Wie flexibel ist die WFV-Spielordnung?

Der November-Lockdown hat den Amateursport kalt erwischt. Bereits jetzt stellt sich die Frage, wie der Verband und die Bezirke den Fußball-Spielbetrieb in Staffeln mit bis zu 20 Teams noch bis zum Saisonende am 30. Juni durchbringen kann.

Von Andreas Gauss

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Corona führt erneut zu einer Zwangspause: Der SV Rohrau baut die Tore ab GB-Foto: Schmidt

Corona führt erneut zu einer Zwangspause: Der SV Rohrau baut die Tore ab GB-Foto: Schmidt

Helmut Dolderer holt tief Luft: „Also eine Doppelrunde werden wir wohl nicht mehr spielen können.“ Der Spielleiter des Bezirks Böblingen/Calw geht momentan davon aus, dass der Spielbetrieb nach der Unterbrechung in diesem Jahr nicht mehr anlaufen wird. Denn von der Bezirksliga bis zur Kreisliga B steht nur noch am 5./6. Dezember ein regulärer Spieltag im Kalender, bislang waren am 12. und 13. Dezember noch vereinzelt Nachholspiele angesetzt. Es gibt zwar die Annahme, dass die Mannschaften innerhalb von zehn Tagen wieder den Spielbetrieb aufnehmen können, aber wenn zum Beispiel bis 30. November jegliche Trainingstätigkeit den Vereinen untersagt bleibt, kann sich Dolderer nur schwerlich vorstellen, dass noch Punktspiele im letzten Monat des Jahres stattfinden.

Für seinen Geschmack muss es diesbezüglich auch in den nächsten Tagen eine Ansage vom Württembergischen Fußballverband (WFV) geben, ob dieses Jahr noch in den Bezirken Fußball gespielt werden soll. Helmut Dolderer hat bei der jüngsten Spielleiter-Konferenz des WFV am vergangenen Freitag zum Beispiel den Vorschlag gemacht, dass der Modus für die laufende Spielrunde noch verändert werden soll. Er plädiert dafür, bereits Ende Februar mit der Austragung der Nachholspiele zu beginnen. In den meisten Ligen des Bezirks wäre nach weiteren sechs, sieben Wochen die Vorrunde abzuschließen, seiner Rechnung nach wäre das dann Mitte/Ende April der Fall. Danach schlägt er eine Auf- und Abstiegsrunde mit jeweils acht oder neun Vereinen vor, die eine sogenannte Einfachrunde austragen. Für diese sieben oder acht Punktspiele wäre dann im Mai und Juni noch massenhaft Zeit zur Austragung, bevor dann noch die Relegation ansteht.

Dieser Vorstoß stieß spontan bei einigen Spielleiter-Kollegen auf Zustimmung. Allerdings hat der WFV seine Bedenken geäußert, dass man dies, so Dolderer „noch rechtlich prüfen muss, ob es möglich ist, den Modus einer Spielrunde im laufenden Jahr zu ändern“. In der Tat fällt beim Blick in die Durchführungsbestimmungen in die WFV-Spielordnung auf, dass dieser Modus lediglich für den Bezirk Bodensee und die übergeordnete Landesliga-Staffel 4 explizit aufgenommen wurde. Denn hier spielen aufgrund des coronabedingten Abbruchs im Frühjahr und der WFV-Vorgabe, dass es im Spieljahr 2019/20 keine Absteiger gab, die Bezirksliga mit 20 und die Kreisliga B1 mit 19 Mannschaften. Die Spielrunde könnte auch witterungsbedingt im Bodensee-Raum, mit Spielorten auf der Schwäbischen Alb, nicht mit 36 oder 38 Spieltagen absolviert werden. Im Paragraf 4a („Wertung im Falle höherer Gewalt“) ist dagegen festgeschrieben: „Grundsätzlich sind alle zumutbaren Maßnahmen zu ergreifen, um sämtliche Spiele einer Meisterschaftsrunde zur Austragung zu bringen.“ Möglich wäre es, die Runde noch bis zum 15. Juli zu verlängern. Bleibt also die Frage, wie flexibel die WFV-Spielordnung ausgelegt werden kann.

Wird im Dezember nicht mehr gespielt, käme man im Bezirk pro Liga auf sechs ausgefallene Spieltage. Nach Ansicht von Helmut Dolderer wären die zwar mittels einiger Englischer Wochen – also dem Sonntag-Mittwoch-Sonntag-Spielrhythmus – noch aufzuholen: „Aber wenn es im April einen erneuten Lockdown geben sollte, können wir die Runde nicht mehr zu Ende spielen.“ Wenn es der Bezirk schafft, die Vorrunde bis zum Mai zu absolvieren, dann könnte bei einem Abbruch auch die in der Spielordnung verankerte Quotientenregelung greifen. Allerdings würden dabei die auf einem oberen Relegationsplatz stehenden Tabellenzweiten erneut leer ausgehen, da eine Relegation nach Saisonende ausfallen würde. Da hält Helmut Dolderer seine Variante mit einer Auf- und Abstiegsrunde um einiges attraktiver: „Da hätte man bei acht Mannschaften sieben Endspiele.“

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Erstellt:
3. November 2020

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