Der erste Torjubel gehört dem VfL Herrenberg

Mit 1:11 (1:3) haben die Oberliga-Frauen des VfL Herrenberg am Sonntag vor rund 300 Zuschauern im Volksbankstadion das Festspiel gegen den SC Freiburg verloren. Das Ergebnis stand bei der Partie im Rahmen der Feierlichkeiten zu 100 Jahre Fußball in Herrenberg allerdings im Hintergrund.

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Die Herrenberger Frauen (grüne Trikots) wehrten sich nach Kräften, mussten aber die Freiburger Überlegenheit anerkennen GB-Fotos: Holom

Die Herrenberger Frauen (grüne Trikots) wehrten sich nach Kräften, mussten aber die Freiburger Überlegenheit anerkennen GB-Fotos: Holom

Start nach Maß – Der erste Torjubel gehörte den Herrenberger Frauen und ihren Fans. Eine Viertelstunde war gespielt, als Freiburgs Torhüterin Lena Nuding den Ball aus dem Netz holen musste – überwunden von der eigenen Mitspielerin. Nach einen schönen Pass in die Spitze auf Selina Martens wollte Freiburgs Janina Minge den Ball zu ihrer Torfrau zurückspielen. Das war im Prinzip gegen die schnelle Herrenberger Stürmerin eine gute Idee. Doch im Fallen erwischte Minge die Kugel ein bisschen zu kräftig und beförderte sie somit an der weit vor ihrem Tor postierten Keeperin vorbei.

Standesgemäß – Danach nahm die Partie den Verlauf, den man für ein Spiel zwischen einem Oberligisten und einem gestandenen Erstligisten erwarten darf. Und beim 1:1 rund zehn Minuten vor der Pause revanchierte sich der VfL Herrenberg und leistete seinerseits Schützenhilfe. Florentine Buck fälschte einen Schuss von Sandra Starke unhaltbar für VfL-Torhüterin Jelissa Dias da Silva ins eigene Tor ab. Lena Lotzen und Rebecca Knaak sorgten mit ihren Treffern für die 3:1-Führung des diesjährigen DFB-Pokal-Finalisten zur Pause. Ein wirklich ansehnliches Ergebnis für den VfL Herrenberg. Nach dem Seitenwechsel wurde es dann aber deutlich. Jeweils zweimal Janina Minge und Marie Müller, Sandra Starke, Anja Hegenauer und Lisa Schüler sowie ein Eigentor von Marina Alexiadis sorgten für den 11:1-Endstand aus Sicht der Gäste.

Zufriedene Trainer – Das Ergebnis stellte letztlich auch Freiburgs neuen Trainer Daniel Kraus zufrieden, der in der Anfangsphase ein wenig unruhig auf seiner Bank hin und her gerutscht war. „Wir hatten einen mäßigen Beginn“, meinte er. „Vielleicht ist es ganz gut, dass uns das gleich im ersten Spiel passiert ist. Man braucht immer die richtige Körperspannung.“ Das erklärte er seinen Spielerinnen offensichtlich in der ersten Trinkpause nach dem Gegentreffer. „Danach haben die Mädels richtig Gas gegeben und das Ergebnis ist am Ende auch standesgemäß ausgefallen.“ Sein Gegenüber Steve Henrich hätte das zweistellige Ergebnis natürlich gerne vermieden, war mit dem beherzten und auch spielerisch immer wieder guten Auftritt seiner Mannschaft aber auch zufrieden. „Das war natürlich auch den Temperaturen geschuldet. Meine Mädchen sind mit den Kräften am Ende“, meinte der VfL-Coach. Nur zwei Wochen Pause haben die Herrenberger Frauen nun. Am 12. Juli beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison in der Oberliga.

Prominenter Schweiß – Auch die Schiedsrichter kamen gewaltig ins Schwitzen – wenn auch das Spiel an sich keine schwierige Aufgabe für sie darstellte. Der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Knut Kircher hatte sich bereit erklärt, das Jubiläumsspiel zu leiten. An den Linien wurde er unterstützt vom Nebringer Patrick Hofbaur (VfL Herrenberg) und der Tailfingerin Ciara Kämpf (TSV Altingen). Allein 244 Spiele in der Ersten Bundesliga hat Kircher gepfiffen, bevor er seine Karriere 2016 beendete. Immer noch ist der 50-Jährige aufgrund seiner bodenständigen Art eine gern gesehener Referee. „Wenn es passt, mache ich es – und ich mache es gerne“, sagt Kircher, der während der Saison nach wie vor als Beobachter in den höchsten deutschen Ligen in den Stadien zu Hause ist. Daheim ist er in Hailfingen und dort packt er auch mit an. Am Samstag und am Sonntag vor dem Spiel in Herrenberg verkaufte er Crêpes am Stand des Hailfinger Dorfladens auf dem Rottenburger Neckarfest.

Abschiedstränen – Emotional wurde es vor dem Spiel bei der Verabschiedung der Herrenberger Abwehrspielerin Lilly Lakich. Die US-Amerikanerin wird den VfL nach nur einem Jahr verlassen (wir berichteten). Am 15. Juli klettert sie in den Flieger. Ihr Ziel ist Fort Myers. „Ich werde an der Florida Gulf Coast University studieren“, erklärt die 18-Jährige. Ihre Eltern werden sie auf der Hinreise begleiten, sie dann aber in den USA zurücklassen und zurück nach Böblingen kommen. In der College-Liga wird sie für ihre Uni Soccer spielen und darauf hinarbeiten, den Traum von einer Laufbahn als Profi zu verwirklichen. „Es ist wirklich schwer, die Mannschaftskameradinnen zu verlassen, aber das ist für mich eine große Gelegenheit.“ Trainer Steve Henrich hatte Tränen in den Augen und ihm stockte die Stimme, als er Lakich vor dem Spiel verabschiedete. „Ich habe gehofft, dass dieser Tag nicht so schnell kommt“, meinte der Coach in Richtung seiner scheidenden Spielerin. „Vielen Dank für die ganz tolle Zeit bei uns.“

Ehrungen – Lakichs Verabschiedung war nicht der einzige Programmpunkt vor dem Anpfiff. So mussten die Spielerinnen und die Schiedsrichter nach dem Einlaufen zunächst einmal in der Sonne braten. Der Bezirksvorsitzende Richard Armbruster überbrachte dem VfL Herrenberg zum Jubiläum der Fußballer die Glückwünsche des Deutschen Fußballbundes (DFB), des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) und des Fußball-Bezirks. Vom DFB bekam die Abteilung eine Plakette und einen Scheck in Höhe von 500 Euro, vom WFV einen Wandbrief – eine Art Urkunde. Zudem wurden der kürzlich aus dem Amt geschiedene Abteilungsleiter Rainer Braun sowie der neue Abteilungssprecher Markus Rühle für ihr langjähriges Engagement mit der Verbandsehrennadel in Bronze ausgezeichnet. Herrenbergs Oberbürgermeister Thomas Sprißler ehrte die Oberliga-Aufsteigerinnen und überbrachte ein Geschenk der Stadt. Großen Applaus erntete er für die Ankündigung, sein Grußwort kurz zu halten, damit die sportlichen Hauptdarstellerinnen nicht zu lange untätig in der Sonne stehen müssen.

Fortsetzung – Am kommenden Samstag um 15 Uhr steigt das zweite Festspiel im Herrenberger Volksbankstadion. Dann trifft eine VfL-Traditionself auf die Traditionsmannschaft des VfB Stuttgart. ROBERT STADTHAGEN

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Erstellt:
1. Juli 2019

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