Die Zutaten sind alle lokal produziert

Es gibt Tausende Hocketsen und Schlachtplatten, ein paar davon auch in Jettingen. Die Freiwillige Feuerwehr des Ortes jedoch wollte ein besonderes Fest und machte sich auf die Suche. Dabei stolperte sie über eine Kleinigkeit, die Linse. Am Samstag nun also feierte die Wehr ihr erstes Linsenfest, mit sehr großem Erfolg – und das gibt es nur einmal, weit und breit.

Von Thomas Morawitzky

Lesedauer: ca. 2min 29sec
In der Küche gehen die angerichteten Teller mit Linsen, Würstchen und Spätzle in Serienproduktion GB-Foto: Holom

In der Küche gehen die angerichteten Teller mit Linsen, Würstchen und Spätzle in Serienproduktion GB-Foto: Holom

Möglicherweise hat Jettingen auf die Idee der Feuerwehrleute nur gewartet. Was könnte es Schwäbischeres geben als einen Teller voller Linsen, die sich dampfend über schönen gelben Spätzle ausbreiten, während sich eine Saitenwurst genüsslich in die Seite dieses Schmauses schmiegt und ein Schweinebauch sich heiß und fettig, mit genügend Fleisch auch, oben auf sie legt? Freilich geschieht all dies nicht von selbst, sondern Kraft der freiwilligen Feuerwehr, die mit gut 40 Mitgliedern und großem Fleiß am Samstagabend im Feuerwehrhaus Jettingens arbeitet. Immer neue Teller gehen über die Theke, auf denen sich die vier Zutaten Gesellschaft leisten; immer wieder taucht die Kelle ein und erscheint dann im Licht des Feuerwehrhauses, gefüllt mit dem heißen würzigen Linsenbrei, bei dessen Anblick dem Landsmann geradezu zwanghaft der Mund wässrig werden muss.

Die Feuerwehr hat
30 Kilogramm Linsen verarbeitet

Das Feuerwehrhaus Jettingens ist deshalb auch besetzt bis zum Rand. Für 380 Besucher hat die Wehr bestuhlt; zweimal, das schätzt Steffen Ruß, der Kommandant Jettingens, wird jeder Platz besetzt bei diesem Fest, fast 800 Gäste ziehen also durch die Halle. Vor jedem von jenen, die gegen 18 Uhr dort Platz genommen haben, steht ein Teller. 30 Kilogramm Linsen hat die Feuerwehr verarbeitet – Jettinger Linsen, angebaut von Feuerwehrkamerad Sascha Fortenbacher auf den Jettinger Höhenhöfen, Fleisch dazu, erzeugt von einem anderen Kameraden, Thomas Seeger, verarbeitet von der Jettinger Metzgerei Klink, Spätzle von der Jettinger Familie Rinderknecht – lokaler lässt sich’s kaum feiern.

Und allen schmeckt es, aus jedem Gesicht liest man das. Die Fahrzeughalle ist ein Bild gesenkter Köpfe, eng an eng, die sich gelegentlich miteinander unterhalten; unter den Stimmen der Besucher liegt das Kratzen von Messern und Gabeln auf den Tellern als ein kaum hörbarer Klangteppich. Bedienungen schreiten durch die Tischreihen, Appetit und Sättigung sitzen mit glänzenden Lippen Seite an Seite, und an den Wänden der Halle sieht man die Vorrichtungen, die an anderen Tagen die Feuerwehrfahrzeuge befüllen.

Steffen Ruß ist hochzufrieden mit dem Erfolg des ersten Jettinger Linsenfestes – zwei Schlachtplatten, erzählt er, gab es im Ort schon zuvor, Konkurrenz wollte die Feuerwehr ihnen nicht machen. Das Linsenfest ist ein ganz neuer Höhepunkt im öffentlich-nahrhaften Leben der Gemeinde – und auch jene, denen die Linse nicht so liegt, werden satt dabei: „Es gibt auch Spätzle mit Bratensoße“, sagt der Kommandant. „Das läuft auch sehr gut!“ Wer hätte anderes erwartet. Gegen 17 Uhr beginnt das Linsenfest; Ruß rechnet damit, dass die letzte Portion, ob nun mit Linsen oder Soße, um 19 Uhr verkauft sein wird. Schluss soll dann längst nicht sein – es gibt auch Most, in Jettingen gegärt von Hans-Martin Haag. Und natürlich hofft die Jettinger Feuerwehr sehr, dass sie keine Arbeit bekommt an diesem Abend, und sich viel Zeit nehmen kann für ihr Fest und ihre Gäste.

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Erstellt:
18. November 2019

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