einen Nerv getroffen: „Wir haben uns erstmals beim 100-Jährigen in Herrenberg wieder getroffen, da war fast zu viel Zeit vergangen. Bei vielen hat man gemerkt: ’Da hat was geschlummert …’“ Dementsprechend wurde vereinbart, sich mindestens einmal jährlich zu treffen und zu kicken. „Am besten für einen guten Zweck“, merkt Münchinger an.

Und da rannten erneut die Kuppinger beim einstigen Jugend- und Aktiventrainer des VfL offene Türen ein. Denn für das permanente Spendenprojekt für den Förderverein Krebskranker Kinder Tübingen, welches die Kuppinger Aktiven ins Leben gerufen hatten, sollte ein besonderer „Benefiz-Spieltag“ veranstaltet werden. Spontan sagte auch die letztjährige Landesliga-Mannschaft des SV Deckenpfronn zu, obwohl Trainer Marco Grausam erst ein wenig später zum Vorbereitungsauftakt geblasen hätte. Eine Live-Band erklärte sich ebenfalls bereit, ohne Gage zu spielen. Und Thomas Münchinger gab stellvertretend für seinen „Pool an 35 Spielern“ aus Herrenberg ebenfalls die Zusage: „Es ist immer wieder verblüffend zu sehen, was beim TSV Kuppingen alles möglich ist.“

Während die Aktiven am Sonntagmorgen bereits um 11 Uhr aufeinandertreffen, müssen sich die Ü-50-Routiniers um 14.30 Uhr der angesagten „Bullenhitze“ (bis zu 35 Grad wurden von den Wetterdiensten prognostiziert) stellen. Münchinger hat einige Wechselmöglichkeiten: „Aktueller Stand ist, dass wir rund 18 Spieler sein werden.“ Auf der Gegenseite steht die von Kenan Yalcin geleitete Kuppinger AH, die als „TSV & Friends“ auch auf einige versierte Kräfte von anderen Vereinen zurückgreifen wird.

Sehr gefreut hat sich Thomas Münchinger über eine nicht ganz selbstverständliche Zusage. Denn der mittlerweile 55-jährige Uwe Diether fährt eigens aus Mainz am heutigen Freitag an. Diethers Wurzeln stammen aus Ebershardt, seine Eltern führen bis heute den dortigen Gasthof „Hirsch“. Der beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden angestellte Uwe Diether hat aber schon als talentierter Stürmer in der Verbandsstaffel-B-Jugend des VfL Herrenberg trainiert: „Damals war Günther Haas unser Trainer.“ Thomas Münchinger war damals A-Jugend-Coach und kann sich noch erinnern, dass von der Körperlichkeit her, Diether, Achim Leber und Jochen Novodomsky schon parallel auch in der A-Jugend einige Einsätze hatten. Noch vielen Fußballinteressierten in Herrenberg ist im Gedächtnis, dass der VfL damals den Nachwuchs des VfB Stuttgart mit 2:1 bezwingen konnte – die einzige Niederlage für den Bundesliga-Nachwuchs in der ganzen Saison. Beide Tore erzielte Uwe Diether, der prompt die A-Jugend-Zeit in Stuttgart verbrachte. Über die Spvgg. Renningen kam Diether sogar zu einem Profivertrag beim FSV Mainz 05, zum ganz großen Durchbruch reichte es aber nicht. Bei seiner Bundeswehrzeit beim Jägerbataillon 552 in Böblingen kam Diether auch mit Triathlon in Berührung, dem Ausdauersport frönte er dann akribisch nach Ende der Fußballkarriere. Seine Ironman-Bestzeit: 9:16 Stunden. Der Zufall wollte es, dass Armin Mahrla aus Hildrizhausen zufällig Uwe Diether im Pfingsturlaub in Tunesien traf, beide ins Gespräch kamen und der langjährige Landesliga-Kicker aus Hausen ihn auf die Traditionself aufmerksam machte. „Wenn ich Zeit habe, komm ich“, meinte Diether. Eines ist jetzt schon klar: Über Einsatzzeiten dürfte sich der passionierte Marathonläufer am Sonntag nicht beklagen dürfen …