Eichenprozessionsspinner bereitet Probleme

In mehreren Gemeinden des Oberen Gäus gibt es momentan Probleme mit dem Eichenprozessionsspinner. Sein Gespinst, das er an Eichen hinterlässt, kann zu allergischen Reaktionen führen. Betroffen ist vor allem Jettingen.

Von Nadine Nowara

Lesedauer: ca. 2min 55sec
Grillstelle beim Jettinger Reitverein: Der Eichenprozessionsspinner breitet sich an einem Baum ausGB-Foto: Bäuerle

Grillstelle beim Jettinger Reitverein: Der Eichenprozessionsspinner breitet sich an einem Baum ausGB-Foto: Bäuerle

Ein Absperrband bei der Grillstelle am Reitverein in Jettingen warnt derzeit den Waldbesucher vor dem Eichenprozessionsspinner. „Mehrere Familien waren hier grillen und die Kinder sind wohl durch das Unterholz und haben vielleicht an Ästen gerüttelt und somit Härchen abbekommen“, sagt Ulrich Alber, Leiter des Forstreviers Jettingen, gegenüber dem „Gäubote“. Die Kinder hätten juckenden bis schmerzenden Hautausschlag bekommen. „Fühlen sich die Raupen bedroht, so geben sie unsichtbare Brennhaare an die Umgebung ab, die mit dem Wind vertragen werden“, erklärt der Förster. Im Wald, seinem Zuständigkeitsbereich, gebe es nicht mehr Eichenprozessionsspinner als sonst. Dort bereiten sie in der Regel auch keine Probleme. Im Gemeindegebiet habe es aber mehrere kritische Fälle gegeben.

„Es sind nur einzelne Eichen betroffen“, sagt Alber. „Der Eichenprozessionsspinner ist eine waldtypische Gefahr wie etwa auch Zecken oder Giftpflanzen.“ Probleme gebe es jedoch an Stellen wie Spielplätzen oder Schulhöfen. Hier müssen punktuell die Gespinste abgesaugt oder frühzeitig etwa Insektizide gesprüht werden. Für Alber ist das eine Kosten-Nutzen-Abwägung. „Das Insektizid wirkt auch bei anderen Insekten. Der Wald ist ein gesamtheitlicher Lebensraum. Da gibt es kein Gut und Böse.“ Alber ist seit etwa 20 Jahren für das Revier Jettingen zuständig.

„Es gibt Vorkommen im ganzen Landkreis“, sagt Reinhold Kratzer, Leiter des Kreisforstamts. „Insbesondere ältere frei stehende Eichen sind betroffen.“ Hans Michael Burkhardt, Bürgermeister von Jettingen, vermeldet insgesamt drei Stellen mit Eichenprozessionsspinnerbefall. Neben dem Grillplatz war das am Radweg in Sindlingen und am Schulhof der Grundschule in Unterjettingen. „An der Eiche am Schulhof wurde das Gespinst abgesaugt, so dass man damit alle Haare entfernt. Natürlich geschah das mit Schutzanzug und Atemmaske“, sagt der Rathauschef. Auf dem Schulhof sei der Insektenbefall aufgefallen, nachdem mehrere Kinder Ausschlag bekommen hatten.

Auch am Naturfreundehaus Bondorf hat sich der Eichenprozessionsspinner an einer Eiche angesiedelt. „Beim Sommerfest des Kindergartens Hochwiesenstraße in der vergangenen Woche hatten zwei Kinder juckende Pusteln bekommen“, sagt Doris Christian, Kindergartengesamtleitung der Gemeinde. 2005 sei der Eichenprozessionsspinner – eine Nachtfalter-Art – im Revier erstmals aufgetaucht, sagt Alber. Davor seien die Insekten nur unterhalb von etwa 450 Metern über dem Meeresspiegel vorgekommen. Alber führt die Ursache auf den Klimawandel zurück. Der Eichenprozessionsspinner siedelt sich, wie sein Name bereits sagt, an Eichen an. „Sie sind wählerisch und fressen ausschließlich Eichenlaub“, sagt Alber über die Raupen. Das nachtaktive Insekt mag höhere Temperaturen und Licht. „Es wird von künstlichen Lichtquellen angelockt“, erläutert er. Tagsüber ziehen die Insekten sich gemeinsam ins Gespinst zurück. Sie sind in der Masse unterwegs. Daher stamme der Begriff „Prozession“ im Namen. Das Gespinst dient als Schutz vor Fressfeinden wie Vögeln.

Keine Gefahr, wenn man
die Wege nicht verlässt

Wenn Fußgänger auf den Waldwegen bleiben, besteht kein Risiko, fügt Alber hinzu. Die Gespinste, etwa an der Eiche beim Grillplatz, befinden sich meist meterhoch über dem Boden. Für Waldarbeiter hingegen könne der Eichenprozessionsspinner gefährlicher sein. Wenn er etwa bei der Holzernte versehentlich mit der Motorsäge ins Gespinst gerät, können ihnen die Härchen im schlimmsten Fall in die Augen oder in die Bronchen fliegen.

Dass der Eichenprozessionsspinner sich noch in diesem Jahr rasant ausbreitet, ist nicht zu erwarten, sagt Alber. Die Entwicklung des Insektes erfolgt im Jahreszyklus: Anfang August werden die Eier gelegt, Anfang Mai schlüpfen die Raupenlarven, die nach jeder ihrer drei Häutungen größer werden. Im Juli ist ihre Hochphase. „Das ist die riskante Phase. Dann sind die Insekten am größten und es fliegen so mehr Haare“, sagt Alber. Ende Juli beginnt die Verpuppung. Ihr Leben als Nachtfalter dürfen die Eichenprozessionsspinner jedoch nur für wenige Tage genießen. Die Aufgabe: Einen Partner finden, sich paaren, Eier legen und dann den Platz der nächsten Generation überlassen.

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Erstellt:
10. Juli 2019

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