Dieter Bäuerle: „Wir sind vorbereitet“

Das Robert-Koch-Institut rät wegen des Coronavirus aktuell nicht nur von Italien-Reisen ab, sondern ruft auch Landräte und Bürgermeister auf, ihre Krisenpläne zu aktivieren. Indes: Im Landratsamt Böblingen ist das eigenen Angaben nach bereits geschehen.

Von Esther Elbers

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Blick in eines der Testzentrum-Wartezimmer in Herrenberg GB-Foto: Holom

Blick in eines der Testzentrum-Wartezimmer in Herrenberg GB-Foto: Holom

Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, appelliert Medienberichten zufolge sowohl an Landkreise und Gemeinden als auch an Krankenhäuser, ihre Krisenpläne zu starten. Jedoch: „Wir als Landkreis haben unseren Krisenplan schon mit dem ersten Fall in Steinenbronn aktiviert“, erklärt der Böblinger Landratsamtssprecher Benjamin Lutsch. Das bedeutet: Der Krisenstab wurde einberufen – dessen Leiter ist der Vize-Landrat und Erste Landesbeamte Martin Wuttke; als oberster Leiter fungiert Landrat Roland Bernhard. Für jedes Krisen-Szenario gibt es laut Lutsch Listen, welche Stellen und Blaulicht-Organisationen zu aktivieren seien. Außerdem liegen Handlungsanweisungen vor, die aufzeigen, wie in welcher Krisen-Situation vorzugehen ist. In der aktuellen Situation habe der Krisenstab beispielsweise entschieden, das Testzentrum in Herrenberg einzurichten – ein weiteres wird in Sindelfingen aufgebaut (der „Gäubote“ berichtete). „Damit waren wir die Ersten in Baden-Württemberg, die ein ambulantes Testzentrum eingerichtet haben“, verdeutlicht Lutsch. Der Krisenstab des Landratsamts komme mehrmals in der Woche zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Auch der Beschluss, alle Landkreis-Veranstaltungen, bei denen mindestens 50 Gäste erwartet werden, abzusagen oder zu verschieben, ist auf den Krisenstab zurückzuführen.

Hauptversammlung der
Feuerwehr abgesagt

Die Stadt Herrenberg sagt vorerst keine Veranstaltungen ab, die in den nächsten Tagen stattfinden sollen. Eine Ausnahme stellt lediglich die geplante Feuerwehrhauptversammlung am Samstag, 21. März, dar: Sie wird verschoben. Grund für die Absage seien sicherheitsrelevante Überlegungen, wie die Verwaltung mitteilt. Denn es soll vermieden werden, dass die Einsatzkräfte im Ernstfall nicht zur Verfügung stehen. Dieses Risiko könnte bestehen, wenn sich viele Feuerwehrleute mit dem Coronavirus anstecken würden oder alle als Kontaktpersonen in Quarantäne müssten, nur weil eine Person infiziert sei. In Herrenberg seien in den nächsten Tagen keine Veranstaltungen geplant, bei denen sich mehr als 1000 Teilnehmende gleichzeitig in einem Raum aufhalten. Die Verwaltung hält an der Regelung fest, dass bei Veranstaltungen mit mehr als 50 Besuchern die Teilnehmer namentlich erfasst werden müssen. Die Stadt bittet Personen, die Symptome einer Erkältung oder Grippe aufweisen, in jedem Fall zu Hause zu bleiben und keine Veranstaltungen zu besuchen.

Zur Aufforderung des Robert-Koch-Instituts, die Krisenpläne in Gang zu setzen, erklärt der Herrenberger Ordnungsamtsleiter Dieter Bäuerle: „Wir haben keine spezielle Notfallplanung für Krankheitsfälle. Aber wir sind vorbereitet.“ So sei die Verwaltung auf sogenannte Großschadensereignisse eingerichtet – darunter fallen Szenarien unterhalb der Katastrophenschwelle, auch Krankheiten. Dafür habe die Verwaltung einen Stab eingerichtet, der regelmäßig tage. „Wir beobachten alles, holen alle Informationen ein.“. Dabei arbeite die Stadt eng mit dem Landkreis zusammen. Es gebe auch eine Alarmierungsregelung. Demnach ist klar festgelegt, wer welche Person innerhalb der Verwaltung benachrichtigt. Außerdem müsse immer ein Mitarbeiter erreichbar ein. Falls das Gesundheitsamt melden sollte, dass eine Person in häusliche Quarantäne geschickt werden müsse, werde er sich mit dem oder der Betroffenen rasch in Verbindung setzen, so Bäuerle. Die Person erhält dann auch einen schriftlichen Bescheid mit den notwendigen Maßnahmen und Einschränkungen. Auch die Schulen reagieren auf die Situation. So hat das Herrenberger Schickhardt-Gymnasium zum einen alle Schüler und Eltern informiert, dass diejenigen, die in einem Risikogebiet waren, vorsorglich zwei Wochen lang zu Hause bleiben müssen. Zum anderen wurden alle Austausch-Aufenthalte, die in den nächsten drei Wochen geplant waren, abgesagt, wie Schulleiterin Heike Bertsch-Nödinger erklärt. Vorgesehen war ein Austausch mit Schweden und Ungarn – „die Franzosen haben von sich aus abgesagt“, sagt die Rektorin.

Wie das baden-württembergische Ministerium für Soziales und Integration mitteilt, geht das Land Baden-Württemberg „bei der Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus weiter entschlossen vor“. Demnach soll eine Verordnung auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes Kommunen als verbindliche Leitlinie dienen. Unter anderem soll ein Verbot von Großveranstaltungen mit über 1000 Teilnehmern zur Verlangsamung der Ausbreitung des Coronavirus beitragen.

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Erstellt:
11. März 2020

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