An normales Training ist noch nicht zu denken

Das Herrenberger Hallenbad wird am kommenden Mittwoch wieder für Training und Kurse geöffnet. Für private Besucher bleiben die Türen noch verschlossen – auch beim Naturfreibad. An einen normalen Betrieb ist für die Vereine, Schulen und Anbieter von Schwimmkursen noch nicht zu denken. Die Beschränkungen sind aufgrund der Corona-Pandemie beträchtlich. Deshalb wird der VfL Herrenberg die Schwimmkurse zunächst auch nicht wieder aufnehmen.

Von Robert Stadthagen

Lesedauer: ca. 3min 18sec
Wann wieder normaler Schwimmbetrieb – wie hier beim 24-Stunden--Schwimmen – im Herrenberger Hallenbad und im Naturfreibad stattfinden kann, lässt sich heute noch nicht sagen GB-Foto (Archiv): Vecsey

Wann wieder normaler Schwimmbetrieb – wie hier beim 24-Stunden--Schwimmen – im Herrenberger Hallenbad und im Naturfreibad stattfinden kann, lässt sich heute noch nicht sagen GB-Foto (Archiv): Vecsey

Das Hallenbad öffnet nach der Schließung Mitte März wieder – zunächst nur für den Kurs- und Trainingsbetrieb. Eigentlich eine gute Nachricht für die Schwimmabteilung des VfL Herrenberg – die Trainingsstätte steht wieder zur Verfügung. Wenn da nur nicht die ganzen durch Corona bedingten Einschränkungen und Regeln wären. „Wir wollen versuchen, ab dem 12. Juni mit unseren Wettkampfschwimmern zu testen, wie wir das umsetzen können“, sagt Anne Lalka, die Abteilungsleiterin der VfL-Schwimmer. An ein ganz normales Training ist zunächst einmal nicht zu denken.

Über allem stehen auch im Hallenbad die Hygiene- und Abstandsregeln, die eine Verbreitung des Coronavirus verhindern sollen. Drei Bereiche haben die Stadtwerke innerhalb des Bades ausgewiesen, die getrennt voneinander genutzt werden können: die Bahnen eins und zwei des 25-Meter-Beckens als abgetrennter Bereich, die Bahnen vier und fünf sowie das Nichtschwimmer-Becken. Die Trainings- oder Kursgruppen dürfen maximal zehn Personen umfassen. In allen Bereichen – das gilt auch für das Wasser – ist der Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten.

Das lässt sich in der Theorie machen. Der Deutsche Schwimmverband (DSV) hat auch für Becken wie das in Herrenberg ein Konzept aufgelegt, das einen an den Einschränkungen orientierten Trainingsbetrieb ermöglicht. Auf den beiden nicht durch eine Leine getrennten Außenbahnen wird zum Beispiel im Kreisverkehr geschwommen. Maximal acht Personen sollen dann gleichzeitig auf einer Doppelbahn trainieren können. Empfohlen wird ein Abstand von drei Metern, um ein Aufschwimmen zu verhindern. Ein entsprechendes Konzept muss der Verein den Stadtwerken vorlegen, um mit dem Training beginnen zu dürfen. In der Abstimmung zwischen Verein und Stadt wird dann auch das genaue Vorgehen festgelegt.

Grundsätzlich dürfen im Herrenberger Hallenbad drei Trainingsgruppen gleichzeitig in den verschiedenen Bereichen anwesend sein. Allerdings müssen sie ihre Einheiten in einem zeitlichen Versatz von einer halben Stunde beginnen und beenden. Damit soll eine Ansammlung von Personen im Bereich der Umkleiden und Duschen verhindert werden. „Wir müssen schauen, wie wir das praktisch umsetzen können“, so Lalka.

Keine Chance sieht die VfL-Abteilung zurzeit, die Schwimmkurse wieder aufzunehmen. „Es ist ein großes Risiko, dass wir keinen Körperkontakt zu den Kindern haben dürfen und 1,50 Meter Abstand halten müssen“, erklärt die Abteilungsleiterin. „Unser Ziel ist es, den Kindern richtig Schwimmen beizubringen“, sagt sie. Und das lasse sich unter den momentanen Bedingungen nicht umsetzen. Fünf Kurse sind aufgrund der Zuspitzung der Corona-Lage Mitte März gestoppt worden. „Die sollten eigentlich weitergeführt werden“, so Lalka. Längst hätten weitere Kurse starten sollen. Mit jedem Ausfall gehen der Abteilung Einnahmen verloren – zwischen 200 und 250 Euro pro Kurs. Sollten bis Oktober keine Kurse stattfinden können, rechnet Lalka mit einem finanziellen Schaden in Höhe von 3500 bis 4000 Euro.

Es könnte noch dicker kommen für die VfL-Schwimmer. Der Jahres-Höhepunkt ist in Gefahr. Jeden Herbst richtet der VfL im Hallenbad den Herrenberg-Cup aus. Das zweitägige Schwimmfest ist nicht nur wichtig für das Abteilungsleben, sondern auch für die Kasse. „Wir machen die Planung ganz normal. Aber wir bezweifeln, dass der Cup in der gewohnten Größenordnung stattfinden kann“, meint Anne Lalka. Wie viele andere Vereine und Veranstalter hoffen auch die VfL-Schwimmer auf eine schnelle, positive Entwicklung.

Auch die Stadt Herrenberg wird die Bäder-Schließung in der Kasse spüren. „Der Betrieb ist ohnehin nie wirtschaftlich“, sagt Karsten Kühn, der Chef der Stadtwerke. 750000 bis 950000 Euro Verlust fahren die Bäder im Jahr nach seinen Angaben in der Regel ein. „Das ist eine reine Serviceleistung.“ In diesem Jahr wird der Abmangel durch die Corona-Ausfälle deutlich größer sein. „Bei einer Schließung von Mitte März bis Mitte Juni werden wir bei 120000 bis 130000 Euro zusätzlich liegen“, sagt Kühn. Und diese Rechnung geht nach Kühns Angaben noch davon aus, dass es danach Normalbetrieb gibt. Er weiß: Das wird nicht der Fall sein.

Wann das Hallenbad und das Naturfreibad für den öffentlichen Betrieb wiedereröffnet werden, konnte bei der Stadt Herrenberg am Donnerstag noch nicht beantwortet werden. Der allgemeine Betrieb von Bädern ist vom kommenden Samstag an unter Auflagen wieder erlaubt. Das hat das baden-württembergische Sozialministerium gestern bekanntgegeben. „Das wird noch einiges an Zeit in Anspruch nehmen“, erklärte der Erste Bürgermeister Stefan Metzing auf „Gäubote“-Nachfrage. Man müsse sich zunächst anschauen, wie die Verordnung konkret aussehe. Ziel sei es aber, den Badebetrieb so schnell wie möglich unter coronakonformen Bedingungen aufzunehmen. Dafür muss unter anderem ein System eingerichtet werden, das den begrenzten Zugang der Besucher regelt.

Zum Artikel

Erstellt:
5. Juni 2020

Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.