„Als Torhüter ist er extrem ehrgeizig“

Torhüter Steffen Dold spielt mit dem TuS Schutterwald in der Baden-Württemberg-Oberliga GB-Foto: Wendling
Auf Steffen: Geh’ du mal für den Siebenmeter rein!“ In der Neuenbürger Stadthalle stand es nach 20 Minuten 14:11 für die Heimmannschaft und Gästetrainer Nico Baumann beorderte den aus Reusten stammenden Steffen Dold ins Tor des TuS Schutterwald. Als Dold gegen den erfahrenen Felix Kracht mit tollem Reflex parierte, gab Baumann Zeichen, dass er drinbleiben sollte. Es war mit ein Wendepunkt des Spiels. Der Keeper aus dem Gäu zeigte eine Parade nach der anderen, die Schutterwälder drehten bis zur 16:15-Führung die Partie und fuhren am Ende mit 35:31 im Aufsteiger-Duell den ersten Sieg ein. Zuletzt ließ Schutterwald – wiederum mit der sich zwischen den Pfosten abwechselnden Kombination Steffen Dold und Raphael Herrmann - mit 32:30 in Fellbach den nächsten Sieg folgen und hat sich vorerst im Mittelfeld der Baden-Württemberg-Oberliga etabliert. Der Traditionsverein aus der Ortenau empfängt am kommenden Sonntag im Heimspiel die SG H2Ku Herrenberg (18 Uhr) zum Heimspiel.
Und es gibt wohl kaum einen im Schutterwälder Team, der diesem Spiel so entgegenfiebert wie der 31-jährige Torhüter aus Ammerbuch. Groß geworden ist Steffen Dold bei der SG Nebringen/Reusten, galt von Beginn an als großes Torwarttalent, hatte aber aufgrund einer ihm anhaftenden Nervosität im Bezirksliga-Team nicht auf Anhieb den großen Durchbruch. Das änderte sich, als Dold zwecks besserer sportlicher Perspektive zum großen Nachbarn SG H2Ku Herrenberg wechselte. Unter der Führung von Stephan Christ stieg das Landesliga-Team mit dem gut harmonierenden Torhütergespann Andreas Oesterlen und Steffen Dold in die Württembergliga auf. Der Torwart-Rookie wurde 2013/14 sogar in das Drittliga-Team der Herrenberger berufen. Aber der jungen Mannschaft fehlte im Abstiegskampf ein Keeper mit Ausstrahlung, so dass Tobias Barthold wieder einsprang und der junge Reustener nach Rundenende sogar eine Auszeit vom Handball nehmen wollte – und das mit 26 Jahren.
Weilstetten holt den Keeper
aus der selbst verordneten Auszeit
Doch der TV Weilstetten hatte schon zu Württembergliga-Zeiten ein Auge auf Dold geworfen. TVW-Trainer Dominik Koch holte ihn aus der selbst verordneten Auszeit und im Gespann mit Keeper Moritz König fand Dold wieder Gefallen. „Ich habe schon immer viel in den Handball investiert“, meint der Torhüter, der als Experte für die Einrichtung von Lackieranlagen bei einem großen Automobilkonzern beschäftigt ist. Privat und berufsbedingt verschlug es Dold dann vor rund drei Jahren nach Renchen bei Rastatt. Er schaute sich aktiv nach einem Verein um und kam bei Südbadenligist TV Oberkirch zum Zug. In derselben Liga wie der einstige Bundesligist TuS Schutterwald. Dieser wurde schnell auf den Torhüter aus dem „Schwobaländle“ aufmerksam. Vor allem Torhüter Felix Heuberger, der heute beim TuS als Sportlicher Leiter fungiert, hatte Dold im Blick. Und im Februar 2018, just als sich der immer wieder in Schutterwald mittrainierende Dold und der TuS über einen Wechsel zum Rundenende einig waren, knöpfte Oberkirch dem südbadischen Rivalen im Liga-Spiel mit 28:28 einen Punkt ab. Grundlage war eine Glanzvorstellung von Steffen Dold. Der schüttelt im Nachhinein immer noch den Kopf: „Im Meisterrennen mit Hofweier hat Schutterwald bis zum letzten Spieltag dieser eine Punkt gefehlt.“ Umso glücklicher war Steffen Dold, als am letzten Spieltag die HGW Hofweier doch noch patzte und Schutterwald überraschend in die Oberliga aufstieg.
Trainer Nico Baumann gab prompt vor der Saison die Devise aus, dass für seine junge Mannschaft, die zu Saisonbeginn auf Routinier Felix Zipf (Daumenbruch) verzichten musste, „jedes Spiel ein Endspiel“ wäre. In den ersten drei Partien fand auch Steffen Dold nicht zu seiner Form. Baumann: „Als Torhüter ist er extrem ehrgeizig und ist die Sache zu verbissen angegangen, ihm hat die Lockerheit gefehlt.“ Mit der auch aufgrund der Torhüterleistung von Dold gewonnenen Partie in Neuenbürg hat sich das geändert. „Ich weiß natürlich, dass Steffen auf diese Partien gegen Herrenberg und Weilstetten brennt. Aber wer ins Tor geht, das entscheidet mein Bauchgefühl unmittelbar vor der Partie und die Absprache mit meinem Co-Trainer Karl-Heinz Wolpert“, lässt sich Baumann nicht in die Karten schauen. Steffen Dold nimmt, wie es kommt: „In der BWOL werden wir uns Woche für Woche beweisen müssen.“ Wenn die Anzeichen nicht trügen, kommt bei Dold ein gewisser Schuss Abgeklärtheit hinzu. Jetzt – mit 31 Jahren.ANDREAS GAUSS