Bewegte Bilder seit mittlerweile 100 Jahren
Das bei München im Grünwalder Ortsteil Geiselgasteig gelegene Gelände der Bavaria Filmstudios hatte schnell den Ruf eines „Hollywoods im Isartal“. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg ging hier alles aus und ein, was im internationalen Filmgeschäft Rang und Namen hatte. Vom cineastischen Meisterwerk bis zur Daily Soap wurde auf dem 300000 Quadratmeter großen Gelände so gut wie jedes Format gedreht.
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Dampflok Emma aus „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ ist nur eine von zahllosen Filmrequisiten, die in der Bavaria Filmstadt zu sehen sind GB-Foto: gb
Vor 100 Jahren fing alles mit einer Halle aus Glas an, nutzte man zu jener Zeit doch das Tageslicht für einen Filmdreh, da das Licht der Schweinwerfer noch zu schwach war. Die Filmpioniere Franz und Ottmar Ostermayr wurden zu Vätern der wechselvollen Erfolgsgeschichte der Bavaria Film, die in der Stummfilmzeit ihre erste Blütezeit erlebte. Mitte der 20er Jahre drehte hier Alfred Hitchcock seinen ersten Film, auch wenn ihm rückblickend dieser „Irrgarten der Leidenschaft“ peinlich erschien. Kult-Regisseur Stanley Kubrick lernte auf dem Gelände seine künftige Frau Christiane kennen. Für Bob Fosses „Cabaret“, das Liza Minnelli zum Weltstar machte, gab es 1973 einen wahren Oscar-Regen.
Wie auf dem Gelände deutsche und internationale Kino- und Fernsehgeschichte geschrieben wurde, davon erzählt das passend zum Jubiläum neu eröffnete Filmstadt-Atelier. Auf 1500 Quadratmetern und zwei Stockwerken hat man jede Menge Archivmaterial und Originalrequisiten zusammengetragen. Es gibt so einiges zu sehen, was das Herz eines Cineasten höherschlagen lässt. Da ist das Motorrad von Triumph, das für die halsbrecherischen Verfolgungsjagden in John Sturges Kriegsgefangenen-Drama „Gesprengte Ketten“ geordert wurde und mit dem Hauptdarsteller Steve McQueen gern privat über das Filmgelände brauste.
Es gibt den Rolls-Royce aus der kultigen Krimiserie „Graf Yoster gibt sich die Ehre“, die zwischen den Jahren 1966 und 1976 über den Fernsehbildschirm flimmerte, zu sehen. Da wäre aber auch noch ein Nachbau des verloren gegangenen Modells des Raumschiff Orion aus der legendären Sience-Fiction-Serie „Raumpatrouille“. Auch auf das gepunktete Kleid, das Lilo Pulver in Billy Wilders Ost-West-Komödie „Eins, zwei, drei“ trug und die Lammfelljacke, die sich Jürgen Prochnow als U-Boot-Kommandant überstreifte, kann man einen Blick werfen.
Mit der 55 Meter langen Röhre aus dem Klassiker „Das Boot“ begann vor 38 Jahren die Geschichte der Bavaria Filmstadt als Publikumsmagnet. Noch heute können sich die Besucher durch den engen Schlauch des Modells zwängen. Nach wie vor kann man auf der zweiten Kult-Attraktion, dem Glücksdrachen Fuchur aus „Die unendliche Geschichte“, einen filmreifen Ritt durch die Lüfte hinlegen.
Mittlerweile beherbergt die Filmstadt zwölf große und kleine Studios samt einer kompletten, anpassbaren Kulissenstraße. Manche Kulisse ist aber auch verschwunden, so etwa ein ganzer Berliner Straßenzug, der für Ingmar Bergmans „Schlangenei“ errichtet worden war und in Rainer Werner Fassbinders Romanverfilmung „Berlin Alexanderplatz“ eine weitere Verwendung fand. Heute können vor allem Kulissen der jüngeren Filmgeschichte hautnah erlebt werden. Etwa das Klassenzimmer aus der „Fack ju Göhte“-Trilogie und das Wikinger-Schiff aus Michael „Bully“ Herbigs „Wickie und die starken Männer“.
Aus der Realverfilmung von „Asterix und Obelix gegen Caesar“ ist ein ganzes Kolosseum und vom Filmset „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ Dampflok Emma erhalten geblieben. Im Inneren der begehbaren Air Force One aus dem Actionabenteuer „Big Game“ kann man an so einigen Knöpfchen drehen. In dem Set von „(T)Raumschiff Surprise“ können Besucher in die Rollen von Käpt’n Kork, Spucky und Schrotty schlüpfen, in einem nachgebauten ARD-Wetterstudio zu Wetterfröschen werden und zudem noch lernen wie man eine waschechte Filmohrfeige hinkriegt. Daneben ist man in einem 4-D-Kino mittendrin in einer Verfolgungsjagd durch den Wilden Westen.
Info – Die Bavaria Filmstadt bei München hat täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Letzter Einlass für die komplette Filmstadt ist um 14.30 Uhr. Letzter Einlass für die Filmstadt-Führung ist um 16.30 Uhr. Weitere Infos findet man im Internet unter www.filmstadt.de
Gewinner – Plätze für eine Führung durch das SWR-Funkhaus in Stuttgart haben gewonnen: Nico Grund, Rudi Hätinger (beide Herrenberg), Kathrin Schwarzach (Ammerbuch). Ronja Schmidgall, Peter Seib (beide Gäufelden) und Ulrich Jann (Nufringen). Die „Gäubote“-Redaktion wünscht viel Spaß beim Einlösen der Gewinne!