Fußball: Gastgeber des 43. Jettinger Turniers bezwingt den Lokalrivalen FC Unterjettingen mit 2:1nach Verlängerung. Der als Torhüter eingesetzte Feldspieler Florian Stephan entscheidet das Finale.
„Blau ist die Heimat“ – und dort blüht der Erfolg: Der VfL Oberjettingen (blau) gab beim diesjährigen Hallenturnier dem FCU das Nachsehen. GB-Fotos: Vecsey
Zehn Sekunden vor Schluss – Zwei Winterpausen ohne Hallenfußball in Jettingen, das hatte jetzt ein Ende. Und die Zuschauer kamen in Scharen. Das Finale hätte man nicht besser inszenieren können: Bei der 43. Auflage des Jettinger Hallenturniers setzte sich vor vollbesetzten Rängen in der Willy-Dieterle-Halle der gastgebende VfL Oberjettingen im Lokalderby gegen den FC Unterjettingen mit 2:1 nach Verlängerung durch. Zehn Sekunden vor Abschluss der Spielzeit schoss Keeper Florian Stephan mit seinem zweiten Finaltreffer den Titelverteidiger ins Glück. Das Spiel um Platz drei gewann die Spvgg. Oberschwandorf im Kreisliga-B-Vergleich mit dem SV Schönbronn klar mit 5:1.
„Richtig ernst“ – Dass der Stellenwert des Turniers vor allem bei den beiden gastgebenden Vereinen besonders hoch ist, verwundert nicht. Viele Spieler richten ihre Urlaubspläne nach dem Hallenturnier, auch Unterjettingens Trainer Steffen Renschler macht sich erst in der kommenden Woche zum Skifahren auf. „Es gibt sicher lukrativere und hochwertiger besetzte Hallenturniere, aber wenn ich mir mit meiner Mannschaft einen Turniersieg wünschen dürfte, dann wäre das hier“, sagt er unmissverständlich. Yannick Ruß vom VfL Oberjettingen, in der Halle sowohl als Kicker wie auch als Organisator gefragt, blies in dasselbe Horn: „Auch wenn derzeit die Priorität eindeutig auf der Feldsaison liegt, so nehmen wir unser eigenes Turnier natürlich richtig ernst.“
Gespräche laufen noch – Nicht selten wird an solchen Turnieren auch Vollzug gemeldet, wenn es um Vertragsverlängerungen bei Trainern geht. In Jettingen hielt man sich mit derartigen Nachrichten etwas zurück. So befinden sich sowohl Markus König (SG Gäufelden) als auch Steffen Renschler (FC Unterjettingen) derzeit noch in Gesprächen bei ihren Vereinen. „Es läuft bei uns ja gerade recht gut, so dass ich keinen Grund sehe, nicht zu verlängern“, sagte Steffen Renschler. Auch wenn es zum ganz großen Coup in Form des Turniersiegs nicht reichte, dürfte der Finaleinzug im Hallenturnier ein weiteres gutes Argument für eine Vertragsverlängerung gewesen sein.
Gesellschaftsproblem – Durchaus bedenklich stimmte die Anzahl von gleich acht roten Karten an den drei Turniertagen, darunter mehrmals wegen Schiedsrichterbeleidigung und Unsportlichkeit. „Es ist sehr schade, dass sich manche undiszipliniert verhalten, gerade, weil man auch um die momentane Situation im Schiedsrichterwesen weiß“, sagte Yannick Ruß, der als Stürmer des VfL Oberjettingen hautnah miterlebte, wie einige Gegner den roten Karton unter die Nase gehalten bekamen. „Ich würde trotzdem sagen, dass wir hier keineswegs ein unfaires Turnier gesehen haben“, ergänzte sein Vater Marcus Ruß. Und Hallensprecher Michael Prokein fügte an: „In gewisser Weise ist das derzeit ein Gesellschaftsproblem, das sieht man ja auch in anderen Bereichen.“
Lange Schlangen – Neben der Familie Ruß mit Marcus und den Söhnen Yannick und Nicolas, der verletzungsbedingt zuschauen musste, waren beim VfL Patrick Jacob sowie die Hallensprecher Michael Prokein und Marcel Fleischle im Regieraum im Einsatz. Genauso wie Heinz Brucker, der die Turnieraufsicht innehatte. Für das Catering zeigten sich unter anderem die Alten Herren und die Tischtennisabteilung des VfL Oberjettingen zuständig. Apropos Catering: Über mangelnde Arbeit brauchten sich die Helfer nicht beklagen, teilweise gab es lange Schlangen am Verkaufsstand. Am kürzesten war die Wartezeit, wenn die Mannschaften des VfL oder FCU im Einsatz waren – dann rückte bei vielen der sportliche Teil in den Fokus.
Starke B-Ligisten – In den Vorrundengruppen setzten sich mit dem VfL Oberjettingen, dem überraschend starken B-Ligisten SV Schönbronn und dem FC Unterjettingen auch gleich drei Mannschaften als Gruppensieger durch, die man letztendlich wieder im Halbfinale sah. Einzig der VfL Herrenberg mit seinem A-Jugend-Team musste nach einem gelungenen ersten Turniertag in der Zwischenrunde die Segel streichen. In dieser ließ vor allem B-Ligist SSV Walddorf aufhorchen, der sich als Vorrundendritter später gegen Oberschwandorf und Herrenberg durchsetzte und den Sprung ins Viertelfinale schaffte. Dort hatte sich mit dem SV Schönbronn II ein weiteres Überraschungsteam hineingespielt.
Schuss ans Lattenkreuz – In der Runde der letzten Acht blieben die Spannungsmomente aus, dafür hatten es die Halbfinale in sich. Der VfL Oberjettingen hatte in der Schlussphase gegen den SV Schönbronn (2:1) etwas Glück, als Sekunden vor Schluss ein Schönbronner Schuss lediglich am Lattenkreuz landete. Die Tore von Johannes Leidner und Timo Braun bescherten dem Gastgeber den Finaleinzug. Die Oberschwandorfer, aktueller Tabellenführer der Kreisliga B1 und im Viertelfinale mit einem 5:0 über die Spvgg. Aidlingen durchweg überzeugend, wehrten sich im zweiten Halbfinalspiel gegen den FC Unterjettingen nach Leibeskräften, mussten aber beim 2:3 gratulieren. Da halfen auch die Tore von Goalgetter Laurentiu-Emil Luca nichts, der am Ende mit 13 Treffern die Torjägerliste vor dem Herrenberger Can Abalioglu (12) anführte.
Zeitstrafe ohne Folgen – Das Spiel um Platz drei entschied die Spvgg. Oberschwandorf klar mit 5:1 gegen den SV Schönbronn, dem momentanen Spitzenreiter der Kreisliga B2, für sich. Mit großer Spannung fieberten Spieler, Trainer und Zuschauer dann dem finalen Derby entgegen, das jedoch lange Zeit arm an spielerischen Höhepunkten war. Mit fortgeschrittener Spieldauer lebte das Spiel von der Dramatik. Eine Zeitstrafe für Oberjettingens Sebastian Zeeb (Ballwegschlagen) blieb ohne Folgen, da diese wenige Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit ausgesprochen wurde – und in der Verlängerung nicht mehr galt. Die fünfminütige Nachspielzeit hatte es in sich: Gleich in der ersten Minute sorgte VfL-Torhüter Florian Stephan mit einem Knaller in den Winkel für die Führung. Postwendend gelang Unterjettingens Neuzugang Sven Schäfer (kam in der Winterpause vom VfL Herrenberg) der Ausgleich. Als sich alle bereits mit dem Zehnmeterschießen anfreundeten, sorgte abermals Florian Stephan mit einem leicht abgefälschten Distanzschuss und dem zugleich 300. Treffer des Turniers für die Entscheidung – der Rest war purer Jubel. „Es war natürlich super, dass ich ausgerechnet im Finale die Lücken gefunden habe“, sagte der 33-jährige Kicker der Oberjettinger AH, „im Verlauf des Turniers ist mir das schließlich nicht so oft gelungen.“ Oberjettingens Trainer Markus Carle freute sich mit seinen Jungs über den Finalerfolg über den Lokalrivalen, zumal sich der VfL mit nunmehr sechs Siegen zum Rekordgewinner des traditionellen Turniers machte (je fünfmal gewannen der FC Unterjettingen und der SV Nufringen). Markus Carle: „Das eigene Turnier zu gewinnen, ist natürlich eine Riesensache. Wir sind hier nicht als Favorit gestartet, haben uns aber von Spiel zu Spiel gesteigert und sind dabei vor allem in der Defensive besser gestanden. Das Endspiel gehörte allerdings nicht zu unseren besseren Spielen, da war schon auch ein bisschen Glück dabei. Super jedenfalls, wenn man einen mitspielenden und technisch versierten Torwart in den Reihen hat.“
Beste Kicker – Die Mannschaft des Turniers stellten Torhüter Florian Stephan vom VfL Oberjettingen, sein Teamkollege Timo Braun, Stefano Frazzetta vom FC Unterjettingen, Niclas Seeger vom SV Schönbronn und Oberschwandorfs Torschützenkönig Laurentiu-Emil Luca.