Die Vereine fühlen sich im Stich gelassen

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Strukturänderung im Fußball Es ist fünf vor zwölf: Der Württembergische Fußballverband (WFV) beobachtet mit Sorge, dass in den letzten zehn Jahren die Zahl an Jugendmannschaften im A- und B-Jugend-Bereich drastisch abgenommen hat. Und es Jahr für Jahr mehr Spielgemeinschaften gibt, um den Spielbetrieb in ländlichen Gegenden aufrechtzuerhalten.

Eine Strukturreform soll 2021 beschlossen werden, welche die Zahl der bisherigen Spielgebiete respektive Bezirke von bisher 16 auf zwölf oder gar nur neun Spielgebiete reduziert, so dass ein kontinuierlicher Spielbetrieb bis runter in die Kreisliga B weiterhin gewährleistet werden kann. Dazu hat der WFV eine Meinungsumfrage übers Internet angestoßen, welche bislang auf wenig Resonanz bei den Vereinsvertretern stieß. Beim Infoabend des Bezirks Böblingen/Calw in Gärtringen wurde dagegen eine andere Haltung deutlich: Die Vereine fühlen sich immer mehr im Stich gelassen.

Denn alle Arithmetik hinsichtlich einer Spielstruktur oder der Aufweichung von bisherigen Bezirkszuschnitten nützt nichts, wenn vor Ort – bei den Vereinen – die Entwicklung stillsteht oder, wie in nicht wenigen Fällen, rückläufig ist. Schwindende Zuschauerzahlen, immer anspruchsvollere Eltern, verändertes Freizeitverhalten der jungen Kicker, die eben erst ins Aktivenlager gekommen sind und die tatsächlich zurückgehende Bereitschaft, sich ehrenamtlich über einen längeren Zeitraum als nur eine Saison lang zu engagieren, lassen altgediente Vereinsfunktionäre wie Markus Rühle vom VfL Herrenberg zunehmend verzweifeln.

Für Rühle und viele andere Fußballmacher in der Region bringt es nur wenig Entlastung, wenn Beteiligungsplattformen im Internet aufgemacht werden oder sonstige Hilfestellungen im Netz abrufbar sind. Angebote gibt es zuhauf, da droht manch einer sogar den Überblick zu verlieren und lässt aus Zeitmangel dann eben den Laptop oder den Computer geschlossen.

Da nützt es dem Verband wenig, wenn er Trainingsinhalte weitaus besser anbieten kann als noch vor zehn Jahren, die Trainerlehrgänge direkt vor Ort und nicht nur an der Landessportschule in Ruit abhält, den Spielbetrieb optimiert oder die Talentförderung verfeinert. Den wenigen Ehrenamtlichen wächst die Arbeit um den Spielbetrieb herum, das Management von Jugend und Eltern, die Platzpflege bis zur Findung von Mitarbeitern und vor allem Jugendtrainern zusehends über den Kopf.

Es fehlt das Vereinsmanagement. Wie baue ich ein Netzwerk auf? Wie erziele ich verbindliche Absprachen in einer Spielgemeinschaft in der Jugend oder bei den Aktiven? Wie kann ich Verantwortung abgeben und dennoch gewährleisten, dass Informationsströme an meine Person nicht abreißen? Wie binde ich 18- bis 25-Jährige länger an meinen Verein, auch wenn sie studien- oder ausbildungsbedingt vorübergehend nicht mehr im direkten Einzugsgebiet leben?

Wenn Markus Rühle fordert, dass der WFV „zu den Vereinen kommen muss“, geht es ihm um praktische und umsetzbare Hilfestellungen. Wie kann der Verband helfen, damit die Vereine sich besser und attraktiver organisieren? Einen Funktionär nur nach seiner Meinung fragen und sich davon Problemlösungen zu erhoffen, greift entschieden zu kurz.

Lesen Sie dazu auch nebenstehenden Artikel „Der WFV muss zu den Vereinen kommen“.

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Erstellt:
10. Februar 2020

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