Den Pflanzen geht es gut, der Kasse nicht

„Ihrem Gemeindewald geht’s gut“, sagte Forstbezirksleiterin Alexandra Radlinger dem Gemeinderat bei einer Waldbegehung. Borkenkäfer und Trockenheit seien hier aufgrund der gesunden Mischung von Laub- und Nadelholz kein großes Problem. Dennoch muss die Kommune beim Betrieb des Waldes draufzahlen.

Von Andreas Denner

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Revierleiterin Alexandra Radlinger und Förster Andreas Kuppel (von rechts) zeigen Vorgänge im Wald GB-Foto: Denner

Revierleiterin Alexandra Radlinger und Förster Andreas Kuppel (von rechts) zeigen Vorgänge im Wald GB-Foto: Denner

Zu ungewöhnlich früher Nachmittagsstunde trafen sich die Hausemer Gemeinderäte an der Fuchshütte, an der Herrenberger Straße schräg gegenüber dem Sportplatz. Bürgermeister Matthias Schöck empfing sie: „Wir wollen Ihnen anhand einiger Waldbilder zeigen, was in unserem Kommunalwald passiert.“

Begrüßt wurden die Ratsmitglieder von Alexandra Radlinger, seit Beginn des Jahres Chefin des nach der Forstverwaltungsreform neu entstandenen Forstbezirks Ost. In diesem wurden nach der Herauslösung des Staatswaldes die Kommunalwälder von Altdorf, Weil im Schönbuch und Waldenbuch mit eben dem Hildrizhausener Wald zusammengelegt. Darum wird der bisherige Revierförster Andreas Kuppel zum Jahresende seine Stelle wechseln, sein Nachfolger Florian Schwegler nahm ebenfalls an der Waldbegehung teil.

Zunächst ging es in einen Jungeichenbestand im Gewann „Roter Sand“. Diese Fläche, sagte Alexandra Radlinger, sei nach dem Sturm Lothar (1999) mit kleinen Eichenpflanzen aufgeforstet worden. Die nun 20 Jahre alten Bäume werden von natürlich durch Wind oder Tiere entstandenen Bäumen wie Buche und Birke bedrängt. Das, so Revierförster Andreas Kuppel, sei nicht schlecht, denn die Konkurrenz zwinge die Eichen, ihre Äste im unteren Bereich abzuwerfen und schnell nach oben ans Licht zu wachsen, was einen schönen geraden Stamm ergebe.

Doch nun werde das Konkurrenzholz gefällt. „Bei dieser Jungbestandspflege können wir mitnehmen, was die Natur uns geschenkt hat“, sagte Kuppel. Die gefällten Bäume werden vom Rückeschlepper dann zu Baumpoldern gestapelt, die dann zur Brennholzvermarktung aufgenommen würden. Dabei entstehe keine zusätzliche Bodenverdichtung, denn die sogenannten Rückegassen würden dem Schlepperfahrer klar angezeigt, er dürfe also nicht kreuz und quer im Wald herumfahren.

Weiter ging es in den Eichen-Altbestand im Gewann „Kleine Eiche“. Der Name, sagte Kuppel, sei natürlich irreführend, da die mittlerweile 120 Jahre alten Bäume ganz schön mächtig seien. Wenn diese Bäume den Zieldurchmesser von etwa 90 Zentimetern erreicht hätten, würden einzelne geschlagen, vor allem um Licht für die anderen zu schaffen. Man sei aber noch weit entfernt vom Ernteeinschlag oder gar der Verjüngung. Wenn es so weit sei, würden alle Eichen gefällt, so dass sich der Wald dank des Lichteinfalls aus eigener Kraft wieder neu anpflanze. Das sehe dann am Boden aus wie Ackersalat. Aus gefallenen und ausgetriebenen Eichen entstehende Bäume seien viel widerstandsfähiger, sie wurzelten auch tiefer. Und billiger sei es auch noch.

Die Gemeinderäte fragten natürlich, ausgehend von den vielen besorgniserregenden Presseberichten – der „Gäubote“ berichtete – , nach dem Zustand des Waldes. Der Schönbuch bestehe zu etwa 70 Prozent aus Laubholz, so Radlinger. Hier gebe es, anders als etwa im Schwarzwald, kaum Nadelholz-Monokulturen, die ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer seien. Auch die Trockenheit sei hier noch kein Problem. Es gebe aber schon vereinzelt aufgrund der mangelnden Wasserversorgung von oben nach unten absterbende Buchen. Die würden, hauptsächlich aus Verkehrssicherungsgründen, gefällt.

Einzig der Asiatische Laubholzbock, sagte Bürgermeister Matthias Schöck in der anschließen Beratung, mache noch Schwierigkeiten. Der Käfer sei vor vier Jahren in Hildrizhausen gefunden und der Kommunalwald seit damals unter Quarantäne gestellt worden. Doch weil bislang keine Käfer mehr gefunden wurden, könne man hoffen, dass die Quarantäne im nächsten Jahr aufgehoben wird.

Dennoch, das wurde dann vom Gemeinderat auch so einstimmig beschlossen, werden 2020 nur 645 Festmeter Holz eingeschlagen. Das liege weit unter dem im zehnjährigen Forsteinrichtungsplan beschlossenen 1205 Festmetern. Schon im laufenden Jahr wurden bislang nur 635 Festmeter eingeschlagen, bis Ende des Jahres sollen aber noch weiter 250 Festmeter folgen.

Die Preise sollen zwar stabil bleiben: Eiche soll es für 58 Euro pro Festmeter geben, Buche/Birke für 64, Nadelholz für 30 und Flächenlose für 15 Euro. Doch durch den geringen Holzeinschlag hat die Gemeinde auch geringere Einnahmen, bei Stammholz ein Minus von 5000 Euro, beim Brennholz gar um 10 000 Euro. Die Ausgaben für Jungbestandspflege, Holzeinschlag und Anrücken sowie Pflege der Waldwege waren um 7000 Euro höher als die erzielten Einnahmen, ein Defizit, das im Gemeindehaushalt aufgefangen werden muss. Die Gemeinderäte segneten das einstimmig ab.

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Erstellt:
26. September 2019

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