Die „gute Stube“ strahlt in neuem Glanz

Mit einem Fest für geladene Gäste wurde die gründlich sanierte, modernisierte und umgebaute Kuppinger Gemeindehalle am Donnerstagabend feierlich eingeweiht. Künftig wird das 1961 errichtete Gebäude den Namen des damaligen Kuppinger Bürgermeisters Karl Bissinger tragen, der sich seinerzeit intensiv für den Bau der Halle eingesetzt hatte. Die offizielle Einweihung findet am Sonntagnachmittag statt.

Von Jutta Krause

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Auch Ortsvorsteher Markus Speer (rechts) und der ehemalige Ortsvorsteher Helmut Stickel freuen sich über die gelungene Sanierung GB-Foto: Holom

Auch Ortsvorsteher Markus Speer (rechts) und der ehemalige Ortsvorsteher Helmut Stickel freuen sich über die gelungene Sanierung GB-Foto: Holom

„Für uns Kuppinger geht heute Abend ein Traum in Erfüllung“, betonte Ortsvorsteher Markus Speer eingangs in seiner Festrede. Die Freude darüber sei groß, dass die Halle, die seit knapp 60 Jahren den „kulturellen Mittelpunkt“ der Herrenberger Teilgemeinde darstelle, den Kuppinger Bürgern nun in neuer, moderner Form wieder zur Verfügung stehe. Vom Wunsch bis zur Umsetzung habe es viel Durchhaltevermögen gebraucht. „Es war eine große Herausforderung und hat viele Anläufe gebraucht, die Sanierung der Halle auf die Agenda zu bringen“, erinnerte er die Ortschafts- und Gemeinderäte sowie Vertreter von Vereinen und Kirchengemeinden und Ehrengäste, die sich in der schön gestalteten neuen Halle versammelt hatten. Im Mai 2018 schließlich gab der Gemeinderat grünes Licht, das Herrenberger Architekturbüro Frank + Schulz bekam den Zuschlag für die Umsetzung seines Konzepts und im März 2019 starteten die umfangreichen Bau- und Sanierungsarbeiten. 14 Monate lang wurde intensiv gearbeitet, denn 60 Jahre intensive Nutzung hatten auch intensive Spuren hinterlassen. Im Zuge der Sanierung traten weitere Mängel zutage, die es zu beheben galt. Dennoch, so Speer, konnten die Arbeiten plangemäß im Mai abgeschlossen werden, „pünktlich und in hervorragender Qualität“. Dass die Einweihung erst vier Monate später stattfinden könne, sei der Corona-Pandemie geschuldet. Er lobte die großartige Leistung aller am Projekt Beteiligten, von Architekten, Fachplanern und Handwerkern über die Stadtverwaltung bis hin zu den Kuppinger Bürgern und Vereinen, die sich eingebracht hatten. „Das ist eine umfassende Gemeinschaftsleistung, deren Ergebnis sich mehr als sehen lassen kann.“

Dem konnte OB Thomas Sprißler nur zustimmen. Er bezeichnete die rundum modernisierte Halle mit ihrer offenen und dank der Holzverkleidung warmen Atmosphäre als „absolutes Schmuckstück“. „Alle haben Angst vorm Alter, aber wenn ich mir die Halle mit ihren 60 Jahren nach der Sanierung anschaue, frage ich mich: Wo ist das Problem?“, scherzte er und lobte das Gesamtergebnis der kostspieligen und umfangreichen Maßnahme. Die Halle habe nun ein „einladendes Foyer mit viel Potenzial“, zeichne sich sowohl durch seine moderne, offene Architektur als auch durch hohe Funktionalität aus und habe zudem dank der Westwand, deren Holzkassetten in neuem Glanz strahlen, seine historische Charakteristik beibehalten. Veranstaltungs- und Beleuchtungstechnik seien nun ebenso wie das Brandschutzkonzept – auf dem neuesten Stand, die Barrierefreiheit umgesetzt, und der neue, teilbare Vereinsraum biete viele Möglichkeiten. „Ich glaube sicher, Karl Bissinger wäre mit der Halle zufrieden“, mutmaßte er. Mit einer Gesamtsumme von 3,3 Millionen Euro habe man viel Geld in die Hand genommen. „Aber die Summe ist gut investiert, wenn alle zufrieden sind und die Halle weitere 60 Jahre hält.“ Auch OB Sprißler dankte allen Beteiligten für ihr außergewöhnliches Engagement und lobte vor allem Markus Speer und Architektin Claudia Janoch für die hervorragende Projektleitung.

Als „Turboprojekt“ bezeichnete Architekt Hermann Frank den Hallenumbau. „Zentrales Ziel war es, ein neues Haus mit vielfältiger Nutzung, einem offenen Rahmen und einer Atmosphäre des Wohlfühlens zu entwickeln“, erklärte er. Die Reduktion auf wenige Materialien und gleichartige Oberflächen sowie die Blickbeziehungen, die eine Verbindung zwischen Innen und Außen schaffen, verliehen den Räumen die gewünschte Klarheit und Offenheit. Statt eines symbolischen Schlüssels überreichte er den beiden Hausherren – Ortsvorsteher Markus Speer und OB Thomas Sprißler – die Zutrittsberechtigung in Form eines Chips.

Sonder-Holzeinschlag
aus dem Kuppinger Wald

Bevor die vom Handharmonika Club (HHC) Kuppingen festlich musikalisch umrahmte Veranstaltung zum gemütlichen Teil überging, erinnerte Markus Speer in einem lebhaften Vortrag an den Mann, dessen Namen die Halle von nun an trägt. Im Dezember 1952 wurde Karl Bissinger mit nur 18 Stimmen Mehrheit zum Bürgermeister von Kuppingen gewählt. Dem war ein erbitterter Wahlkampf vorangegangen, der die Gemeinde spaltete. Doch Bissinger gelang es rasch, die Wogen zu glätten, den Ort zu befrieden und wichtige Dinge wie die Waldnutzung und den sozialen Wohnungsbau voranzubringen. 1958 machte er sich an sein größtes Projekt: den Bau der Turn- und Gemeindehalle, mit dem er ein Wahlversprechen einlöste und zugleich einen Ort schuf, an dem das Vereinsleben eine Heimat fand. Auch damals waren die Mittel knapp, und die Kosten fielen deutlich höher aus als geplant. Bissinger löste das Problem mit einem Sonder-Holzeinschlag aus dem Kuppinger Wald. Daran erinnert die Westwand der Halle, in der alle Holzarten, die damals dort wuchsen, in hübschen Kassetten verewigt sind. „Karl Bissinger machte Kuppingen zu einer lebendigen und attraktiven Gemeinde und verdient dafür hohen Respekt und Anerkennung. Es war uns ein Anliegen, seine Lebensleistung im Ort sichtbar zu machen“, betonte Speer. So wird das Gebäude, für das sich Kuppingens letzter Bürgermeister so intensiv eingesetzt hatte, künftig an ihn erinnern.

Erich Kienle hatte die Bauarbeiten mit der Kamera begleitet und daraus eine Dia-Show zusammengestellt, anhand derer die Anwesenden die Umwandlung der alten Halle in ihren jetzigen Zustand noch einmal Revue passieren lassen konnten. Nach einem Essen durften sie schließlich das Gebäude besichtigen.

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Erstellt:
19. September 2020

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