Auch an den Tischen fliegt kein Ball mehr

Nachdem am Donnerstag bereits der Württembergische Fußball-Verband und der Handball-Verband Württemberg den Spielbetrieb ausgesetzt haben, haben nun auch der Verband Tischtennis Baden-Württemberg und der Deutsche Tischtennis-Bund beschlossen, dass bis einschließlich 17. April keine Spiele stattfinden werden.

Von Thomas Holzapfel

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Tischtennis-Bezirksvorsitzender Andreas Kopp: „In den letzten Tagen hat sich zunehmend ein Flickenteppich gebildet“ GB-Foto (Archiv): Volker Arnold

Tischtennis-Bezirksvorsitzender Andreas Kopp: „In den letzten Tagen hat sich zunehmend ein Flickenteppich gebildet“ GB-Foto (Archiv): Volker Arnold

„Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht, allerdings konnten wir sie mit gutem Gewissen fällen. Mit ausschlaggebend war, dass unsere Bundeskanzlerin an die Bürger appellierte, möglichst auf soziale Kontakte zu verzichten“, erklärt Rainer Franke, Präsident von Tischtennis Baden-Württemberg. Bis einschließlich 17. April wird hierzulande kein Tischtennis gespielt. Welche Auswirkungen dies insbesondere auf den Mannschaftsspielbetrieb und die Entscheidungen in den einzelnen Ligen hat, lässt sich aktuell noch nicht einschätzen. „Jetzt muss man erst einmal die weitere Entwicklung in der Corona-Thematik abwarten. Es gibt da sicherlich mehrere Szenarien, wobei ich die Spielrunde noch nicht ganz abschreiben möchte“, so Franke, „vielleicht kann man die Runde noch zu Ende spielen, auf die Relegation verzichten und ein paar Teams mehr aufsteigen lassen. Und im Umkehrschluss auch die Abstiegsregelung etwas lockerer handhaben. Aber das ist alles noch Theorie“, erklärt Franke

Auch die Durchführung des Landesverbandstags am 29. März mit den nunmehr zusammengelegten Verbänden aus Württemberg und Südbaden sollte nach Ansicht von Rainer Franke überdacht werden. „Meine persönliche Meinung ist, dass es nur konsequent wäre, diese Veranstaltung mit etwa 200 Teilnehmern auf einen neuen Termin zu legen.“

Bei den Funktionären im Bezirk und Vereinsvertretern stieß die Entscheidung hinsichtlich der Aussetzung des Spielbetriebs auf überwiegend positive Resonanz. „Ich begrüße ausdrücklich, dass eine einheitliche Linie beschlossen wurde“, sagt der Bezirksvorsitzende Andreas Kopp (GB-Foto/Archiv: tho), „in den letzten Tagen hat sich zunehmend ein Flickenteppich verschiedener Positionen gebildet. Verein A sagt seine Jugendspiele ab, bei Verein B wird seitens des Hauptvereins der gesamte Spiel- und Trainingsbetrieb aller Abteilungen eingestellt, andere Stellen kommunizieren verschiedene Obergrenzen für Teilnehmerzahlen. Nun ist die Situation wenigstens für alle klar. Sofern wir mit der Vorgabe jemanden schützen, egal ob direkt oder indirekt, ist das eine gute Sache. Die negativen Folgen sind eher organisatorischer oder finanzieller Natur. Das bekommen wir dann zur neuen Saison schon sortiert.“

Als einer der ersten Vereine machte die Mötzinger Tischtennisabteilung bereits am Donnerstag Nägel mit Köpfen. „Wir stellen den Jugendbetrieb bei uns bis auf weiteres ein“, teilte Mötzingens Jugendleiter Alexander Hauser den kommenden Gegnern mit, „ansonsten können wir der Fürsorgepflicht für unsere Jugendlichen in der momentanen Situation nicht gerecht werden.“

Für den Oberjettinger Spielbetriebsleiter Michael Knof ist die Entscheidung nachvollziehbar. „Um das Virus jedoch wirklich einzudämmen, müssen noch mehr Dinge passieren. Neben den Schulen sind auch Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine Art von Massenveranstaltungen. In unserem Unternehmen stellen wir gerade auf Homeoffice-Arbeit um.“

„Insgesamt erscheint mir das ganze Vorgehen einerseits hysterisch und übertrieben und auf der anderen Seite nicht konsequent“, sagt Böblingens Gerd Arnold, der am Donnerstag noch in Sindelfingen auf einer Veranstaltung mit 400 Gästen war. „TTBW blieb wohl nichts anderes übrig, als nachzuziehen. Meines Erachtens hätte es ausgereicht, die Vereine über die obligatorischen Hygienemaßnahmen zu unterrichten. Bei so wenigen Personen in der Halle halte ich das Infektionsrisiko für relativ gering.“ Ins selbe Horn stößt Thomas Verleih von der Spvgg. Weil der Stadt: „Da Tischtennis keine Publikumssportart ist und auch kein direkter Körperkontakt besteht, halte ich die Entscheidung des Verbands als zu weitreichend. Aber ich bin mir sicher, dass die Oberen die Entscheidung nach bestem Ermessen getroffen haben.“

Werner Schäffer vom TSV Kuppingen hat auf der einen Seite „absolutes Verständnis“ für die getätigten Schritte. „Andererseits ist es aus sportlicher Sicht natürlich extrem bedauerlich. In der jetzigen Saisonphase möchte natürlich kein Spieler die Saison aussetzen oder sogar beenden. Positiv ist, dass man nun eine Planungssicherheit hat, gerade was den Einsatz von überregionalen Spielern anbetrifft.“

Laut Gerd Arnold gibt es zwei Optionen: „Entweder wird die Saison abgebrochen und mit dem aktuellen Tabellenstand gewertet. Oder die gesamte Spielzeit wird neutralisiert und im kommenden Jahr wiederholt.“ Werner Schäffer bringt noch eine weitere Option ins Spiel. „Da es zeitlich und organisatorisch fast unmöglich ist, die Saison in ein paar Wochen fortzusetzen, gehe ich davon aus, dass die Saison eingefroren wird. Und da bleibt als Ansatz wohl nur die Abschlusstabelle nach Ende der Hinrunde.“

Michael Knof plädiert dafür, die Tabellen einfach einzufrieren und das Ergebnis so festzuhalten, „da nicht davon auszugehen ist, dass sich das Corona-Thema bis Ende April erledigt haben wird.“ Das „Nachholen“ der Termine sieht Bezirkschef Andreas Kopp eher kritisch, er ergänzt: „Einige Mannschaften haben noch bis zu sechs Spiele zu absolvieren. Selbst wenn der Spielbetrieb nach dem 17. April wieder aufgenommen wird, lässt sich das kaum aufholen. Auf Bezirksebene werden wir prüfen, wie sich mit der Situation sportlich sinnvoll umgehen lässt, sobald sich die Lage normalisiert.“

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Erstellt:
14. März 2020

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