Blodig und Burkert: Rückkehr in die Markweghalle

Für die Spieler der SG H2Ku Herrenberg ist es eine Partie wie jede andere. Im Umfeld des Oberligisten wird es aber das eine oder andere freundliche und nostalgisch verklärte Hallo geben. Der ehemalige SG-Spielmacher Andreas Blodig ist am Donnerstag (17 Uhr) mit dem SV Fellbach in der Markweghalle zu Gast. Blodigs Co-Trainer ist Thilo Burkert, der 2008 mit der SG nur knapp den Aufstieg in die Zweite Bundesliga verpasst hat.

Von Robert Stadthagen

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Thilo Burkert hatte in Herrenberg zwei erfolgreiche JahreGB-Foto (Archiv): Schmidt

Thilo Burkert hatte in Herrenberg zwei erfolgreiche Jahre GB-Foto (Archiv): Schmidt

Thilo Burkert? Diesen Namen kannte 2007 so gut wie niemand unter den Verantwortlichen und Fans der SG Haslach/Herrenberg/Kuppingen – so hieß die Spielgemeinschaft damals noch. Der damalige Sportliche Leiter Peter Kiener muss heute noch schmunzeln, wenn er an seinen Coup zurückdenkt. „Mit dem Namen Burkert konnte niemand etwas anfangen“, meint er. „Ich wusste, dass er ein guter Mittelmann war. Und ich bin bei einer Trainer-Fortbildung mit ihm ins Gespräch gekommen“, erinnert sich Kiener. Burkert blieb in seinem Hinterkopf. Und dort holte Kiener ihn wieder hervor, als die SG für die Saison 2007/08 einen Nachfolger für Ralf Selcho suchte. Burkert war damals Coach der HBR Ludwigsburg II. Im Prinzip ein völlig unbeschriebenes Blatt. „Das war kein schlechter Griff“, meint Peter Kiener rückblickend. Eine Untertreibung. Unter Burkert wurde der Grundstein für den Zweitliga-Aufstieg 2010 gelegt. Mit viermal Training in der Woche hat Burkert die Weichen Richtung größere Professionalität gestellt. Der Kontakt zum Team von damals und zur SG ist bis heute nicht abgerissen. Einen engen Draht hat der Gymnasiallehrer für Mathe und Sport zum Beispiel noch zu Jochen Klingovsky, der 2007 zusammen mit Peter Kiener die sportliche Leitung innehatte. „Es ist nur Gutes zurückgeblieben.“

Burkert und die SG – das war eine Erfolgsgeschichte. Zwar verlor das Team seine ersten beiden Saisonspiele, schaffte dann aber den bis dahin größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Das Team wurde Vizemeister in der Regionalliga Süd, damals die dritthöchste Spielklasse. Im letzten Saisonspiel kam es 2008 zum Aufstiegsfinale beim HC Erlangen. Neben der Mannschaft machten sich rund 300 Fans – darunter der FC Bloskapell – auf den Weg zur Hiersemann-Halle in Erlangen. Wer keinen Platz im Bus ergattert hatte, fieberte beim Public Viewing im Herrenberger Jugendhaus mit. Als die Mannschaft dort kurz vor drei Uhr in der Nacht eintraf, wurde sie von rund 100 Fans empfangen.

Einer der Erfolgsgaranten war damals Andreas Blodig. Den Mittelmann holte Burkert 2007 vom SV Fellbach. Zweimal in Folge war er Torschützenkönig in der Baden-Württemberg-Oberliga geworden. Und seine Torgefährlichkeit stellte er auch in seinen beiden Jahren in Herrenberg eindrucksvoll unter Beweis. Mit 230 Toren belegte er in seiner ersten Regionalliga-Saison Platz zwei hinter Torschützenkönig Christian Hefter (237/SG Köndringen/Teningen). Im zweiten Jahr, in dem die SG Vierter wurde, rangierte Blodig mit 222 Treffern auf Platz vier. Torschützenkönig wurde damals Oliver Schoof (283) von der HSG Konstanz.

Nach den beiden gemeinsamen Jahren in Herrenberg trennten sich die Wege der beiden Fellbacher zunächst. Burkert nahm sich eine Auszeit vom Handball. „Ich habe danach nichts Großes mehr im Aktivenbereich gemacht“, erzählt der 47-Jährige. Er konzentrierte sich auf die Familie. „Wir haben drei Kinder bekommen und das Haus fertiggebaut“, sagt er. Vor fünf oder sechs Jahren saß Burkert mal für ein halbes Jahr beim BWOL-Team des TSV Schmiden auf der Bank. „Das war aber wenig erfolgreich“, meint er. Er engagierte sich viel lieber im Nachwuchsbereich seines Heimatvereins SV Fellbach. Dort ist er bis heute aktiv. Zurzeit als Trainer der E-Jugend, in der seine beiden Töchter spielen. Den Sohn hat er zuvor als Coach durch die E- und D-Jugend begleitet.

Andreas Blodig wechselte 2009 zum damaligen Zweitligisten SG BBM Bietigheim. Sechs Jahre lang blieb er dort und stieg 2014 mit dem Club in die Erste Bundesliga auf. Nach dem direkten Wiederabstieg wechselte Blodig zum Drittligisten TSB Horkheim. Jetzt hatte er auch wieder mehr Zeit, sein Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Lehramt voranzutreiben. Kürzlich hat Blodig seinen Job als Lehrer für Betriebswirtschaftslehre, Sport und Informatik am Berufsschulzentrum in Waiblingen angetreten.

Sportlich und privat hat es ihn zurück zu seinen Wurzeln gezogen. In der dritten Saison ist der 32-Jährige nun wieder zurück bei seinem Heimatverein SV Fellbach. In die erste Saison ging er als Co-Trainer von Martin Mößner. Im zweiten Jahr übernahm er dann die volle Verantwortung als Spielertrainer – und schaffte den Aufstieg in die BWOL. „Das war eigentlich eher ein Unfall“, meint Blodig. „Wir standen zunächst nicht gut da und dann habe ich mir im Oktober auch noch die Nase gebrochen.“ Blodig, der Dreh- und Angelpunkt des Fellbacher Spiels, fiel lange aus. Doch dann rollte die junge Mannschaft das Feld von hinten auf. „Wir haben keines der letzten 17 Saisonspiele verloren und nur zweimal unentschieden gespielt.“

Für die neue Saison hat sich Blodig seinen ehemaligen Coach als Co-Trainer an die Seite geholt. Zusammen wollen sie den Klassenerhalt schaffen. Der Aufstieg kam aus Sicht der Trainer zu früh für die Mannschaft. Mit 0:6 Punkten ist der SV Fellbach in die Saison gestartet, hat sich gegen Zizishausen (28:31), Baden-Baden (28:30) und Neuenbürg (26:28) aber auf Augenhöhe präsentiert. „Wir sind gegen jede Mannschaft in dieser Liga der Underdog“, sagt Blodig mit Blick auf das Spiel an alter Wirkungsstätte. „Ich glaube, dass Herrenberg deutlich mehr Qualität hat.“ Vor allem an Erfahrung mangelt es dem Team. Der Altersdurchschnitt liegt bei 23,4 Jahren. Zehn Spieler aus dem Kader haben das Handballspielen in der eigenen Jugend begonnen.

Der Herrenberger Coach Fabian Gerstlauer relativiert: „Wir haben auch ein brutal junges Team. Und einen so erfahrenen Spieler wie Andreas Blodig haben wir nicht in unseren Reihen.“ Er wird den Fokus seiner Mannschaft nicht nur auf den Spielertrainer lenken. „Wir müssen auch die anderen tragenden Spieler in den Griff bekommen. Es hat einige junge Spieler, die sehr gute Entscheidungen treffen.“ Bei der SG H2Ku ist der Einsatz von Torwart Nicolas Rhotert fraglich. Er ist in der vergangenen Woche im Training auf einen Ball getreten und hat sich eine Bänderdehnung im Sprunggelenk zugezogen. Als Ersatz steht der A-Jugendliche Georg Mohr bereit. Eines ist klar: Geschenke wird es für Thilo Burkert und Andreas Blodig bei der Rückkehr nach Herrenberg nicht geben. „Wir wollen den ersten Heimsieg“, sagt Fabian Gerstlauer. Das wird das Fellbacher Trainer-Duo nicht überraschen. Burkert macht aus seiner Vorfreude keinen Hehl: „Ich habe die Halle immer genossen. Da wird Handball gefeiert.“

Andreas Blodigschlug bei der SG als Spielmacherund Top-Torschütze einGB-Foto (Archiv): Bäuerle

Andreas Blodig schlug bei der SG als Spielmacher und Top-Torschütze ein GB-Foto (Archiv): Bäuerle

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Erstellt:
2. Oktober 2019

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