Danke für die „Heldentaten“ im Krisenbetrieb

In vielen Städten rund um den Globus erhalten Klinikmitarbeiter derzeit Sonderapplaus aus Fenstern und von Balkonen. Zu Recht. Denn sie stehen im Kampf gegen das Coronavirus an vorderster Front. Auch die Ärzte und Pfleger des Herrenberger Krankenhauses sind derzeit stark gefordert. Der Krankenhaus-Förderverein startet deshalb eine Danke-Aktion.

Von Jutta Krause

Lesedauer: ca. 3min 08sec
Wie abgeriegelt: Das Herrenberger Krankenhaus in Corona-ZeitenGB-Foto: Holom

Wie abgeriegelt: Das Herrenberger Krankenhaus in Corona-ZeitenGB-Foto: Holom

Während viele Betriebe auf Kurzarbeit umgestellt haben und zahlreiche Arbeitnehmer ins Homeoffice wechselten, werden im Herrenberger Krankenhaus Sonderschichten gefahren. Die Anspannung ist groß, die physische und psychische Belastung des Personals deutlich spürbar. „Was derzeit geschieht, ist für uns alle eine völlig neue Situation“, sagt Herrenbergs Ärztlicher Direktor Dr. Michael Jugenheimer, der die Lage als „sehr angespannt“ beurteilt. „Wir haben vier normale Pflegegruppen geschlossen und zu Isolierstationen umgebaut. In der Cafeteria wurde eine Fieberambulanz eingerichtet. Alle planbaren Eingriffe wurden ausgesetzt, um Platz für die Covid-Patienten zu machen.“ Mitte der Woche beherbergte das Haus 21 an dem Virus erkrankte Personen, drei davon sind an Beatmungsgeräte angeschlossen; fünf Verdachtsfälle sind in der sogenannten Entscheidungseinheit isoliert und werden überwacht.

Derzeit noch
genügend Personal

Der Aufwand ist hoch, doch derzeit, so Dr. Jugenheimer, habe man noch genügend Personal, um ihn zu stemmen – nicht zuletzt, weil im Vorfeld intensiv Fachkräfte von extern angeworben worden seien, um besser auf die bevorstehende Krise vorbereitet zu sein. „Wir sind sehr froh, so hochprofessionelle Mitarbeiter zu haben – Ärzte und Pflegekräfte, die eigens für den Umgang mit Corona-Patienten geschult wurden und diese Menschen sehr gut betreuen. Mit den Mitarbeitern und Umbauten ist das Krankenhaus optimal auf diese Krise vorbereitet.“ Das Haus verfüge über vier Beatmungsplätze, die in einer weiteren Ausbaustufe auf sieben erhöht werden könnten. Bereits jetzt müssten einige Ärzte und Pflegekräfte Extraschichten einlegen, vor allem auf der Isolier- und der Intensivstation, die auch nachts eine höhere Besetzung benötigt als reguläre Stationen. Bei Schutzkleidung und Mundschutz für die Mitarbeiter gebe es keine Engpässe, schildert Dr. Jugenheimer die Situation und nimmt die Notwendigkeit, diese anzulegen und regelmäßig zu wechseln zugleich als Beispiel für die erschwerten Arbeitsbedingungen. Jedes Mal, wenn ein Mitarbeiter die Isolierstation betritt oder verlässt, muss die aus undurchlässigem Plastikstoff bestehende Schutzkleidung angelegt beziehungsweise ausgezogen und entsorgt werden. „Unter dem Plastik ist man schnell klitschnass geschwitzt und die Maske macht das Atmen schwerer. Allein das ist eine enorme physische und psychische Belastung. Hinzu kommt die Angst: Kann ich mich optimal schützen?“

In dieser Ausnahmesituation, in der alle ihr Bestes geben, tut ein wenig Zuspruch besonders gut. Etwa die Idee des Fördervereins, den Mitarbeitern mit einem Gutschein für einen Restaurantbesuch ein kleines Dankeschön zukommen zu lassen. Für sein Spendenprojekt „Danke Krankenhaus“ hat der Verein ein Spendenkonto eingerichtet. Mit den Spenden will der Verein Wertgutscheine bei örtlichen Gaststätten erwerben, die dann an die Klinikmitarbeiter weitergegeben werden und eingelöst werden können, wenn wieder Normalität in den Alltag eingekehrt ist. „Damit wollen wir ihnen ein paar schöne Stunden schenken, eine Verschnaufpause, in der sie die Seele baumeln lassen können, mal nicht selbst kochen und aufräumen müssen, sondern einfach die Zeit mit dem Partner oder der Familie genießen können. Nicht umsonst heißt es: Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.“ Zugleich, so erklärt Dr. Schulz weiter, werde damit die Herrenberger Gastronomie unterstützt, die durch die auferlegten Schließungen in arge Bedrängnis geraten ist. „Den Gaststätten hilft das, die Zeit zu überbrücken und die Krankenhausbediensteten können die Vorfreude auskosten“, fasst er die Win-win-Situation zusammen, die sich daraus ergeben kann.

„Das ist eine sehr gute Aktion. Das finde ich klasse“ zeigte sich auch Landrat Roland Bernhard, der Kraft Amtes zur Vorstandschaft des Klinikverbunds Südwest zählt und weiß, was den Mitarbeitern dort derzeit abverlangt wird, begeistert: „Die Ärzte und Pflegekräfte gehen bis an ihre Schmerzgrenzen. Sie stehen unter Strom und leisten Unermessliches. Ich habe höchsten Respekt und Hochachtung vor diesen Heldentaten.“  Und auch der Herrenberger Oberbürgermeister freut sich riesig darüber, „dass der Förderverein diese Aktion startet und das Krankenhaus und seine Mitarbeiter in dieser Form unterstützt“, so Thomas Sprißler: „Sie stehen an vorderster Front, da ist das ein tolles Zeichen des Dankes.“

Wer sich an der Spendenaktion „Danke Krankenhaus“ beteiligen will, kann seine Spende auf das Sonderkonto DE66 603 50130 0001 1108 72 des Fördervereins Krankenhaus Herrenberg bei der Kreissparkasse Herrenberg mit dem Verwendungszweck „Danke Krankenhaus“ überweisen. Noch einfacher geht es per Mausklick auf der Webseite www.danke-krankenhaus.de

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Erstellt:
4. April 2020

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