Vorerst keine Proben und Auftritte mehr

Es ist eine harte Zeit für den Nebringer Gesangverein „Frohsinn“. Seit dem Lockdown und den Einschränkungen sind den Sängern alle Veranstaltungen weggebrochen, es gibt keine gesanglichen und geselligen Höhepunkte mehr, die Traditionen können nicht gelebt werden. Bei der Jahreshauptversammlung in der Mensa der Gemeinschaftsschule schlug der Vorsitzende sehr nachdenkliche Töne an.

Von Rüdiger Schwarz

Lesedauer: ca. 2min 57sec
Ehrungen beim Gesangverein (von links): Peter Bauer (zweiter Vorsitzender), Alois Unterkofler (40 Jahre und Ehrenmitglied), Hubert Tünte (Vorsitzender, 25 Jahre Vorstandstätigkeit und Ehrenmitglied), Dieter Mattes (50 Jahre), Herbert Egeler (60 Jahre) und Gottlieb Schittenhelm (60 Jahre) GB-Foto: Holom

Ehrungen beim Gesangverein (von links): Peter Bauer (zweiter Vorsitzender), Alois Unterkofler (40 Jahre und Ehrenmitglied), Hubert Tünte (Vorsitzender, 25 Jahre Vorstandstätigkeit und Ehrenmitglied), Dieter Mattes (50 Jahre), Herbert Egeler (60 Jahre) und Gottlieb Schittenhelm (60 Jahre) GB-Foto: Holom

Es ist eins der schwierigsten Jahre in der langen Geschichte des Gesangvereins „Frohsinn“. Gegründet wurde er 1860. „Der derzeitige Shutdown unserer Aktivitäten ist für uns sehr schwer zu ertragen“, ließ Hubert Tünte wissen. Seit nunmehr über sieben Monaten hat der Männerchor keine Proben abhalten können, von Auftritten ganz zu schweigen. „Was sehr frustrierend für alle ist“, wie Chorleiter An-dreas Kramer in seinem Bericht anmerkte. Gemeinsames Singen war eins der ersten Dinge, die von den Beschränkungen unterbunden wurden. Zwar gab es unter Hygienevorschriften und Abstandsregeln erste Lockerungen, allerdings hat nun Baden-Württemberg die höchste Alarmstufe ausgerufen. „Leider wird es wieder anziehen“, sagte Benjamin Schmid mit Blick auf die Maßnahmen. Gäufeldens Bürgermeister fragte sich aber auch, wie da das Vereinsleben eines Gesangvereins funktionieren solle. „Ich hoffe, dass bis Ende 2021 ihre Stimmen wieder erklingen können“, betonte er. Immerhin konnte nun die Jahreshauptversammlung nachgeholt werden. Sie begann mit traurigen Nachrichten.

32 Singstunden: 2019 war die Welt des Gesangvereins noch in Ordnung

Im vergangenen Jahr sind die Stimmen von drei Mitgliedern für immer verstummt. Wieder ist man weniger geworden, brachte es Ende 2019 auf 64 Mitglieder. „Die Entwicklung der Zahl der Mitglieder ist nicht erfreulich“, sagte ein zutiefst bewegter Hubert Tünte. Angesichts des Todes von Sängerkamerad Robert Hass versagte dem Vorsitzenden die Stimme. Er fing sich jedoch wieder und ließ das Jahr 2019 Revue passieren. Da war die Welt für den traditionsreichen Männerchor noch in Ordnung. Man traf sich zu 32 Singstunden, probte für die größeren und kleineren Auftritte. Sängerische Höhepunkte waren der kulinarische Liederabend und eine Serenade in Iselshausen sowie das altbewährte Mai-Singen der Chorgruppe Gültstein im Nebringer Stephansheim.

Die Sänger aus Nebringen gehören mit zu dieser Anfang der 1960er Jahre ins Leben gerufenen Chorgemeinschaft. Zudem pflegt man eine enge Beziehung zum „Frohsinn“-Männerchor aus Iselshausen. „Die Kooperation ist für uns Nebringer Sänger äußerst wichtig, ohne sie könnte der Verein kaum weiterexistieren“, bekräftigte Hubert Tünte. Im vergangenen Jahr umrahmte der Männerchor einige Trauerfeiern, gab Ständchen zu Geburtstagen. In Nebringen erklangen die Männerstimmen anlässlich des Volkstrauertages, in Iselshausen zum Totensonntag. Ein gesangliches Stelldichein gab es auch bei Senioren-Adventsfeiern. Außerdem bewirtete man eins der Sonntagscafés in der Begegnungsstätte des Diakonievereins im Nebringer Stephansheim. So zählte das Tagebuch des Vorsitzenden, der zugleich das Amt des Schriftführers ausübt, wieder viele Termine. Hubert Tünte hoffte, dass die beiden „Frohsinn“-Männerchöre die ungewöhnliche Situation unbeschadet überstehen werden. Trotz probefreier Zeit griff der Gesangverein seinem Chorleiter Andreas Kramer finanziell unter die Arme. „Dies ist nicht selbstverständlich, und ich weiß das sehr zu schätzen“, bedankte sich der Dirigent.

Die Zeit für die Ehrungen war gekommen. 60 Jahre ist Herbert Egeler nun schon aktiver Sänger. Er war bereits erster und zweiter Vorsitzender, ist momentan noch als Kassenprüfer tätig. Kassier Dieter Mattes singt seit 50 Jahren, beim „Frohsinn“ ist er seit 1981 dabei. Gottlieb Schittenhelm ist seit 60 Jahren Mitglied im Gesangverein, saß im Beirat und Ausschuss. Alois Unterkofler gehört dem Männerchor seit 40 Jahren an, war unter anderem Fahnenträger und ist nun Ehrenmitglied des Vereins. Derweil wurde Hubert Tünte für seine langjährigen Verdienste in der Vorstandsriege geehrt. Seit 25 Jahren gehört er dem Vorstand an, hatte auch schon den zweiten Vorsitz inne. Roland Klein und Friedrich Werner wurden in Abwesenheit für ihre 60- respektive 40-jährige Treue ausgezeichnet. Dieter Weber wurde posthum für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt.

Bei den sich anschließenden Wahlen blieb im Vorstand alles wie gehabt, lediglich Gottlieb Schittenhelm rückte für den verstorbenen Robert Hass als zweiter Beisitzer für die Aktiven nach. Blieb noch der Punkt: Verschiedenes. „Der diesjährige Terminplan ist wegen der Corona-Pandemie hinfällig geworden. Es ist unklar, wie es nächstes Jahr weitergehen soll“, bedauerte Hubert Tünte.

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Erstellt:
20. Oktober 2020

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