„Das war ein Pulverfass“

Herrenberg: Nach einem Erdgasaustritt einer Baugrube an der Kreuzung Brahms- und Beethovenstraße mussten in der Nacht auf Samstag zwei Mehrfamilienhäuser evakuiert werden

Von Florian Lieb

Lesedauer: ca. 2min 33sec
Ein immenser Gasaustritt an einer Straßenbaustelle erforderte in der Nacht auf Samstag einen rund vierstündigen Einsatz der Feuerwehr GB-Foto: SDMG/Dettenmeyer

Ein immenser Gasaustritt an einer Straßenbaustelle erforderte in der Nacht auf Samstag einen rund vierstündigen Einsatz der Feuerwehr GB-Foto: SDMG/Dettenmeyer

Am Freitagnacht wird der Integrierten Rettungsleitstelle Böblingen gegen 22.15 Uhr Gasgeruch im Bereich einer Baustelle in der Beethovenstraße/Brahmsstraße in Herrenberg gemeldet. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr stellen vor Ort fest, dass in der Baugrube eine Gasleitung undicht ist, massiv Gas austritt. Eine Straßenöffnung der Baustelle war verschlossen worden, „womöglich ist beim Wiederverschließen der Straße eine Schädigung aufgetreten“, sagt Stadtbrandoberinspektor André Weiss dem „Gäubote“ am Tag danach.

Bereits Ende August war die Herrenberger Feuerwehr zweimal wegen Gasgeruch ausgerückt; beide Male war es falscher Alarm, handelte es sich um Kanalgeruch, der nicht auf Gas zurückzuführen war. Anders ist die Lage am Freitag, als der Gasgeruch offensichtlich ist. „Das riecht nach verfaulten Eiern“, beschreibt André Weiss. Und wie sich zeigt, ist mit der Situation vor Ort auch keinesfalls zu spaßen.

„Das war eine prekäre Geschichte, auf jeden Fall“, reflektiert Weiss tags darauf den rund vierstündigen Einsatz der vergangenen Nacht. „Das war ein Pulverfass. Die Gasausströmung war immens“, erklärt der Stadtbrandoberinspektor. Scheinbar schon länger strömt das Erdgas aus dem Leitungsleck, das ganze Erdreich sei vollgesogen. „Wie ein Schwamm“, vergleicht André Weiss. Derart sogar, dass sich das Gas droht, in die umliegenden Gebäude auszubreiten. Weshalb die Feuerwehr in der Nacht einen Sicherheitsbereich von 50 Metern um die Baugrube festlegt, zwei Mehrfamilienhäuser – eins in der Brahms- und ein in der Beethovenstraße – evakuiert.

Baugrube mit
Luft durchspülen

22 Personen müssen ihre Wohnungen verlassen, werden von der DRK-Ortsgruppe betreut, beide Straßen durch die Polizei gesperrt. „Unsere Vorgehensweise war absolut gerechtfertigt“, sagt André Weiss. Immer wieder wird Oberbürgermeister Thomas Sprißler über den Stand der Dinge informiert, auch in Bezug auf eine möglicherweise notwendig werdende Unterbringung der Bewohner. Mitarbeiter der Stadtwerke stellen die Gaszufuhr ab, dann muss die Feuerwehr die Baugrube „mit Luft durchspülen“, erläutert André Weiss. „Das hat dann langsam Erfolg gebracht.“ Abschließende Messungen ergeben, dass kein weiteres Gas mehr austritt, keine Gefahr mehr für Anwohner besteht. Der Sachstand geht telefonisch an den OB. „Bei aller Komplexität hörte man raus: Die Lage ist im Griff“, zeigt sich Thomas Sprißler erleichtert.

Weniger angespannt ist im Verlauf des Abends die Atmosphäre bei den evakuierten Hausbewohnern. Eine „sehr ausgelassene Stimmung“ vernimmt André Weiss bei diesen, manche nutzen die Gelegenheit für einen späten Besuch bei Bekannten. Um 0.36 Uhr können sie wieder in ihre Wohnungen zurückkehren, für Weiss und seine Männer geht der Einsatz aber noch bis gegen 2 Uhr weiter. Das Leck selbst „muss jetzt ausgasen“, erklärt André Weiss. Ein Be- und Entlüfter wird eingerichtet.

Am Samstag wurden seitens der Stadtwerke entsprechend die Leitungen freigelegt, um die Leckage zu beheben, bestätigt Stadtwerke-Leiter Karsten Kühn dem „Gäubote“. Eine Gefahr gehe nicht mehr von der Baustelle aus, die Reparaturarbeiten erfolgen nun unter der Woche. Ursächlich für den Schaden könnte eine PVC-Leitung gewesen sein. PVC, so Karsten Kühn, neige dazu, dass es bei Verdichtungsarbeiten „zu minimalen Deformationen“ kommen kann. Wegen notwendiger Grabarbeiten bleibt die Beethovenstraße weiterhin gesperrt.

An der Baustelle wird an Gasleitungen gearbeitet GB-Foto: gb

An der Baustelle wird an Gasleitungen gearbeitet GB-Foto: gb

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Erstellt:
12. September 2021

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