Der Umzug rückt in greifbare Nähe

Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung hat der Reit- und Fahrverein Herrenberg die Phase der konkreten Umsetzung seines Aussiedlungsprojektes eingeläutet. Die Mitglieder beschlossen die Vergabe eines Planungsauftrages. Im November soll dann der Bauantrag eingereicht werden, im Dezember 2020 im Optimalfall der Umzug über die Bühne gehen.

Von Robert Stadthagen

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Blick vom Schlossberg auf das Gelände rund um die Stadthalle mit der Reitanlage (grün umrandet) in der Stadt GB-Foto: gb

Blick vom Schlossberg auf das Gelände rund um die Stadthalle mit der Reitanlage (grün umrandet) in der Stadt GB-Foto: gb

„Das ist ein richtig großer Schritt für uns“, sagt Petra Schulz, seit März dieses Jahres Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins (RFV) Herrenberg. 50 Personen konnte sie am Freitag bei der Versammlung begrüßen. Das Thema brennt den Reitern auf den Nägeln. „Wir wollten die Mitglieder mit ins Boot und uns ihre Zustimmung holen“, so Schulz, die voller Vorfreude ist. „Wenn das so klappt, und wir im Dezember des nächsten Jahres umziehen können, dann geht ein Traum in Erfüllung.“

„Wir steigen jetzt nach all den Zitterjahren in die Umsetzungsphase ein“, erklärt Norbert Zimmermann. Der ehemalige Vorsitzende des RFV ist der Projektleiter für die Aussiedlung der Reitanlage aus der Stadtmitte auf die grüne Wiese. Grob skizziert gegenüber des alten IBM-Schulungszentrums zwischen der Bundesstraße 14 und der Bahntrasse wird das neue Domizil des RFV entstehen. Nach Jahren der Verzögerungen gibt es nun einen belastbaren Zeitplan. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung haben die Mitglieder am Freitag grünes Licht für einen Planungsauftrag an die Firma Hörmann aus Buchloe gegeben. Das Unternehmen ist auf Stall- und Agrarbauten spezialisiert.

Damit kann nun alles ganz schnell gehen. Das Ziel ist es laut Norbert Zimmermann, im November den Bauantrag für das rund zwei Millionen Euro teure Projekt einzureichen. Im Frühjahr soll die Erschließung des Geländes in Angriff genommen werden, im Sommer der Oberbau gestellt werden und im September dann die Fotovoltaikanlage auf dem Dach ans Netz gehen. „Und noch vor Weihnachten 2020 würde ich gerne mit einer Reiterprozession umziehen“, sagt Norbert Zimmermann. Der Projektleiter weiß, dass die zeitliche Planung ambitioniert ist, mag sich aber nicht zwei weitere Winter auf der derzeitigen Anlage vorstellen.

Die rechtzeitige Inbetriebnahme der Fotovoltaikanlage spielt eine wichtige Rolle in den Überlegungen der Planer. Sie kostet noch einmal rund 550000 Euro extra, soll über 20 Jahre Betrieb gesehen aber rund eine Million Euro Einnahmen abwerfen –und damit entscheidend zum Abtragen des 1,5 Millionen umfassenden Finanzierungsbedarfs für die neue Reitanlage beitragen. Von der Stadt hat der Verein laut Zimmermann die Zusage für eine Bürgschaft in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Dazu kommen Eigenkapital und eine Förderung durch den Württembergischen Landessportbund, die sich der RFV im deutlich sechsstelligen Bereich vorstellt. Genau lässt sich die Summe noch nicht beziffern.

Offene Fragen gibt es noch, allerdings laut Zimmermann keine, die das Projekt noch gefährden könnten. So ist offen, in welcher Form die Stadt Herrenberg dem Verein das erschlossene und baufertige Gelände überlassen wird. Der Vertrag ist zurzeit in Ausarbeitung. Außerdem hat das Landratsamt ein Lärmschutzgutachten von der Stadt eingefordert. Es geht um die mögliche Beeinträchtigung durch Bahnlärm, dem der Stallmeister in seiner auf der Anlage befindlichen Wohnung ausgesetzt sein könnte. Und dann ist da ja noch das Thema Hochwasserschutz (wir berichteten). Die Anlage liegt teilweise im Bereich HQ100. Ein Areal, das statistisch gesehen einmal in 100 Jahren überflutet werden könnte. Das betrifft in diesem Fall laut Zimmermann die geplante Zufahrt zur Anlage. Für die Straße prognostizieren Modellrechnungen im Extremfall eine Wasserhöhe von 20 Zentimeter. Damit wäre der zentrale Rettungsweg unter Umständen nicht passierbar. „Das wird über eine Notzufahrt im Norden gelöst“, erklärt Norbert Zimmermann. Hauptmaßnahme für den Hochwasserschutz ist aber eine deutliche Vergrößerung des Buchtaler Grabens, der in der Nähe der Anlage fast parallel zum Aischbach verläuft.

Scheint so, als könnte das Projekt mit einigen Jahren Verspätung aufgrund diverser Hindernisse nun in einem überschaubaren Zeithorizont abgeschlossen werden. Zimmermann würde sich freuen. „Ich kümmere mich jetzt seit zehn Jahren darum. Ich möchte auch mal fertig werden.“

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Erstellt:
16. Oktober 2019

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