Die Fenster strahlen in symbolkräftigen Farben

Horst F. Sehorsch hat den „Kuppinger Kreuzweg“ von Albert Birkle in den Mittelpunkt seines neuen Kirchenführers gestellt, der am heutigen Freitag, 29. November, um 18 Uhr in der Kirche Sankt Antonius vorgestellt wird. 14 kunstvoll gestaltete Glasfenster – nach der 2018 erfolgten Sanierung und dank der neuen Beleuchtungstechnik perfekt in Szene gesetzt – geben Zeugnis der Passionsgeschichte Jesu Christus.

Von Gabi Weber-Urban

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Markus Ziegler, Reiner Debert und Horst Sehorsch (von links) stehen vor dem zweiten und dritten Fenster des Kreuzweges in St. Antonius GB-Foto: Bäuerle

Markus Ziegler, Reiner Debert und Horst Sehorsch (von links) stehen vor dem zweiten und dritten Fenster des Kreuzweges in St. Antonius GB-Foto: Bäuerle

Die Kuppinger St.-Antonius-Kirche beherbergt neben dem Kreuzweg noch weitere Kunstgegenstände, die ebenfalls in dem Kirchenführer beschrieben sind. Der Autor, der ehrenamtlich arbeitet, empfiehlt dem Betrachter der Glasfenster, „sich vom Leiden berühren zu lassen“ und intensiv in die Leidensgeschichte des Gottessohnes einzutauchen.

Horst Sehorsch – Jahrgang 1941 – setzt sich seit 2003 intensiv mit den Kunstwerken von Professor Albert Birkle auseinander. Der Autodidakt unterhält einen engen, mittlerweile freundschaftlichen Kontakt zu den Nachfahren des Glaskünstlers, besucht Vorlesungen an der Universität Tübingen, studiert die Bibel, recherchiert in Archiven und tauscht sich mit Geistlichen aus, die ihn in theologischen Fragen unterstützen.

Auch die Glasfenster in der Sankt-Josefs-Kirche sind von Birkle

Der Künstler Albert Birkle (1900 bis 1986) gilt als Bahnbrecher moderner Glasmalerei und hat in Herrenberg bereits 1933 das Chorfenster in der St.-Josefs-Kirche in Herrenberg geschaffen. Als Birkle im Jahr 1958 Restaurierungsarbeiten an „seinem“ Glasfenster vornahm, erhielt er den Auftrag für die Gestaltung von 14 Kreuzwegfenstern, einem Taufkapellenfenster sowie für zwölf Glasfenster in der Apsis in der neu erbauten Kirche in Kuppingen.

Mit den Fenstern des Kreuzweges, in der Größe von jeweils 0,70 auf 0,90 Meter, ist ihm ein Meisterwerk mit großer künstlerischer und theologischer Ausdruckskraft gelungen. Birkles Kunstwerke wurden in der Glasmalerei Derix in Rottweil gefertigt. Stets war der Meister zugegen und suchte eigenhändig die mundgeblasenen und in der Masse gefärbten Antikgläser aus. Auf der Grundlage seiner Entwürfe wurden Bleipausen abgezogen – es wurden alle Begrenzungslinien zwischen den einzelnen Farbflächen auf Schablonenpapier übertragen. Es entstanden passgenaue Schablonen für die einzelnen Farbflächen. Auf einer gläsernen Staffelei wurden die Farbgläser aufgewachst und von Birkle mit Schwarzlot, einer sepiafarbenen Einbrennfarbe bemalt, die dann bei über 600 Grad Celsius im Brennofen in die Glasstücke eingebrannt wurde. Anschließend wurden die behandelten Gläser in die Bleibänder – ähnlich einem Puzzle – eingepasst. Albert Birkles Glasfenster bestechen durch ihre Eindringlichkeit und Tiefe.

Die verwendeten Farben sind von großer Symbolkraft. So gestaltete der Künstler das Holz des Kreuzes fast durchgängig in leuchtendem Rot, um eindrucksvoll auf das Martyrium hinzuweisen. Erst im letzten Bild wechselt die Farbe des Kreuzes ins Schwarze, was die Bereiche Tod und Trauer symbolisiert. Das Antlitz des Gottessohnes ist in einem sanften Grünton gehalten. Die Farbe steht für Hoffnung und Ruhe. Das blaue Gewand von Maria symbolisiert ihre Treue und ihren Glauben zu Christus. Niemals ist das Kreuz zur Gänze abgebildet – es muss also immer „über das Fenster hinaus“ gedacht werden. Damit wird verdeutlicht, dass das Martyrium Christus grenzenlos war.

Wer sich in die Stationen des Kuppinger Kreuzweges vertiefen möchte, kann dies „auf Augenhöhe“ tun. Die Fenster sind in einer Höhe angebracht, die Betrachtung und Versenkung aus der Sitzposition heraus erlauben. Ein Besuch der Kirche ist in jedem Fall lohnend. Enthält doch das Kuppinger Gotteshaus noch eine Vielzahl weiterer Kunstwerke: So wurden die Mosaike in der Apsis und am Kirchturm von Otto (Vater) und Raphael (Sohn) Habel aus Leinfelden gestaltet. Ambo, Altar und die Tabernakel Stele in der Apsis fertigten die heimischen Steinmetzkünstler Paul und Thomas Dittus.

Sämtliche Kunstwerke der „kleinen Kirche mit dem großen Kunstschatz“ sind im Kirchenführer aufgeführt und ausführlich beschrieben. Der neue Kirchenführer wird am Freitag, 29. November, um 18 Uhr in der Kirche Sankt Antonius in Kuppingen vorgestellt. Horst Sehorsch wird in einem Vortrag in den Kuppinger Kreuzweg einführen. Die Veranstaltung wird mit Orgelmusik umrahmt und richtet sich an das kunstinteressierte Publikum.

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Erstellt:
29. November 2019

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