„Ein sehr guter Lehrer und ein lieber Opa“

Vorbei die Zeit, als der Konrektor den Schülern und Kollegen hemmungslos singend auf dem Schulkorridor entgegenkam. Thomas Luft, 27 Jahre lang ein Teil des schultäglichen Lebens, nimmt Abschied von der Ludwig-Uhland-Schule Gärtringen. Die Schüler und Kollegen haben nur die besten Worte für ihn, und er selbst geht mit herzlichem Dank und vielen Erinnerungen.

Von Thomas Morawitzky

Lesedauer: ca. 2min 45sec
Thomas Luft bleibt Schülern und Lehrern als „absoluter Menschenfreund“ in Erinnerung GB-Foto: Holom

Thomas Luft bleibt Schülern und Lehrern als „absoluter Menschenfreund“ in Erinnerung GB-Foto: Holom

Ein wenig schmunzelt Thomas Luft gewiss auch mit, als er hört, was er für die Kinder der Ludwig-Uhland-Schule war: „Ein sehr guter Lehrer und ein lieber Opa“. Luft selbst erinnert sich bei seinem Abschied an seine Anfänge als Lehrer. 40 Jahre werden vergangen sein am 1. August, seitdem er zum ersten Mal als Lehrer eine Schule betrat. Diese Schule befand sich in der DDR in einem Ort nahe Schleiz, einer kleinen Kreisstadt in Thüringen. Mit Regime und Ideologie der DDR tat Thomas Luft sich schwer; er floh, gelangte im Oktober 1989 nach Kuppingen und lebte dort zunächst mit Verwandten beisammen.

Über zehn Jahre hin hatte Luft in Thüringen als Lehrer gearbeitet, dennoch musste er nach seiner Flucht erneut ein Referendariat ablegen. Seine erste Stelle befand sich in Korntal-Münchingen an einer Schule für Erziehungshilfe; 1992 kam er über eine Stellenausschreibung nach Gärtringen. Die Ludwig-Uhland-Schule suchte einen Lehrer zur Sprachförderung – Thomas Luft hatte sich spezialisiert auf die Fachgebiete Physik, Mathematik und Astronomie, hatte in Thüringen aber auch Russisch gelernt, war für diese Aufgabe also geeignet. Unter Dieter Schäfer wurde er Konrektor der Ludwig-Uhland-Schule, übernahm 2005 auch die Leitung der Volkshochschule Gärtringens, wurde nach Schäfers Abschied vorübergehend kommissarischer Leiter der Schule.

Als „absoluter Menschenfreund“ bleibt der Mötzinger den Gärtringer Kindern und Kollegen in Erinnerung, als einer, der die Verantwortung, die ihm als Lehrer übertragen wurde, lebte, manchmal auch angemessen streng: „Nicht alles Heil entspringt der Milde“, ist ein Zitat Erich Mühsams, das Christine Hallgarten, der Leiterin der Ludwig-Uhland-Schule, dazu einfällt. Machten Schüler keine Hausaufgaben, konnte der singende Konrektor auch einmal zürnen – seiner Beliebtheit tat dies keinen Abbruch.

Schülerchor singt „Danke
für die schöne Zeit mit dir“

Kinder und Kollegen führen bei der Verabschiedung von Thomas Luft Sketche und Lieder auf – Matthis Vetter und Meike Ortloff spielen einen musikalischen Auftakt auf Klavier und Geige, Bürgermeister Thomas Riesch und Hauptamtsleiter Norbert Sünder überbringen Grußworte der Gemeinde, Siglinde Kiesel das Grußwort des Schulamtes in Böblingen, auch die Schülermitverwaltung verabschiedet sich. Rektorin Christine Hallgarten spricht lange über ihren scheidenden Konrektor und beschwört viele Eigenschaften und Szenen herauf, die sie, ihr Kollegium und ihre Schüler nun vermissen werden. Schüler zitieren Heinrich Heine und besingen sich selbst als „Rohdiamanten“; ein Schülerchor singt „Danke für die schöne Zeit mit dir“, und ein Chor der Lehrer dichtet ein schönes Lied von Reinhard Mey um, clever, ganz ohne Wein und Zigarette, um Ade zu sagen.

Thomas Luft, dem Lehrer mit dem Faible für Astronomie, muss dies gefallen: Die kleine Abschiedsrede, mit der er das große Publikum in der Aula der Ludwig-Uhland-Schule zum Büfett hin entlässt, enthält auch einige Zitate – von Johnny Logan, der 1980 mit dem Stück „What’s another Year“ den Eurovisions-Song-Contest gewann, von Roger Whittaker, der 1983 sang „Abschied ist ein scharfes Schwert“ – und von Reinhard Mey. Kollegen schenken ihm zum Abschied ein Jahresabonnement für die Insel Mainau, die sich die Sonne, den Mond und die Sterne 2019 als Motto für ihre Blumenarrangements erwählt hat – ein Geschenk, das die Gärtringer Lehrer gemeinsam mit Lufts Frau Andrea sorgfältig hinter dessen Rücken planten. Thomas Luft geht gutmütig, gewitzt und mit vielsagendem Blick in den Ruhestand: Oft schon nahm er in vergangenen Jahren an Verabschiedungen teil. „Jetzt“, sagt er, „trifft’s mich selber.“

Zum Artikel

Erstellt:
26. Juli 2019

Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.