„Wir haben diesen Erfolg förmlich herbeigesehnt“

Befreiungsschlag für die Handballerinnen der SG H2Ku Herrenberg: Gegen Tabellennachbar TV Beyeröhde-Wuppertal gelang der Mannschaft von Trainer Mike Leibssle vor 350 Zuschauern in der Markweghalle ein so nicht unbedingt erwarteter 35:30-Erfolg. Nach zuvor 1:13 Punkten endete damit die lange Durststrecke, die die SG-Kuties bedrohlich nahe an die Abstiegsränge gebracht hatte.

Von Edip Zvizdiç

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Die Anspannung war ihm deutlich anzusehen: Am Ende konnte SG-Trainer Mike Leibssle nach sieben sieglosen Spielen wieder jubeln GB-Foto: Frank/Eibner

Die Anspannung war ihm deutlich anzusehen: Am Ende konnte SG-Trainer Mike Leibssle nach sieben sieglosen Spielen wieder jubeln GB-Foto: Frank/Eibner

Mit dem Sieg gegen den TVB hat die SG H2Ku nicht nur einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt in die Schranken verwiesen, sondern auch den Abstand auf die Gefahrenzone der Tabelle wieder auf vier Punkte erhöht. Die Erleichterung war allerorten zu spüren. Sowohl den Fans als auch Trainer und Spielerinnen fielen nach der Schlusssirene einige Steine vom Herzen. „Im Tabellenkeller gab es einige überraschende Ergebnisse, so dass dieser Sieg gleich doppelt guttut“, freute sich Mike Leibssle. „Nach zweieinhalb sieglosen Monaten haben wir diesen Erfolg förmlich herbeigesehnt.“

Dabei hatte der SG-Coach im Vorfeld der Partie das Thema „Abstiegsränge“ bewusst ausgeklammert. „Die Mädels können ja selbst die Tabelle lesen, da braucht es nicht noch einen Trainer, der immer wieder zusätzlich darauf hinweist.“ Diese Herangehensweise an das Duell gegen den Tabellennachbarn funktionierte – wenn auch mit ein wenig Verzögerung. Denn zunächst lief es noch gar nicht nach Wunsch. „Eine Viertelstunde war das Spiel ausgeglichen, dann ist Wuppertal auf 10:7 davongezogen“, war Leibssle gar nicht zufrieden mit dem, was sein Team zeigte. Auch die zuletzt gescholtene Abwehr bereitete Sorgenfalten und stand vor allem gegen die torgefährlichen Kreisläuferinnen auf verlorenem Posten. Bei 8:11-Rückstand unterbrach der SG-Coach den Schwung der Gäste mittels einer Auszeit und brachte so sein Team wieder in die Spur. Die SG-Spielerinnen kehrten wie verwandelt auf den Platz zurück. Während sich Wuppertal zurückzog, spielten sich die Gastgeberinnen förmlich in einen Rausch. „Die SG hatte einen unglaublichen Lauf und ist vor allem über die Außenpositionen immer wieder durchgekommen“, haderte TVB-Trainerin Sabine Nückel. Zunächst spielte auf der rechten Seite Szimonetta Toepelt-Gera, die später auch zur Spielerin des Abends gewählt wurde, mit dem Gegner Katz und Maus. Mit vier Treffern nacheinander in nicht einmal drei Minuten führte sie ihr Team quasi im Alleingang aus der prekären Lage heraus. Da wollte dann auch Anika Bissel auf der linken Außenbahn ihr in nichts nachstehen und steuerte noch einen Doppelpack bei. Mit einem weiteren Treffer von Spielführerin Kerstin Foth waren der 7:0-Lauf und die 15:11-Führung perfekt. Zur Pause prangte eine 19:12-Führung auf der Anzeigetafel.

Mike Leibssle war hellauf begeistert vom Auftritt seiner Mädels, die auch nach dem Seitenwechsel nichts mehr anbrennen ließen. Zwar verkürzten die Gäste schnell auf 14:19, näher als auf die fünf Tore ließ die SG den Gegner aber nicht mehr herankommen – und hatte das ungleiche Duell bereits in der 50. Minute bei eigener 30:20-Führung gewonnen. Dass die Wuppertalerinnen in der Folge wieder auf fünf Tore verkürzen konnten, ärgerte den SG-Trainer ein wenig: „Wir haben zwei Gänge zurückgeschalten, das hätte nicht sein müssen. Aber das ist dann jammern auf hohem Niveau. Die positiven Eindrücke überwiegen heute eindeutig.“

So unter anderem der Auftritt von Anika Bissel, die ihr in dieser Saison schon mehrmals angedeutetes Potenzial am Samstagabend zum ersten Mal so richtig offenbarte. „Anika hatte heute eine hundertprozentige Quote und hat alle ihre acht Würfe im gegnerischen Tor untergebracht“, war Mike Leibssle voll des Lobes für seine 19-jährige Außenspielerin. Auch mit der Defensive samt der gut aufgelegten Torhüterin Laura Waldenmaier war der Herrenberger Coach zufrieden. „Bis zur 53. Minute haben wir nur 23 Tore zugelassen, das war auch ein Verdienst von Laura.“

Umso wichtiger war der Erfolg auch im Hinblick auf die nächsten beiden Partien, die die Herrenberger Kuties zunächst zum Tabellendritten BSV Sachsen Zwickau führen, ehe es in zwei Wochen daheim gegen den Tabellenführer SV Union Halle-Neustadt geht. „Wie man es auch dreht und wendet, sind die beiden Spiele schwer, weil wir klarer Außenseiter sind, oder leicht, da niemand von uns etwas erwartet“, warf Mike Leibssle am Samstagabend schon mal einen relativ entspannten Blick nach vorne. Die Flinte vorab ins Korn werfen wird der SG-Trainer aber nicht, im Gegenteil. „Auch die beiden Spiele sind nicht aussichtslos, da wir rein gar nichts zu verlieren haben. Wir werden definitiv nicht mit angezogener Handbremse antreten und uns wehren. Mit diesem befreienden Sieg gegen Wuppertal im Rücken fährt es sich leichter nach Zwickau.“

SG H2Ku Herrenberg: Waldenmaier, Elbert (beide im Tor); Schoeneberg (3), Bissel (8), Tuc (2), Bok, Foth (7/3), Toepelt-Gera (7), Neubrander (6/1), Hiller, Marcikova (2/1), Beddies

TV Beyeröhde-Wuppertal: Krückemeier, Centini (beide im Tor); Michailidis (2), Fabisch (2), Ruthenbeck (14/4), Hufschmidt, Stefes (1), Scücz (3), Tomlik (1), Adeberg (4/2), Kamp, Knippert (1), Havel (2)

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Erstellt:
3. Februar 2020

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