Zitterpartie trotz Acht-Tore-Vorsprung zur Pause

Von Robert Stadthagen

Souveräne erste Halbzeit, katastrophaler zweiter Durchgang: Am Ende stand für die Handballerinnen der SG H2Ku Herrenberg im Spiel der Zweiten Bundesliga bei Aufsteiger HSG Freiburg unter dem Strich aber ein 20:17 (14:6)-Erfolg.

Zitterpartie trotz Acht-Tore-Vorsprung zur Pause

Hartes StückArbeit:Herrenbergs Kerstin Foth(Mitte) gegenAlica Burgert (links) undRebecca DürrGB-Foto:Drofitsch/Eibner

Wer Spannung mag, ist in dieser Saison bei den Handballerinnen der SG H2Ku Herrenberg genau richtig. Wie schon so oft in dieser Spielzeit, trieben die Kuties den Nervenkitzel auch im Auswärtsspiel bei der HSG Freiburg auf die Spitze. Zunächst aber sah es nach einer klaren Angelegenheit für die Herrenbergerinnen aus. 14:6 stand es nach den ersten 30 Minuten. Sechs Gegentreffer in einer Halbzeit – „Das ist ein sensationeller Wert“, meinte H2Ku-Trainer Mike Leibssle. „Die erste Halbzeit war natürlich souverän. Tolle Abwehr. Wir haben genau das gespielt, was wir uns vorgenommen hatten.“ Dazu kam, dass Torhüterin Laura Waldenmaier einige Paraden hatte.

Allerdings verpasste die SG H2Ku die erste Chance, sich abzusetzen. Kerstin Foth (9.), Lea Neubrander (10.) und Sarka Marcikova (11.) vergaben beim Stand von 3:2 jeweils einen Siebenmeter. Statt 6:2 stand es in der zwölften Minute 3:3, nachdem Alica Burgert für Freiburg getroffen hatte. Ein paar Minuten später nahm das Debakel für die Gastgeberinnen ihren Lauf. Denise Schwaiger durfte noch den Treffer zum 5:6 (18.) erzielen, dann zog die SG H2Ku mit einem 7:0-Lauf auf 13:5 (28.) davon. In den letzten 13 Minuten der ersten Halbzeit gelang Freiburg nur ein mageres Tor. Beim 14:6 zur Pause deutete alles darauf hin, dass die SG H2Ku Herrenberg einem sicheren Auswärtssieg entgegensteuert. Daran verschwendete Coach Mi-ke Leibssle keinen Gedanken. „Ich habe in der Pause angemerkt, dass das Spiel noch nicht erledigt ist.“

Was dann in Durchgang zwei folgen sollte, konnte auch der Herrenberger Coach nicht ahnen. Gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit vergab Lea Neubrander zwei weitere Siebenmeter – null von drei lautete ihre Bilanz am Samstagabend von der Strafwurflinie. Sechs von acht Siebenmetern setzte die SG in Freiburg in den Sand. Foth vergab einen, Marcikova zwei. „Strafwurf hat heute Abend bedeutet, dass es eine Strafe ist, den Wurf nehmen zu müssen“, nahm es Leibssle mit Galgenhumor. „Aber dann machst du plötzlich deine Freien auch nicht mehr und dann geht das Nachdenken los“, so der Coach. Auch in der zweiten Halbzeit habe seine Mannschaft ausreichend Chancen erspielt, aber sie traf eben das Tor so gut wie gar nicht mehr. In den ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit erzielte die SG H2Ku gerade einmal zwei Treffer. „Das ist ein Wert, den ich nicht für möglich gehalten hätte“, meinte Leibssle.

Freiburg hatte im Vergleich zur ersten Halbzeit nichts Grundlegendes verändert, traf aber besser als im ersten Durchgang und profitierte von der Abschlussschwäche der Gäste. Und so traf Rebecca Dürr im immer stimmungsvoller werdenden Hexenkessel Gerhard-Graf-Halle zum frenetisch gefeierten 17:17-Ausgleich (54.). Leibssle nahm seine dritte Auszeit. Der H2Ku-Coach bestärkte seine Mannschaft noch einmal. „Ich habe ihnen gesagt, dass wir im System alles richtig machen, aber mehr in die Tiefe gehen müssen. Ich habe natürlich überlegt, aber ich werde kein System ändern, in dem wir uns ausreichend Torchancen erspielen“, erklärte Leibssle.

Seine Mannschaft behielt in den letzten Minuten die Nerven. Anika Bissel brachte die SG mit ihrem Treffer zum 18:17 (56.) wieder in Führung, Marie Beddies (59.) und Saskia Hiller (60.) machten den Auswärtssieg mit ihren Toren zum 20:17 perfekt. Die Erleichterung war nach der Schlusssirene mit den Händen zu greifen, die Enttäuschung der Gastgeberinnen nach der fulminanten Aufholjagd in der zweiten Halbzeit entsprechend groß. Trotz des am Ende glücklichen Sieges wird die SG diese Partie im Training sicher noch beschäftigen. „Ich werde mir das Spiel am Sonntag zweimal anschauen, damit ich meiner Mannschaft am Montag etwas Vernünftiges sagen kann“, sagte Leibssle am Samstagabend.

Mit 11:7 Punkten ist die SG H2Ku nun Tabellen-Fünfter. Am kommenden Wochenende ist das Team spielfrei. Weiter geht es am Samstag, 30. November (19.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen die HL Buchholz 08-Rosengarten.

HSG Freiburg: Fischer D‘Arca (beide im Tor), Schilling(1), Baum (4), Schwaiger (3), Dürr (4), Spinner (1), Burgert (1), Hartl (1), Falk, Zeides, Peter, Lipps (2/1)

SG H2Ku Herrenberg: Waldenmaier, Elbert (beide im Tor), Schoeneberg (1), Bissel (4), Kußmaul, Zilinskaite, Bok (2), Foth (2/1), Neubrander (1), Hiller (3), Marcikova(4/1), Beddies (3)