Familien-Tour: Als der Stadtpfarrer eine Sprengung verhinderte

Auf die Gewinner der heutigen Familien-Tour wartet eine Zeitreise der besonderen Art: Der Gäubote verlost zehn Familienpakete (je vier Personen) für einen Ausflug ins Atomkellermuseum Haigerloch. Einfach das Teilnahmeformular auf der „Gäubote-Homepage“ unter www.gaeubote.de ausfüllen und abschicken.

Von Lena Kroenlein

Lesedauer: ca. 2min 42sec
In Haigerloch diente ein Bierkeller als Ausweichort für die Nuklearforschung GB-Foto: Stadt Haigerloch/Roland Beck

In Haigerloch diente ein Bierkeller als Ausweichort für die Nuklearforschung GB-Foto: Stadt Haigerloch/Roland Beck

Die Entstehungsgeschichte des Atomkellermuseums begann vor über 70 Jahren mit einem ehemaligen Bierkeller: Wegen der Bombardierung Berlins verlegten die Kernphysiker um Professor Werner Heisenberg und Professor von Weizsäcker ihren Versuchsreaktor 1944 ins ferne Haigerloch. Versteckt und sicher im Muschelkalk des schmalen Eyachtals, geschützt durch mächtige Felsen, war nun der Zeitpunkt gekommen, als Haigerloch Wissenschaftsgeschichte schrieb. Und diese Geschichte kann im ehemaligen Bierkeller des Schwanenwirts bis heute nachempfunden werden.

Es wird eine schier unglaubliche Reise. Die originalgetreuen Rekonstruktionen des Reaktors oder des Experimentiertisches von Otto Hahn lassen nur erahnen, welchen Gefahren die Menschen sich mit ihrer Arbeit zur damaligen Zeit aussetzten. Vielleicht ahnten sie davon noch nichts, als Otto Hahn und Fritz Strassmann Ende 1938/39 in Berlin die Spaltung des Uran-Atomkerns entdeckten. Vielleicht ahnten sie von der Gefahr auch noch nichts, als sie wenig später zu der Erkenntnis kamen, dass sich hieraus womöglich eine Kettenreaktion solcher Spaltungen unter großer Energiefreisetzung entwickeln ließe.

Per Zufall einen Bierkeller als geeignetes Versteck entdeckt

Spätestens jedoch, als die Luftangriffe ab 1943 so sehr zunahmen, dass ein sinnvolles Arbeiten nicht mehr möglich war und ihre Arbeiten mittlerweile auch für geheim erklärt worden waren, mussten die Wissenschaftler gespürt haben, wie prekär die Lage inzwischen war und dass sie in Lebensgefahr schwebten: Sie begannen, nach einem Ausweichort zu suchen. Der südwestdeutsche Raum schien dafür geeignet, war er doch von Luftangriffen bisher weitestgehend verschont geblieben.

So war es letztlich dem Zufall geschuldet, dass der Bierkeller des Schwanenwirts Otto Merz entdeckt, als geeignetes Versteck befunden und folglich als Arbeitsort angemietet und zum Höhlenforschungslabor umgebaut wurde. Der Rest ist, na ja, im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte, die dort, im Atomkellermuseum begutachtet werden kann: Seit November 2000 ist das Atomkellermuseum im Besitz von mehreren Originalgeräten aus dem ehemaligen Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie, an dem 1938 Otto Hahn und Lise Meitner die Kernspaltung entdeckt haben. Einzelne Geräte tragen die originale Inventarbezeichnung „Abteilung Hahn – Meitner“. Den Erfolg ihrer Arbeiten in Berlin konnte Lise Meitner allerdings nicht mehr mit erleben, aber aus ihrem Exil lieferte sie die entscheidenden theoretischen Berechnungen, die Hahn letztendlich dazu veranlassten, seine Entdeckung zu veröffentlichen.

Kurz nach der Durchführung des letzten Versuchs, am 23. April 1945, wurde Haigerloch innerhalb der französischen Besatzungszone jedoch von einer amerikanischen Spezialeinheit, der ALSOS-Mission, besetzt. Die amerikanischen Truppen demontierten die gesamte Anlage und hatten den Befehl, den Forschungskeller zu sprengen. Warum und wie der damalige Stadtpfarrer die Truppe davon abhalten konnte, finden die Besucher während ihrer Erkundung am besten selbst heraus. Dabei sorgen interessante Medienstationen oder der Geigenzähler auch bei den jüngeren Gästen für Begeisterung. Übrigens: 2013 ist das Museum mit Mitteln aus dem Leader-Förderprogramm völlig erneuert und erweitert worden. Zahlreiche Schautafeln und Medienstationen zeichnen die damalige Entwicklung im Zusammenhang nach. 

Info – Das Atomkellermuseum befindet sich in der Pfluggasse 5 in Haigerloch im Zollern-Alb-Kreis. Es hat aktuell montags bis samstags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet sowie sonn- und feiertags von 10 bis 17 Uhr. Parkmöglichkeiten gibt es auf den Parkplätzen Pflug- und Spitalgasse. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage der Stadt Haigerloch unter www.haigerloch.de/atomkellermuseum.

Die Gewinner werden von der Redaktion per E-Mail benachrichtigt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Erstellt:
31. August 2020

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