Der Aufwand hat sich gelohnt

Auf Feste gehen macht mehr Freude, als Feste zu geben – in einem Fall liegt die Arbeit bei den anderen, im anderen bei einem selbst. Die 1. Narrenzunft Nufringens, elf Jahre lang dem reinen Vergnügen ergeben, hat sich der Herausforderung gestellt: Am Samstagabend lud sie zum ersten Mal ein, gleich in die größte Halle ihres Orts.

Von Thomas Morawitzky

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Zu ihremElfjährigen hat die NufringerNarrenzunft alle Register gezogen GB-Foto: Vecsey

Zu ihrem Elfjährigen hat die Nufringer Narrenzunft alle Register gezogen GB-Foto: Vecsey

Es spricht schon für sich, wenn Stunden vor Beginn der großen Party auf der Seite, die die Narrenzunft auf einer bekannten Internet-Plattform unterhält, in großen Buchstaben auf leuchtendem Hintergrund zu lesen steht: „Unsere Veranstaltung ist komplett ausverkauft, eine Abendkasse gibt es daher nicht!“ Die Schwabenlandhalle ist die größere von zwei Hallen in Nufringen; um sie auszuverkaufen muss man 1 000 Karten absetzen. Der Narrenzunft Nufringen ist das gelungen.

Die Zunft hat Grund zu feiern, beziehungsweise: Sie steht geradezu in der Pflicht. Elf Jahre alt wird sie 2020; die Elf ist eine magische Narrenzahl. Die Nufringer Narren genossen bislang den großen Luxus, im eigenen Ort nicht zu feiern, aber zu den Festen und Umzügen anderer Zünfte zu reisen. Nun sind sie gewissermaßen erwachsen geworden: Schon am Freitagnachmittag, erzählt Narrenchef Dominic Schuld, begannen sie, ihr großes Fest vorzubereiten, am Samstag arbeiteten sie konzentriert weiter, um 18.30 Uhr dann öffneten sie ihre Tür, erst gegen 2 Uhr möchten sie sie schließen. Tatsächlich arbeiteten die Nufringer viel länger schon auf ihren Auftritt hin, seit Monaten. Nun haben sie das hinter sich. „Für mich“, sagt Schuld, „beginnt die Fasnet jetzt erst richtig. Die eigene Veranstaltung ist vorbei.“

Andere Vereine helfen,
das große Fest zu stemmen

Die Schwabenlandhalle mit einem Narrenfest zu bespielen – das war eine He-rausforderung, und die Nufringer stemmten sie. „Einige Leute haben mir gesagt, dass es in dieser Halle seit mindestens 15 Jahren kein solches Highlight gab, und viele waren überrascht, dass man aus dieser großen Halle etwas Tolles zaubern kann.“ Wer die Halle betritt, der wird dem zustimmen: Die enorme Fläche, die sie bietet, ist gefüllt mit rotem Licht, unter der Decke wehen ungezählte kleine Wimpel. Und vorne auf der Bühne brüllt die Guggenmusik. Ganz früh schon führten die Gastgeber ihren eigenen Hexentanz auf und vollbrachten das Kunststück, zugleich den Festbetrieb aufrechtzuerhalten. Etwa 45 aktive Narren, als Schönbuchhexen verkleidet, gehören zur Zunft, etwa 25 passive außerdem – ohne die Hilfe anderer Vereine, des Sportvereins und der Rohrauer Narren, hätten die Gastgeber gewiss vor größeren Schwierigkeiten gestanden. Die Jugend der Waldenbucher Fasnetsabteilung, der Fanfarenzug Weil der Stadts, die freie Narrenzunft Oberjesingens, die Ehninger Edafetza, s’ Schwarzwälder Mutesheer, Grün-Weiß Böblingen und die Hausemer Schnaidrebbler – sie alle geben sich die lautstarke Ehre in der Schwabenlandhalle; die Schnaidrebbler, berüchtigt genug, natürlich zuletzt und am stärksten. Dazwischen der obligate Zunftmeisterempfang, danach der DJ, der die Narren tanzen lässt. Ein grelles Volk zieht um die Tische im Zwielicht, das von Rot zu Grün wechselt. Die Scheinwerfer blitzen auf den Becken und den Pauken, die Guggen pusten mit ehrlicher Hingabe in ihre Trompeten und Posaunen. „Unsere erste eigene Veranstaltung“, sagt Dominic Schuld, „das war schon eine Hausnummer. Aber die Fasnet geht ja noch ein paar Tage – das wollen wir jetzt genießen.“ Ob die Narrenzunft es noch einmal tun wird, sich noch einmal all die anderen Narren in den Ort holen wird? Schuld lässt es offen. „Ich weiß noch nicht. Aber in der kleineren Halle, der Wiesengrundhalle, da könnte ich es mir schon vorstellen.“

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Erstellt:
4. Februar 2020

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