Dzenis Skrijelj lässt sich nicht hängen

Diese Saison ist eine Saison zum Vergessen für Dzenis Skrijelj. Der Defensivspieler des Landesligisten FC Gärtringen hat bisher nur vier Begegnungen absolviert, angesichts der Corona-Pandemie steht zu befürchten, dass kein weiterer Einsatz dazukommen wird. Der 28-Jährige kassierte in dieser Runde zwei Platzverweise, nach der Roten Karte in der Partie beim VfB Bösingen am 5. Oktober wurde er für ein halbes Jahr gesperrt, ab 5. April ist er wieder spielberechtigt. „Ich bin froh, wenn die Runde abgeschlossen ist“, sagt Skrijelj.

Von Thomas Oberdorfer

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Dzenis Skrijelj hat der Rückkehr aufs Spielfeld entgegengefiebert GB-Foto (Archiv): Schmidt

Dzenis Skrijelj hat der Rückkehr aufs Spielfeld entgegengefiebert GB-Foto (Archiv): Schmidt

Dass die Punkterunde in den unteren Klassen des Amateurfußballs noch zu Ende gespielt wird, scheint angesichts der Corona-Pandemie sehr fraglich. Bisher ist der Spielplan einschließlich des Wochenendes 18./19. April außer Kraft gesetzt. Sechs Spieltage sind bisher davon betroffen, das gilt auch für die Begegnungen des Landesligisten FC Gärtringen.

Dzenis Skrijelj fieberte dem 5. April entgegen: An jenem Sonntag hätte der FC Gärtringen die Spvgg. Holzgerlingen zum Derby empfangen, Skrijelj ist ab diesem Tag wieder spielberechtigt. Dann hat er seine Sperre von einem halben Jahr nach der Roten Karte in der Partie beim VfB Bösingen am 10. Spieltag abgesessen, sie endet am 4. April.

Für Skrijelj könnte die Runde kaum schlechter laufen. In der Partie gegen den TV Darmsheim sah er am dritten Spieltag Rot, am neunten Spieltag in der Partie gegen den FC Rottenburg kam er wieder zum Einsatz, um eine Woche später erneut vom Platz zu fliegen. Vier Begegnungen stehen für ihn derzeit zu Buche. „Ich habe mich über die zweite Rote Karte extrem geärgert“, sagt der 28-Jährige. Angesichts der drohenden und dann wie erwartet verhängten langen Sperre ging ihm durch den Kopf, mit dem Fußball zumindest für diese Runde abzuschließen.

Nachdem Skrijelj dann eine Nacht darüber geschlafen hatte, sah das aber schon wieder anders aus. Er ließ sich nicht hängen, im Gegenteil: Der Abwehrhüne war trotz seiner Sperre in jedem Training, sofern es ihm möglich war. Er war bei den Spielen vor Ort, obgleich er nur zuschauen konnte. „Das gehört für mich einfach dazu, das ist eine Einstellungssache“, sagt Skrijelj.

Dieses Verhalten kommt an in Gärtringen. „Dzenis gibt immer alles, im Training wie im Spiel. Er ist sehr ehrgeizig“, sagt FCG-Trainer Hanjo Kemmler, „er fährt auch mal dazwischen, wenn sich Spieler hängen lassen.“ Skrijelj gehört zu den Akteuren, die jeder Mannschaft gut zu Gesicht stehen. Es braucht den einen oder anderen Spieler in einem Team, der das Training im Wettkampfmodus bestreitet, der vollen Einsatz bringt und diesen auch einfordert. „Davon profitieren letztlich alle“, sagt Hanjo Kemmler.

Skrijelj war es auch, der in der Wintervorbereitung einige Übungseinheiten im Bereich Kraft und Kraftausdauer sowie in Teilen das Aufwärmprogramm übernommen hat. „Er hat das toll gemacht“, sagt Hanjo Kemmler. „Ich mache das gerne. Die Jungs hören auf mich. Im Laufe der Zeit haben sie auch gemerkt, dass es etwas bringt, die Übungen durchzuziehen“, sagt Skrijelj, ins Co-Trainer- oder gar Trainergeschäft will er aber noch nicht einsteigen. „Ich will schon noch ein paar Jahre spielen, solange ich fit und gesund bleibe“, sagt der Vater eines kleinen Kindes.

Dzenis Skrijelj hatte das Ziel vor Augen, für die Partie gegen die Spvgg. Holzgerlingen „voll auf der Höhe“ zu sein. „Darauf habe ich mich eingestellt.“ Daraus wird nun nichts, entsprechend enttäuscht ist er. „Ich war von der Nachricht schockiert, dass zunächst nicht mehr gespielt wird“, sagt der ehemalige Oberligakicker. Seitdem der Trainingsbetrieb Mitte März eingestellt werden musste, hält sich Skrijelj in einer Trainingsgruppe gemeinsam mit seinem Bruder Denis fit, der Coach beim Bezirksligisten Fortuna Böblingen ist. Dzenis Skrijelj geht eigentlich regelmäßig ins Fitnessstudio, aktuell hat sich das auch erledigt. Also führt er so gut wie möglich zu Hause seine Übungen durch, geht joggen, absolviert Treppenläufe.

„Zum Glück haben wir ein großes Haus und einen Keller“, sagt Skrijelj, „ich benötige das Training als Ausgleich zum Job, ich fahre jetzt auch mit dem Fahrrad ins Geschäft.“ Und dort ist Dzenis Skrijelj derzeit extrem beansprucht. Er arbeitet in Böblingen bei der Firma Philips Medizin Systeme. Im Gegensatz zu sehr vielen Bereichen, die wirtschaftlich massiv unter den derzeitigen Einschränkungen leiden, ist die Medizinbranche außergewöhnlich gefordert. „Wir haben eine extreme Auftragslage, unter anderem aus Italien. Patientenmonitore sind sehr stark gefragt“, sagt Skrijelj, derzeit wird in seinem Bereich in einem Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet, auch samstags und sonntags.

Nach dem aktuellen Stand wird sich daran so schnell nichts ändern. Das gilt wohl auch für die Trainingsbedingungen, in den kommenden Wochen muss sich jeder Spieler weiterhin selbstständig fit halten. Dzenis Skrijelj wird das machen, womöglich profitiert er davon aber erst wieder in der nächsten Runde. Die er sicherlich beim FC Gärtringen bestreiten wird. „Dzenis gehört auch in der neuen Saison zu unserem Kader“, sagt Hanjo Kemmler, der seinen Abwehrrecken dann gerne deutlich häufiger auf dem Platz sehen würde als in dieser Spielzeit.

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Erstellt:
30. März 2020

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