Eine nicht vorhersehbare Erfolgsgeschichte

Das Nufringer Generationenreferat feiert einen kleinen Geburtstag. Mit seinen fünf Jahren ist es noch jung, doch was in diesem noch kurzen Leben so alles geleistet wurde, ist ohne Frage enorm. Der alte Bahnhof erwies sich dabei als wahrer Glückstreffer.

Von Rüdiger Schwarz

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Den Auftakt der Feierlichkeiten bildete ein Vorspiel des Musikvereins-Nachwuchses GB-Foto: Holom

Den Auftakt der Feierlichkeiten bildete ein Vorspiel des Musikvereins-Nachwuchses GB-Foto: Holom

„Wenn es das Generationenreferat nicht geben würde, müsste man es erfinden“, betont Nufringens Bürgermeister Ingolf Welte. Selbst Thomas Brenner hätte sich in seinen kühnsten Träumen nie ausgemalt, was in diesen fünf Jahren alles auf die Beine gestellt wurde. Der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Böblingen-Tübingen entwickelte das Konzept für das Vorhaben, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Familien und Senioren unter einem Dach zusammenzufassen. Findet man das richtige Format, dann klappt auch die Zusammenarbeit von jungen und älteren Menschen. „In diesen Bereichen gibt es eine Überschneidung von so einigen Punkten“, weiß Thomas Brenner. So ist das Nufringer Generationenreferat auch mit dem Juniorteam des Böblinger Kreisseniorenrats vernetzt. „Das sind junge Leute mittleren Alters, die mit Senioren gemeinsame Projekte machen“, erklärt Manfred Koebler. Der Vorsitzende des Böblinger Kreisseniorenrats nennt da nur den „Urlaub ohne Koffer“ oder Vorträge zur Demenz als zwei von etlichen Beispielen. Zwar gebe es noch anderswo im Kreis Generationenreferate, etwa in Bondorf, doch Nufringen sei einmalig. „Der Bahnhof ist ein Alleinstellungsmerkmal. Das hier ist eine super Location“, begeistert sich Manfred Koebler. Dabei ging vordem in Nufringen die Befürchtung um, dass der Bahnhof zur Schmuddelecke werden könnte. Es kam anders.

Eines wird einem in den kurzen Festreden noch einmal deutlich vor Augen geführt – ohne den Mut der damaligen Bürgermeisterin Ulrike Binninger und die Entschiedenheit der Gemeinderäte hätte es das Experiment einer Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt und somit das Generationenreferat nicht gegeben. „Das war damals ein Novum“, erinnert sich Martina Strobel. Sie und Ulrike Heckele haben das Generationenreferat mit aufgebaut, das Konzept mit Leben gefüllt und bis heute am Laufen gehalten.

Mittlerweile ist aus dem Leitungstandem ein Quintett geworden. „Drei weitere Damen machen mit uns die Arbeit“, erzählt Martina Strobel. Hinter dem Generationenreferat steckt weit mehr als nur viel Frauenpower, auch auf das Jugendteam ist Verlass. „Das Jugendteam ist immer da, wenn es Veranstaltungen gibt“, hebt Strobel hervor. Überhaupt sei ohne das Engagement der vielen Ehrenamtlichen die Arbeit der Einrichtung nicht möglich. Die öffnete im April 2014 ihre Türen im alten Bahnhof. Ein damals zwar tolles, doch eben auch leeres Gebäude, das den Neuankömmlingen vom Generationenreferat jede Menge Gestaltungsspielraum bot. „Wir konnten viele Ideen einbringen“, freut sich rückblickend Martina Strobel.

Gäste vom Baby bis zum hochbetagten Senior

„Ohne die richtigen Leute vor Ort, kann man noch so ein tolles Konzept haben“, sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Tobias Brenner, mit Blick auf Martina Strobel und Ulrike Heckele. Fünf Jahre nach Eröffnung sprechen die Zahlen für sich. Das Haus besuchen mittlerweile Gäste vom Babyalter bis zum Senior. Die Altersspanne reicht vom gerade einmal acht Wochen jungen Säugling bis zum hochbetagten 95-Jährigen. Der Generationentreff hat mehr als 3000 Besucher im Jahr, noch einmal rund 500 Besucher von Veranstaltungen, die außerhalb des alten Bahnhofs stattfinden, kommen hinzu. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit des Generationenreferats mit der Grundschule im Wiesengrund. Ob da nun Erst- bis Drittklässler als Streitschlichter ausgebildet werden, die Kinder der vierten Klasse ein Training fürs Selbstbewusstsein erhalten, Therapiehunde zum Einsatz kommen, theaterpädagogische Angebote gemacht oder Eltern beraten werden, wenn möglich auch Hilfe in Einzelfällen geleistet wird.

Die Liste ließe sich noch verlängern. Bei den Angeboten im alten Bahnhof weiß man erst gar nicht, wo anfangen. Angefangen vom Mütterfrühstück, dem Reparatur- und Maltreff, dem Strick- und Nähtreff, dem PC- und Smartphonetreff mit seinem Team an ausgebildeten Senioren-Medienmentoren über die Eisdiele, die Teeniedisco, den Kinderfasching bis zum Montagscafé als Treff der über 60-jährigen Nufringer und dem Mini-Treff für alle Mamas, Papas, Omas, Opas samt den Allerkleinsten bis zu drei Jahren. Bereits 2015 hat das Generationenreferat die Organisation des Sommerferienprogramms unter seine Fittiche genommen. Im gleichen Jahr fiel auch der Startschuss für den Ehrenamtspool. Jüngst im März dieses Jahres ging der Spieletreff neu an den Start.

Wen wundert es da noch, dass die Gemeinde den Vertrag mit der Arbeiterwohlfahrt als Träger der Einrichtung bis Februar 2025 verlängert hat. „Mit Blick auf die Zukunft war das ein deutliches Zeichen vom Gemeinderat“, stellte Ingolf Welte klar. Während die Bläserkids vom Musikverein aufspielen, die Knirpse von den „Kidz 4 Hits“ ihre gewitzten Liedchen vortragen, träumt Thomas Brenner davon, das Nufringer Konzept auch andernorts zu platzieren: „Es spricht nichts dagegen.“

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Erstellt:
25. Mai 2019

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