„Wir haben Spaß und einen guten Zusammenhalt“

„Wir haben Spaß und einen guten Zusammenhalt“

Die Traditionsmannschaft des VfB Stuttgart um Peter Reichert (mittlere Reihe, 3. von rechts) gastiert im Herrenberger Volksbankstadion GB-Foto: VfB Stuttgart

Bin schwer im Stress – also mit Fußball hat das nicht viel zu tun“, stöhnt Peter Reichert am Telefon. Es gibt Tage, da weiß der Betreuer der Lizenzspielermannschaft des VfB Stuttgart nicht, wo er zuerst hinlangen soll. Zwischen den Trainingslagern des VfB in Kitzbühel und St. Gallen steht eine Trainingswoche auf dem heimischen Gelände an – nebst offiziellem Fototermin. Dazu wurde die Verpflichtung des 18-jährigen Talents Tanguy Coulibaly von Paris St. Germain getätigt, auch da war Peter Reichert ein gefragter Mann. Der ehemalige VfB-Profi spielte von 1986 bis 1989 bei Racing Straßburg und spricht fließend französisch. Schon bei Benjamin Pavard hat Reichert muttersprachlich maßgeblich weitergeholfen. Daneben ist der ehemalige Fanbeauftragte des VfB schon seit geraumer Zeit für die Traditionself der Stuttgarter zuständig.

Und die hat gerade auch jede Menge zu tun. In der Regel werden in den Monaten Juni und Juli von der Traditionsmannschaft rund acht bis zehn Termine, allesamt an den Wochenenden, absolviert. Ein anstrengender „Doppelspieltag“ steht am Wochenende an, samstags um 15 Uhr im Herrenberger Volksbankstadion gegen eine Auswahl ehemaliger Verbands- und Landesliga-Spieler des VfL und am Sonntag geht es nach Remseck. „Da müssen wir noch ein neues Mannschaftsbild und Autogrammkarten machen, da wir einen neuen Sponsor haben“, fällt Peter Reichert ein. Er holt tief Luft: „Also in Herrenberg sind wir auf jeden Fall mit 15 Spielern vertreten.“ Denn am letzten Wochenende, als Reichert vom Trainingslager in Tirol direkt zum Gastspiel der Traditionself beim TSV Neukirch (acht Kilometer von Tettnang entfernt) hetzte, waren es nur zwölf VfB-Spieler. „Dann hatte sich einer nach fünf Minuten einen Muskelfaserriss zugezogen und wir konnten nicht mehr auswechseln. Und der Gegner hat zur Halbzeit eine komplett neue Mannschaft eingewechselt.“ So hat es nur zu einem knappen 2:1-Sieg für den VfB um Regisseur Andreas Hinkel gereicht. Reichert meinte im Anschluss fast schon ein wenig entschuldigend: „Uns ist ein 6:5 natürlich lieber, als ein umkämpftes 2:1.“

Anfang dieser Woche glühte der Draht zwischen Reichert und den Verantwortlichen des VfL Herrenberg wegen des Spiels anlässlich des 100-jährigen Jubiläums in der Gäustadt. Reichert hatte Zusagen von 16 Spielern und Karlheinz Förster, der wegen Sprunggelenksproblemen schon längere Zeit nur noch als Trainer fungiert, vorliegen. Mittlerweile ist so gut wie klar, dass Thomas Hitzlsperger aufgrund seiner Rolle als Sportlicher Leiter keine Zeit haben wird, um in Herrenberg aufzulaufen. Kevin Kuranyi hat sich vor rund zwei Wochen einen Bänderriss zugezogen, Silvio Meißner muss ebenfalls verletzungsbedingt passen. Allerdings: Mit Guido Buchwald, Hansi Müller und Bernd Förster stehen drei ehemalige Nationalspieler auf der Liste. Der isländische Nationalspieler Asgeir Sigurvinsson wurde 1983/84 mit dem VfB deutscher Meister. Andreas Hinkel, ebenfalls Nationalspieler, zählte 2002/03 zum VfB-Team, das Bundesliga-Zweiter wurde. Peter Reichert wird „natürlich“ am Start sein, auch wenn er bis zum heutigen Freitag in der Teambetreuung des Profikaders eingespannt sein wird. Das Spiel in Herrenberg, so betont Reichert, ist aber kein Stress: „Das Kicken in der Traditionsmannschaft ist für uns alle mehr als eine Pflichtveranstaltung. Wir haben Spaß und einen guten Zusammenhalt.“ Allerdings hat er sich mit den VfL-Verantwortlichen um Detlef Langer und Markus Rühle im Vorfeld schon mal abgestimmt wegen der voraussichtlich hohen Temperaturen. Eventuell wird auf eine Spielzeit von zwei Mal 35 Minuten reduziert. Markus Rühle meinte gestern auf Anfrage augenzwinkernd: „Das müssen wir halt noch mit unserem Schiedsrichter Achim Gack absprechen.“ Der früher höherklassig pfeifende Gack wird von Sohnemann Julian Gack und Patrick Hofbaur begleitet. ANDREAS GAUSS