Der Bedarf an Unterstützung bleibt hoch

In 25 Jahren haben sich die Aufgaben des Jugendreferates Jettingen stark verändert. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt längst nicht mehr auf der offenen Jugendarbeit; Schulsozialarbeit und Integration sind immer mehr in den Mittelpunkt getreten. Bevor das Jugendreferat auf dem Jettinger Weihnachtsmarkt sein Jubiläum mit einer kleinen Ausstellung feiert, blicken jene zurück, die heute für es tätig sind.

Von Thomas Morawitzky

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Mit 20 Jahresberichten in Händen blicken Bürgermeister Hans Michael Burkhardt (links) und die Waldhaus-Mitarbeiter zurück GB-Foto: Bäuerle

Mit 20 Jahresberichten in Händen blicken Bürgermeister Hans Michael Burkhardt (links) und die Waldhaus-Mitarbeiter zurück GB-Foto: Bäuerle

Katharina Fuchs, Melanie Henschel, Martina Kröhnlein und Samuel Brenner arbeiten heute im Hauptamt für das Jugendreferat; auch Manuel Seeger als Praktikant und Sarah Baur als Auszubildende sitzen am Tisch des Jettinger Rathauses und erzählen. Ebenfalls an diesem Tisch: Michael Grohl, Bereichsleiter der kommunalen Jugendarbeit im Waldhaus Hildrizhausen und somit zuständig auch für Jettingen. 25 Jahre sind vergangen, seitdem Jettingen sich der Herausforderung der Jugendarbeit stellte, 20 Jahre, seitdem das Waldhaus diese Jugendarbeit als Träger übernahm.

Die Anfänge der Jugendarbeit in Jettingen liegen noch in der Zeit Willy Dieterles, des vorherigen Bürgermeisters der Gemeinde – Hans Michael Burkhardt, sein Nachfolger, blickt in die Akten. Dieterle, Bürgermeister bis 2004, legte Berichte über „nichtorganisierte, herumlungernde Jugendliche in der Gemeinde“ ab, die auch verschiedener Sachbeschädigungen beschuldigt wurden – die Jugendlichen antworteten auf die Vorwürfe mit der Forderung nach einem Jugendraum. Der Bürgermeister willigte ein, schuf einen Raum im alten Rathaus der Gemeinde, stellte zugleich eine Jugendreferentin ein. Sabine Schultheiß-Wirsum nahm ihre Arbeit am 1. September 1994 auf – eine Einzelkämpferin für fünf Jahre.

Zum Ende dieser Periode kam die Überlegung auf, die Jugendarbeit einem Träger zu übergeben. Alle Beschäftigten der Jugendarbeit in Jettingen sind seither, über einen Dienstleistungsvertrag der Gemeinde verpflichtet, Angestellte des Waldhauses; Michael Grohl betreut diese Kooperation seit 20 Jahren. Zuvor erhob das Waldhaus die Bedarfslage in Jettingen und kam zu neuen Ergebnissen, die die Jugendarbeit im Ort bis heute bestimmen. Es entstand eine Situation mit einer von Anfang an speziellen Ausrichtung; die schulische Sozialarbeit spielte von Anfang an eine große Rolle, gewann seither noch an Gewicht.

In Jettingen, so Michael Grohl, herrsche seit jeher ein hoher Unterstützungsbedarf, gebe es viele belastete Familien. Der Ort, erklärt Burkhardt, kommt in dieser Hinsicht, auch beim Bedarf an finanzieller Unterstützung durch Hartz IV, den Städten des Landkreises nahe. Dieser Umstand hat die Entwicklung der Jugendarbeit in Jettingen also auch immer bestimmt, wird sie auch in Zukunft prägen: ein Wirken hinein in die Familien und ins Gemeinwesen sehen Grohl und Burkhardt voraus, das zwar die Grenzen der klassischen Jugendarbeit sprengt, aber in ihr ihren Ursprung hat. „Die Jugendarbeit ist die Keimzelle dieser Entwicklung“, sagt Michael Grohl. „Bei uns kommen viele Themen an.“ Und Hans Michael Burkhardt weist darauf hin, wie sehr gerade die Jugendarbeit auch die infrastrukturelle Entwicklung Jettingens voranbrachte: Ohne den Bedarf an Jugendräumen, der auch mit Unterstützung der katholischen Kirche nicht befriedigt werden konnte, wäre das Jugend- und Bürgerzentrum wahrscheinlich nicht entstanden. Auch dass das Freizeitgelände erneuert, in diesem Frühjahr wieder eingeweiht wurde, geht zum großen Teil auf die Initiative des Jugendreferates zurück, das um 2013 eine Sozialraumanalyse für Jettingen erstellte.

Manfred Aberle setzte 15 Jahre lang wichtige Impulse

Bis 2014 war Manfred Aberle das wichtigste Gesicht des Jettinger Jugendreferates. Er nahm am 1. Oktober 1999 seine Arbeit auf, setzte wichtige Impulse im Bereich des internationalen Jugendaustausches mit Partnergemeinden und der Erlebnispädagogik. 2005 wurde das Team des Jettinger Jugendreferats zunächst erweitert durch Alice Steinhilber, 2007 gab Steinhilber ihre Aufgaben weiter an Heidi Kitch, 2012 übernahm Katharina Fuchs Heidi Kitchs Aufgaben, Manfred Aberle konzentrierte sich stärker auf Zusatzangebote, betreute gemeinsam mit Fuchs weiterhin die Schulen. Sarah Baur, heute Auszubildende im Jugendreferat, damals Jugendliche, erinnert sich an das Jahr 2009: „Heidi Kitch gab an der Hauptschule eine Kreativ-AG und fragte nach Interesse an einem Mädchentreff. Einen Jugendtreff mit Jungs und Mädchen gab es damals noch nicht.“

Der Mädchentreff, den Kitch ins Leben rief, geriet wieder in Vergessenheit; erst 2013 sollte Katharina Fuchs ihn erfolgreich wiederbeleben – „Als ich kam“, erinnert sie sich, „war im Jugendtreff allgemein wenig los.“ In Jettingen unterliegt die Jugendarbeit, wie in anderen Orten, Phasen wechselnden Interesses. 2014 beendete Manfred Aberle die Arbeit als Jugendreferent, Katharina Fuchs übernahm seine Aufgaben, Simon Brenner, frisch vom Studium, vertraut mit dem Waldhauskonzept, kam als neuer Jugendreferent in den Ort. 2015 schließlich stieß Melanie Henschel als Schulsozialarbeiterin zum Team, 2018 Martina Köhnlein als Integrationsbeauftragte für ausländische Familien.

Auf all diese Entwicklungen wird das Jugendreferat beim Weihnachtsmarkt am Samstag, 30. November, vor und im Rathaus mit einer kleinen Ausstellung, einer Sammlung an Zeitungsartikeln zurückblicken. Und die Jugendarbeiter der Gemeinde sind dabei zufrieden: „Wir haben als One-Man-Show begonnen, und heute sind wir vier Hauptamtliche!“

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Erstellt:
21. November 2019

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