Vertragsverlängerung bei einem Glas grünem Tee

Bei den Böblinger Bundesliga-Frauen blickt man voller Optimismus in die Zukunft. Das sportliche Tief mit zwei Spielzeiten ohne einen einzigen Sieg ist überwunden, aktuell befindet man sich im deutschen Oberhaus klar auf Kurs Richtung Klassenerhalt. Seit 1991 ist – mit kurzer Unterbrechung – Qianhong Gotsch mit dabei. Sie hat Anfang dieser Woche für eine weitere Saison im Trikot der SVB zugesagt.

Von Thomas Holzapfel

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Qianhong Gotschbleibt ihremVerein treuGB-Foto: Holzapfel

Qianhong Gotsch bleibt ihrem Verein treu GB-Foto: Holzapfel

Als das SVB-Quartett mit Führungsspielerin Qianhong Gotsch kurz vor Weihnachten beide Zähler aus Schwabhausen entführte, war die Euphorie im Böblinger Lager unverkennbar. Mit einem ausgeglichenen Punktekonto ging es in die kurze Winterpause. Dass man inzwischen auch wieder in der Lage ist, gegen Bundesliga-Spitzenteams mitzuhalten, bewies man vor Wochenfrist gegen Pokalfinalist SV DJK Kolbermoor, als man mit einem 3:0 furios in die Partie startete, dann aber abreißen lassen musste bis zum 3:6. „Natürlich hatten wir zwischenzeitlich auf einen Punktgewinn gegen Kolbermoor gehofft“, sagt Böblingens langjähriger Manager Frank Tartsch, „allerdings stellt diese Niederlage keinen Beinbruch dar. Wir müssen hauptsächlich gegen die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf bestehen. Aktuell haben wir eine gute Ausgangsbasis, um auch im nächsten Jahr wieder Bundesliga spielen zu können.“ Hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, am Ende über dem Strich zu stehen, möchte sich Frank Tartsch nicht festlegen. „Eine Prozentzahl kann und will ich nicht nennen, aber die Chancen stehen gut. Der Drops ist jedoch noch nicht gelutscht und durch die abermalige Verletzung von Xu Yanhua fehlt uns auch eine Alternative in den kommenden Spielen.“

Sollte es mit dem Liga-Erhalt klappen, ist auf jeden Fall Qianhong Gotsch weiter mit dabei. Die 51-jährige Gärtringerin lud unter der Woche Frank Tartsch zu sich nach Hause ein. Wie schon beinahe Tradition, wurde bei einem Glas grünem Tee und einem vertrauensvollen Handschlag die Vertragsverlängerung um ein weiteres Jahr festgemacht. Dementsprechend macht man sich zum jetzigen Zeitpunkt keine Gedanken, wie sich die Situation in Böblingen darstellen würde, wenn die Böblinger Institution Qianhong Gotsch irgendwann ihren Schläger an den berühmten Nagel hängen würde. „Hongi und ich haben immer scherzhaft gesagt, dass wir einmal zusammen aufhören werden“, plaudert Frank Tartsch aus dem Nähkästchen, „aber das ist Zukunftsmusik. Gerade macht es richtig Spaß, mit diesem Team die Bundesliga-Orte in der Republik zu bereisen.“ Dennoch fügt Tartsch hinzu: „Bei den aktuellen Gegebenheiten könnte ich mir allerdings durchaus vorstellen, dass es auch nach Hongi und mir in der Bundesliga weitergehen könnte.“

Optimale Voraussetzungen am Nachwuchsstützpunkt Böblingen

Tartsch verweist dabei auf die optimalen Voraussetzungen, die der baden-württembergische Nachwuchsstützpunkt in Böblingen bietet. „Dadurch gelingt es, junge Talente an uns zu binden. Insbesondere für leistungsorientierte Mädchen soll der Verbandsstützpunkt sogar noch weiter ausgebaut werden. Mit Baden-Württembergs Sportdirektor Sönke Geil und der Landestrainerin Evelyn Simon, die auch als persönlicher Coach von Annett Kaufmann fungiert, stehen kompetente Partner für die Weiterentwicklung in der Verantwortung. Und beide wohnen ja hier im Kreis Böblingen.“

Für Gesprächsstoff sorgte das SVB-Bundesliga-Team zuletzt mit dem Verlegen zweier Heimspiele an fremde Standorte. So fanden gleich zwei Partien in Mönsheim und Calmbach statt, was zur Folge hatte, dass die Fans in Böblingen in der Vorrunde ihr Team nur einmal im heimischen Tischtenniszentrum bestaunen konnten. „Das Ganze ist eine Win-win-Situation“, erklärt Frank Tartsch. „Beide Vereine sind Anfang 2019 mit dem Wunsch an uns herangetreten, aufgrund ihrer Jubiläen mal ein Bundesliga-Spiel auszurichten. Und wir standen dem Ganzen sehr offen gegenüber. Dass es dann gleich bei beiden klappte, war im Grunde so nicht geplant, aber wir wollten natürlich unsere Zusagen einhalten.“

Werbung in eigener Sache
mit „verkauften“ Heimspielen

Laut Tartsch sind diese „verkauften“ Heimspiele für beide Seiten von finanziellem Vorteil. Zudem konnte vor Ort mit dem Auftritt der Bundesliga-Damen Werbung in eigener Sache betrieben werden. „Wir hoffen, dass der eine oder andere Zuschauer zukünftig auch den Weg in unsere Halle findet“, sagt Tartsch, der zugleich ergänzt, dass die SVB durch diese besonderen Heimspiele mit hoher Zuschauerakzeptanz auch in der Bundesliga-Zuschauertabelle zusammen mit dem TSV Langstadt eine führende Position einnimmt. Aktuell unterstützen durchschnittlich 200 Fans die SVB bei ihren Heimpartien.

Um auch weiterhin eine gut besuchte Halle zu haben, ist man bei der SVB zuletzt auch eine Kooperation mit Tischtennis Baden-Württemberg eingegangen. Um insbesondere den Mädchensport weiterzuentwickeln, wird Vereinen mit Mädchenteams die Möglichkeit angeboten, kostenfrei ein Bundesliga-Spiel der SVB zu besuchen. „Wir haben regelmäßig Vereine und deren Mädchen bei uns zu Gast. Nun stellen wir das Ganze auf eine institutionelle Basis und freuen uns auf viele Nachfragen von Vereinen und Bezirken“, sagt Frank Tartsch. Schon das nächste Spiel am 9. Februar gegen Schwabhausen dürfte gut besucht sein, wenn sich unter anderem die Tischtennisabteilung aus dem hohenlohischen Langenburg mit 60 Personen auf den Weg nach Böblingen machen wird.

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Erstellt:
16. Januar 2020

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