„Wir werden uns nicht verstecken“

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Hat höherklassig viel Erfahrung gesammelt: Yannic Dengler (rechts) geht beim SVD voran GB-Foto (Archiv): Vecsey

Hat höherklassig viel Erfahrung gesammelt: Yannic Dengler (rechts) geht beim SVD voran GB-Foto (Archiv): Vecsey

Der 25. Juli 2015: Yannic Dengler läuft an, trifft, die Fans des VfL Nagold jubeln, die Mitspieler rennen auf ihn zu, bilden eine große Traube. Der verwandelte Elfmeter war der entscheidende Treffer im WFV-Pokalspiel zwischen dem damaligen Verbandsligisten VfL Nagold und dem Oberligisten TSG Balingen. „Es war klar, dass ich als Co-Kapitän schießen und Verantwortungen übernehmen werde“, sagt Dengler rückblickend.

Der inzwischen 29-Jährige spielt in seiner vierten Saison beim Bezirksligisten SV Deckenpfronn, er gehört zu den erfahrenen Akteuren des Teams, zu den Führungsspielern. Die Partie mit seinem damaligen Team VfL Nagold gegen die Balinger aus der Spielrunde 2015/16 hat Dengler noch gut in Erinnerung. „Wir haben mit acht Mann die Partie beendet“, erzählt Dengler. Der Unparteiische schickte die Nagolder Tilo Renz, Luka Kravoscanec und Mark Kranic jeweils mit der Gelb-Roten Karte vom Feld. Dengler hatte auch im Sinn, dass ausgerechnet der ehemalige Nagolder Nils Schuon einen Elfmeter der TSG verschoss. Mit ihm hatte Dengler zuvor zehn Jahre lang zusammen gekickt, ehe Schuon in die Oberliga wechselte.

„Das Spiel war schon etwas Besonderes“, sagt Dengler, überhaupt hätten Pokalspiele ihren eigenen Reiz. Das gilt für den WFV-Pokal. Das gilt aber auch im Bezirkspokal, in diesem Wettbewerb hat der Fitness-Ökonom allerdings noch nicht so viel Erfahrung gesammelt. Der Grund: Yannic Dengler spielte jahrelang höherklassig. Mit dem VfL Nagold II war er einst ein, zwei Jahre in diesem Wettbewerb unterwegs, mit dem SV Deckenpfronn erreichte er bereits im vergangenen Jahr das Endspiel. Der SVD unterlag aber dem TSV Ehningen im Gärtringer Stadion nach Elfmeterschießen. „Beide Mannschaften hatten in diesem Spiel viel Respekt voreinander, es gab fast keine Torchancen“, so Dengler. Im Finale morgen Nachmittag gegen den GSV Maichingen soll das anders sein. Dengler: „Wir werden uns auf jeden Fall nicht verstecken, wir glauben an uns. Es hilft aber nichts, wenn wir etwas erzwingen wollen.“

Yannic Dengler hat schon einiges an Erfahrung gesammelt in Spielen, in denen es um Wohl und Wehe ging, in denen der sprichwörtliche Endspielcharakter herrschte. In der Jugend wie auch bei den Aktiven absolvierte er einige Relegationsspiele, in denen der Druck deutlich höher war im Vergleich zu einem üblichen Punktspiel. Unter anderem scheiterte er im vergangenen Jahr mit Deckenpfronn in der Relegation zur Landesliga an Croatia Reutlingen. Der 29-Jährige versucht, seine Erfahrungen an die jüngeren Spieler weiterzugeben in der Hoffnung, dass dies auch angenommen wird. Der aus Sulz am Eck stammende Dengler strahlt auf dem Feld generell Ruhe aus, behält auch in brenzligen Situationen die Übersicht in der Defensive.

Yannic Dengler freut sich auf das Endspiel im Bezirkspokal. Die Kulisse unterscheidet sich von den üblichen Punktspielen erheblich, sehr viel mehr Zuschauer kommen in das Stadion, obgleich dies in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht in dem üblichen Maße der Fall ist, maximal 500 Personen sind auf dem Sportgelände im Finalort Dagersheim zugelassen (siehe dazu auch nebenstehenden Artikel). „Vor und nach dem Spiel finde ich die Zuschauerzahl etwas aufregender. Während der Partie herrscht vielleicht eine gewisse Lautstärke, ich muss mich aber auf mein Spiel konzentrieren. Da könnten auch 10000 Leute im Stadion sein, das würde mich nicht stören“, sagt Yannic Dengler.

Ob sich denn ein Sieg im Bezirkspokal positiv für den SV Deckenpfronn auf die Punkterunde auswirken würde? Dengler denkt, dass ein Erfolg „für den Moment einen Schub geben könnte“. Ungeachtet des Pokalspiels sieht er die Mannschaft auf einem guten Weg und sieht vor allem einen Vorteil darin, dass die Testspiele, sprich die Pokalspiele im Viertelfinale, Halbfinale und Finale, jeweils einen Pflichtspielcharakter haben. „In jedem Spiel ging oder geht es um etwas. Ich denke, mental werden wir davon zum Saisonauftakt in der Bezirksliga profitieren“, sagt Dengler, „in diesem Punkt werden wir vielleicht etwas stärker sein als unsere Gegner. Fußball ist vor allem Kopfsache.“

Kopfsache ist es auch, zu einem entscheidenden Elfmeter anzutreten. Dengler war vor fünf Jahren erfolgreich, sollte es am morgigen Sonntag im Endspiel gegen den GSV Maichingen ebenfalls zu einem Elfmeterschießen kommen, würde er ebenfalls antreten. Und wenn es der entscheidende Strafstoß ist, würde er abermals mit seinen Mitspielern eine große Traube bilden. THOMAS OBERDORFER

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Erstellt:
1. August 2020

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