„Er war unser Fels in der Brandung“
Fußball: Der 26-jährige Keeper Alexander Bachmann hat in der letzten Verbandsliga-Saison wesentlichzum Klassenerhalt des VfL Sindelfingen beigetragen. Der Torhüter hält sich aber mit Prognosen zurück.
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Alexander Bachmann: „Ich will mein Spiel immer weiterentwickeln und ein noch besserer Torwart werden.“GB-Foto: Drofitsch/Eibner
„Jetzt komme ich so langsam in das beste Torhüter-Alter.“ Lauscht man den Worten Alexander Bachmanns, dann klingt das wie eine Kampfansage. Dabei ist der 26-Jährige wahrlich keiner der Lautsprecher seiner Zunft. Auf dem Platz gibt er zwar stets lautstark seine Kommandos, abseits davon ist er ein eher ruhiger und bescheidener Zeitgenosse. Was beim Verbandsligisten VfL Sindelfingen sowohl seine Mitspieler als auch sein Trainer zu schätzen wissen. „Alex ist einfach ein super Typ“, beschreibt Roberto Klug seine Nummer eins. „Er bringt eine tolle Mentalität mit, geht in jedem Training mit Beispiel voran und immer an die Grenzen, was für einen Trainer immer eminent wichtig ist.“
Roberto Klug selbst war einst maßgeblich am Wechsel seines aktuellen Stammtorwarts zum VfL Sindelfingen beteiligt. Beim „Gäubote“-Cup in Herrenberg stand er Alexander Bachmann als Spieler gegenüber, der damals noch das Gehäuse des FC Gärtringen hütete, und verfolgte hautnah dessen Heldentaten. „Ich sprach ihn an, ob er sich einen Wechsel nach Sindelfingen vorstellen konnte“, erinnert sich der jetzige Sindelfinger Coach. Das konnte Alexander Bachmann tatsächlich. „Alex war sofort interessiert für den VfL.“
Umso mehr, da er praktisch ums Eck des derzeit im Umbau befindlichen Floschenstadions wohnt. „Ich bin Sindelfinger, habe aber zuvor weder in der Jugend noch den Aktiven beim VfL gespielt“, so Alexander Bachmann. Seine ersten Fußballerfahrungen sammelte er in der Jugend des TSV Dagersheim, ehe er ab den C-Junioren zur SV Böblingen wechselte. Nach einem kurzen Intermezzo bei den Aktiven in Dagersheim, heuerte er schließlich als Nummer eins in Gärtringen an. Nach zwischenzeitlich überstandenem Steißbeinabszess erkämpfte sich Alexander Bachmann schnell wieder seinen Stammplatz im FCG-Tor zurück.
Im zweiten Jahr aber fand er sich plötzlich auf der Gärtringer Bank wieder. Neuzugang Fabian Seydt wurde ihm vor die Nase gesetzt, was Bachmann verständlicherweise nicht schmeckte. Zumal er die Entscheidung von FCG-Trainer Hanjo Kemmler auch nicht verstand. So kam es, dass im Winter der VfL anklopfte und Bachmann dem Lockruf des Verbandsligisten im darauffolgenden Sommer folgte. Aber auch in Sindelfingen war zunächst Geduld gefragt, musste er sich auch hier hinten anstellen, da David Kocyba damals der unangefochtene Stammtorwart war. „Aber die Perspektive war eine ganz andere“, erinnert sich Alexander Bachmann zurück. „Ich sollte von ’Kocy’ lernen und dann übernehmen.“
Zwei Jahre später, zur Saison 2019/20 war es so weit: David Kocyba hatte keine Lust mehr auf Fußball, sein designierter Nachfolger hingegen war hochmotiviert. Zwei Wochen vor Saisonbeginn riss sich Alexander Bachmann im Training dann aber die Achillessehne. Sein Vorgänger sprang sporadisch wieder ein, ehe Ersatzmann Michael Walz den Rekonvaleszenten vertrat. Das Gute aus Bachmanns Sicht: Die Corona-Pandemie beendete die Saison vorzeitig, so dass seiner Rückkehr in den Spielbetrieb etwas der Druck genommen wurde. „Ich hatte dadurch richtig Zeit, um wieder gesund zu werden.“
Was folgte, war die nächste abgesagte Saison, so dass die vergangene Runde tatsächlich die erste in fünf Jahren war, die Alexander Bachmann als Stammtorhüter des VfL Sindelfingen zu Ende bringen konnte. Und das mit Erfolg. „Alex ist nicht nur ein Freund, sondern war letzte Saison auch unser Fels in der Brandung und hat eine großen Teil zum Klassenerhalt beigetragen“, ist Routinier Alexander Wetsch begeistert von seinem Schlussmann. „Im Eins-gegen-eins ist er furchteinflößend, für mich ist er einer der besten, wenn nicht sogar der beste Torhüter im Kreis Böblingen.“
Sein Namensvetter wird das gerne hören, weiß aber gleichzeitig auch, dass in vielerlei Hinsicht noch Verbesserungsbedarf besteht, vor allem im fußballerischen Bereich. „Daran arbeiten Torwarttrainer Andreas Bellon und ich in jeder Einheit“, bestätigt Alexander Bachmann. „Ich will mein Spiel immer weiterentwickeln und schlicht und einfach ein noch besserer Torwart werden.“ Beim VfL Sindelfingen wissen sie aber jetzt schon, was sie am 26-Jährigen haben. Und er ist nicht der einzige Bachmann, der rund um das Floschenareal des Öfteren gesehen wird. Vater Jürgen stand einst selbst bei der VfL-Zweiten im Tor und springt regelmäßig als Ordner bei den Heimspielen ein. Und Opa Gerhard ist mittlerweile die gute Seele im Kreise der Sindelfinger Fans.
Nicht nur deshalb fühlt sich Alexander Bachmann, der den deutschen Nationaltorwart Manuel Neuer als den Besten seiner Zunft einstuft, beim VfL Sindelfingen „pudelwohl und genau beim richtigen Verein. Ich werde alles dafür tun, dass sich daran in den nächsten Jahren auch nichts ändern wird“. Mit Prognosen für die Zukunft hält sich Alexander Bachmann auch für diese Runde eigentlich zurück und konzentriert sich stets nur auf das nächste Spiel.
Die Verbandsliga absolviert eine englische Woche. Heute Abend muss der VfL Sindelfingen auf dem Kunstrasenplatz bei der SKV Rutesheim antreten (18.30 Uhr).