Der VfL Nagold triumphiert im Endspiel des „Gäubote“-Cups
Der VfL Nagold hat sich beim Jubiläumsturnier die Krone aufgesetzt: Mit einem 4:2-Sieg haben die Nagolder das 50. Hallenfußballturnier in Herrenberg in der Längenholzhalle gewonnen. In einem packenden Endspiel hielt der Landesliga-Rivale FC Gärtringen lange dagegen, musste sich aber am Ende mit 2:4 geschlagen geben.
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Der VfL Nagold (weiße Trikots) hat zum zweiten Mal in den letzten drei Jahren den „Gäubote“-Cup geholt GB-Foto: Schmidt
Zwischenrunde
„Time to say goodbye“ – mit dem Evergreen aus den 90er Jahren, der musikalisch die letzte Spielminute in der Längenholzhalle ankündigte, wurde der VfL Herrenberg im entscheidenden Zwischenrundenspiel gegen die Spvgg. Aidlingen verabschiedet. Der von Neu-Trainer Benjamin Maier betreute Titelverteidiger hatte sich schon im ersten Spiel gegen den Türk. SV Herrenberg unter Zugzwang gebracht. Eine 1:0-Führung durch Rico Wentsch drehten Ferhat Vural und Asim Arslan und dann ließ die gute Türk.-SV-Defensive nichts mehr zu. Das VfL-Team musste gegen den vermeintlichen Underdog Spvgg. Aidlingen also angreifen. Das ging sichtlich in die Hose, Kai Schleeh mit einem raffinierten Heber (3.) und Steffen Hirth sorgten für eine schnelle 2:0-Führung. Wentsch traf in der Schlussphase per Doppelpack zum 2:2-Ausgleich. Aber nachdem Aidlingen zuvor mit 3:2 den Türk. SV Herrenberg besiegt hatte, war der B-Ligist durch und der VfL Herrenberg draußen.
Die Sportfreunde Kayh hatten in der Gruppe F ihr Pulver schon tags zuvor an einem nervenaufreibenden Vorrundenspieltag verschossen, als man mit insgesamt drei Remis lange um den Zwischenrundeneinzug zu kämpfen hatte. Immerhin trotzte man dem FC Gärtringen ein 0:0-Remis ab, aber mit einem 2:5 gegen den VfL Sindelfingen kam dann das Aus. Im Favoritenduell trennten sich Gärtringen und Sindelfingen mit einem 1:1-Remis.
Kurzen Prozess in der Gruppe G machte der SV Rohrau. Im ersten Spiel gelang ein überraschend klarer 3:1-Sieg über Bezirksrivale SV Deckenpfronn. Nick Prokein, Max Klein und Co-Trainer Matthias Franz kombinierten den Erfolg regelrecht heraus, für Deckenpfronn war somit der Fehlstart komplett. Das sollte sich für das Team um Spielertrainer Daniel Supper prompt rächen, als man im Gruppenfinale gegen den TSV Kuppingen unbedingt gewinnen musste und am Ende nicht über ein 2:2 hinauskam. Rohrau ließ auch gegen Kuppingen nichts anbrennen: Marvin Jonas traf aus spitzem Winkel zur 1:0-Führung (6.), nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Simon Wieder (8.) machte Maximilian Geiger mit dem 2:1 schließlich den Deckel drauf.
In der starken Gruppe H musste der TV Darmsheim den Landesliga-Rivalen TSV Ehningen und TV Darmsheim den Vortritt lassen. Nach einem 1:1 gegen Nagold leisteten sich die Darmsheimer um den ehemaligen Bondorfer Mittelfeldmann Erdinc Yüksel eine 1:2-Niederlage gegen Ehningen. Der TSV ging durch Fabian Fais (2.) und Metehan Kazilagil (8.) mit 2:0 in Führung, der Anschlusstreffer von Yüksel in der elften Minute kam zu spät. Beim 3:0 über Ehningen schossen sich die Nagolder schon mal für die überragenden Vorstellungen im Viertel- und Halbfinale warm.
Viertelfinale
Im ersten Duell der letzten acht Teams standen mit B-Ligist Spvgg. Aidlingen und dem arrivierten Landesligisten FC Gärtringen zwei völlig unterschiedliche Gegner auf dem Parkett. Vor rund 800 Zuschauern brachte Adrian Döbele den Tabellenzweiten der Landesliga mit einem präzisen Schuss mit 1:0 in Führung – und die letzte Spielminute lief, als Christian Mijic auf 2:0 für die favorisierten Gärtringer erhöhte. Trotzdem sollte es noch einmal eng werden. So erzielte Sven Büttner den Anschlusstreffer für den B-Ligisten, doch in den letzten Sekunden verwehrte der Unparteiische dem Spitzenreiter der Kreisliga BIV einen möglichen Strafstoß wegen Handspiels und Gärtringen schaukelte den Sieg über die Zeit. Aidlingens Trainer Tobias Lindner zeigte sich hochzufrieden mit dem Auftritt seiner Jungs, doch fand er es schade, „dass wir den Zehnmeter nach Handspiel nicht kriegen“.
Ein undankbares Los hatte der Türk. SV Herrenberg gezogen, der im Viertelfinale auf den Verbandsligisten VfL Sindelfingen traf. Der Bezirksligist ließ indes mit dem 1:0 durch Asim Arslan aufhorchen – doch dann hatten es die Sindelfinger zweimal den Reflexen ihres Schlussmanns Michael Walz zu verdanken, dass Herrenberg nicht erhöhen konnte. Mit einem fulminanten Knaller unter die Latte glich dann Ender Özcan zum 1:1 – und weil es dabei blieb, musste die Entscheidung im Zehnmeterschießen fallen. Nachdem ein Treffer von Abdulkadir Cihan nicht gegeben wurde, weil dieser vor der Schussabgabe stehen geblieben war, schoss Ivan Vargas Müller den VfL Sindelfingen mit dem 3:2 ins Halbfinale. Im Herrenberger Lager löste die Entscheidung des Unparteiischen Kopfschütteln aus, worauf Co-Trainer Bernd Hoffmann von einer Wiederholung des umstrittenen Penaltys ausging und meinte, „die Regel kenne ich auch nicht“. Wie Heinz Bruckner als Turnieraufsicht deutlich machte, war die Entscheidung völlig regelkonform – denn „wenn die Bewegung unterbrochen wird, gilt der Versuch als annulliert“.
Keine Tore wollten im bezirksligainternen Viertelfinale zwischen dem SV Rohrau und dem TSV Ehningen fallen – auch den ersten sechs Versuchen im Zehhnmeterschießen blieb der Torerfolg versagt, bevor ausgerechnet TSV-Keeper Mustafa Görkem den ersten Treffer markierte. Matthias Franz glich aus, doch nach dem 2:1 durch Marcel Berberoglu hatte Noah Langner sein Visier zu hoch eingestellt. „Das ist eben auch Glückssache“, erklärte Rohraus Trainer Bernd Gluiber anschließend, dass man den Ball aus zehn Metern erst mal im Gehäuse unterbringen müsse. Wichtig war für Gluiber, dass sich sein Team gut verkauft hatte und dass es keine Verletzten gab. Im vierten und letzten Viertelfinale sorgte der VfL Nagold mit 6:0 gegen den TSV Kuppingen für klare Verhältnisse. „Wir haben trotzdem ein super Turnier gespielt“, machte TSV-Trainer Benjamin Sulz mit Blick auf die fünf Siege am ersten Turniertag deutlich.
Halbfinale
Im ersten Halbfinale ließ der FC Gärtringen gegen den TSV Ehningen nichts anbrennen: Christian Mijic legte auf 1:0 vor, und nachdem George Berberoglu auf Ehninger Seite mit einem Schuss aus der Drehung scheiterte, erhöhte Felix Franke auf 2:0. Zwar konnte der Ehninger Schlussmann Mustafa Görkem auf 1:2 verkürzen, aber die verbleibenden zehn Sekunden reichten nicht mehr für einen Ausgleich. Für viele kam das Duell zwischen dem VfL Nagold und dem VfL Sindelfingen im Halbfinale irgendwie ein Spiel zu früh. Doch der Nagolder Landesligist hielt sich mit solchen Überlegungen nicht lange auf, und Niklas Schäuffele bewies ein gutes Auge, als er zum 1:0 traf, nachdem sich Sindelfingens Keeper Michael Walz zu weit aus dem Gehäuse vorgewagt hatte. Ausgerechnet der Nagolder Schlussmann Bubacarr Sanyang, der sich nie so richtig entscheiden kann, ob er Keeper oder Torjäger sein will, erhöhte auf 2:0. Nach einer Zeitstrafe für Alexander Wetsch konnte der Landesligist seine Überzahl nicht ausnutzen. Dem Anschlusstreffer von André Simao folgte im Gegenzug aber das 3:1 durch Burak Tastan, der damit das Nagolder Finalticket löste. Alexander Wetsch blieb beim 2:3 nur noch Ergebniskosmetik.
Spiel um Platz 3
Im sogenannten kleine Finale war beim VfL Sindelfingen irgendwie die Luft draußen: Zwar krönte Vincent Kayser eine feine Einzelaktion mit dem 1:0 für das Verbandsliga-Team, doch danach war der TSV Ehningen am Drücker. Metehan Kizilagil versenkte einen indirekten Freistoß zum Ausgleich, ein Sindelfinger Eigentor bescherte den Ehningern das 2:1 und Marcel Berberoglu sowie Fabian Fais trafen zum 4:1.
Finale
Zwei Spitzenteams der Landesliga standen sich mit dem VfL Nagold und dem FC Gärtringen gestern Abend im Endspiel der 50. Turnierauflage gegenüber. Als Spieler konnte Hanjo Kemmler bereits mehrfach den Turniersieg in Herrenberg feiern – als Trainer muss er allerdings weiterhin auf seinen ersten Triumph in der Längenholzhalle warten. Dabei sorgte Julian Borgia für eine schnelle Führung des FC Gärtringen, aber die Nagolder Antwort ließ nicht lange auf sich warten und Niklas Schäuffele erzielte postwendend das 1:1. Danach bestrafte der VfL Nagold gleich drei Gärtringer Fehler gnadenlos: So legte Walter Vegelin zum 2:1 vor, während Dominik Pedro nach einem Pfostenknaller von Tastan Burak zur Stelle war und vorentscheidend zum 3:1 traf. Berk Özhan schraubte das Ergebnis in der Schlussminute noch auf 4:1 hoch, und quasi mit dem Schlusspfiff glückte Uygar Iliksoy beim 2:4 noch Ergebniskosmetik. VfL-Trainer Armin Redzepagic konnte gestern Abend in jeder Hinsicht zufrieden sein. Dreimal stand der VfL Nagold unter seiner Regie jetzt hintereinander im Finale – und zum zweiten Mal in dieser Zeit konnte der Turniersieg gefeiert werden. Völlig zu Recht nach dem Geschmack von Redzepagic, denn „verdienter kann man ein Turnier nicht gewinnen“, erklärte der VfL-Coach mit Blick auf den souveränen Auftritt seiner jungen Truppe. Ganz anders Hanjo Kemmler, der nach dem Finale feststellte: „Wir haben uns selbst geschlagen und haben es dem VfL Nagold zu einfach gemacht.“ Zwar wurde das Minimalziel erreicht, unter die ersten vier zu kommen, doch das Finale hatte der FC Gärtringen in seinen Augen „durch eigene Fehler verloren“. Nicht gefallen hatte ihm zudem die Siebener-Gruppe in der Vorrunde. „Da sagt jeder, dass es zu zäh ist“, machte Kemmler gestern Abend deutlich, dass sich der VfL Herrenberg über diesen Modus Gedanken machen müsse.

Im Finale hielt der FC Gärtringen (schwarze Trikots) lange Zeit dagegen GB-Foto: Schmidt