Vom Braunjörgen in die Karibik

Christoph Dreher geht bald auf große Fahrt. Sein Weg wird ihn für zwei Jahre auf ein Schiff von OM und damit nach Brasilien, in die Karibik und dann wieder Richtung Europa führen. Nervös ist der 31-Jährige aber nicht. Der Sulzer freut sich auf die neue Erfahrung: „Einfach mal weg, einfach mal was anderes, einfach mal nicht erreichbar sein.“

Von Jacqueline Geisel

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Verbringt seine vorerst letzten Tage in Sulz: Christoph Dreher GB-Foto: Geisel

Verbringt seine vorerst letzten Tage in Sulz: Christoph Dreher GB-Foto: Geisel

OM ist die Abkürzung für „Operation Mobilisation“, eine internationale Missionsgesellschaft. Ihr Ziel ist es, „die Botschaft der Hoffnung durch Jesus Christus zu den Menschen auf der ganzen Welt“ zu bringen, wie es auf der Webseite von OM heißt. Über 3 500 Mitarbeiter wirken bei OM mit, in über 100 Ländern und auf den Schiffen des Vereins. Christoph Dreher wird bald einer von ihnen sein.

Unzufrieden ist Christoph Dreher mit seinem Leben keinesfalls. Bislang habe er seine Aufgabe eher vor Ort gesehen, beispielsweise im CVJM als Mitarbeiter beim Zeltlager oder beim Pflegen des Freizeitgeländes Braunjörgen. Beim Festspiel zum Schäferlauf steht er auch mit auf der Bühne. Vor etwa zweieinhalb Jahren hatte Dreher einen schweren Autounfall. Danach wieder so zu genesen war „nicht selbstverständlich“, erzählt er. In ihm reifte der Wunsch, mal etwas anderes zu machen. Im Vordergrund stehen wollte er jedoch nicht. Etwas Technisches, das passt eher zu dem Kfz-Mechatronikermeister.

Eine Gelegenheit dazu bot sich, als im Dezember 2018 OM-Schiffskapitän Samuel Hils bei CV-Total in Sulz zu Gast war. Er stellte das Projekt vor und erwähnte, dass sie noch Hilfe bräuchten. Qualifiziertes Fachpersonal werde dringend gesucht. Dreher unterhielt sich mit dem Kapitän, schlief eine Nacht darüber und rief dann direkt bei OM an. Die Sache kam ins Rollen. Anfang des Jahres lernten sich der Sulzer und die Vertreter der Organisation kennen, schauten, ob sie zueinander passen – sie passten.

Am 31. August geht nun Christoph Drehers Flug nach Brasilien. Hier wird das Schiff ablegen. Zuerst führt der Weg Brasiliens Küste entlang, dann in die Karibik. Danach soll es Richtung Europa gehen, da stehe aber noch nichts Konkretes fest. Weg ist Dreher aber schon ab dem 20. August. Mit dem Bus geht es zusammen mit anderen OM-Helfern nach Holland, wo sich alle zu einer zehntägigen Konferenz treffen. Dort werde man auf die bevorstehende Reise eingestimmt, erzählt Dreher.

Seine Aufgabe auf dem Schiff wird die eines Facharbeiters sein. Er wird im Team für die Schiffstechnik mithelfen. Eine besondere Ausbildung dafür hat Christoph Dreher nicht, trotzdem ist er optimistisch, dass das klappen wird. „Motor ist Motor, die im Schiff sind nur größer“, meint er lachend. „Das wird schon funktionieren.“ Dreher ist immerhin auch nicht alleine, sondern Teil eines großen Teams. Wie genau das alles ablaufen wird, weiß er jedoch noch nicht. Das lässt Dreher ganz entspannt auf sich zukommen. Das Schiff selbst führt eine „riesige Bücherei“ mit, wie Dreher erzählt. Die Route führt von Hafen zu Hafen. Ein Team reist voraus und kündigt das Schiff an. Während das Missionsteam dann an Land und auch ins Land gehen wird, bleibt das Technikteam meistens auf dem Schiff.

Christoph Dreher erwartet eine Sechs-Tage-Woche. Fünf davon arbeitet er im Technikbereich, einen im Missionsbereich. Einen Tag hat er frei. Urlaub bekommt er sieben Tage im Jahr. Nach Hause fliegen wird Dreher in dieser Zeit aber eher nicht. Kontakt zu Familie und Freunden wird er über E-Mail, WhatsApp und Telefon halten. Wirklich viele Gedanken macht sich der junge Mann darüber aber nicht. „Ich will auch mal meine Ruhe“, meint er lächelnd. Der Missionseinsatz kostet Dreher 1 030 Euro im Monat, für Verpflegung, Unterkunft und alles, was man zum Leben so braucht. „Wobei ich das nicht aus eigener Tasche bezahlen werde“, erzählt er, „sondern viele Freunde und Bekannte geben etwas, dass ich das Geld zusammenbekomme.“

Dreher ist sich im Klaren darüber, dass das Leben auf einem Schiff gewisse Entbehrungen mit sich bringen wird. Seine Kabine wird er sich mit einem bis drei anderen teilen müssen. Viel Platz wird er also nicht haben, einen Rückzugsort zu finden wird schwierig. „Das wird schon eine Umstellung, wenn man nicht einfach die Türe hinter sich zu machen kann und dann Ruhe hat“, schätzt er. Alle Verwandten, Freunde und Bekannten bleiben hier – Christoph Dreher kommt in ein völlig neues Umfeld, wird auf sich alleine gestellt sein. „Da kann ich niemanden anrufen, der dann eben mal kurz vorbeikommt“, weiß er. Der Standard allgemein wird nicht derselbe sein wie in Deutschland. „Aber das weiß man vorher“, sagt Dreher. „Das wird ganz anders als zuhause.“

Längere Zeit auf einem Schiff verbracht hat er noch nicht. Trotz allem sieht Christoph Dreher seinem Abenteuer aber entspannt entgegen, lässt das auf sich zukommen und ist schon richtig enthusiastisch. Seinen Abschied hat Dreher bereits gefeiert, im Zeltlager des CVJM ist er Anfang August auch noch als Betreuer dabei, dann ist er noch etwa eine Woche daheim und widmet sich wahrscheinlich vor allem einem: dem Packen.

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Erstellt:
17. August 2019

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