Gemeinsames Singen ist „etwas fürs Herz“

Seit 2015 gibt es das Seniorenheim Stephanus-Stift in Kuppingen. Fast seit Beginn an sorgt der 72-jährige Kuppinger Herbert Häcker dort für Abwechslung im Alltag, indem er regelmäßig mit seiner Gruppe „Die fröhliche Singgruppe mit Herbert“ zu Besuch ist und auf dem Akkordeon Volkslieder und Schlager zum Besten gibt. Am Donnerstag war die Gruppe zum 50. Mal im Stephanus-Stift zu Gast.

Von Daniel Rebstock

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Herbert Häcker (mit Akkordeon) und seine Sänger musizierenGB-Foto: Holom

Herbert Häcker (mit Akkordeon) und seine Sänger musizieren GB-Foto: Holom

Die Initiative ging damals von Häcker selbst aus, erinnert sich der Kuppinger. „Ich wollte den Leuten einfach eine Freude machen“, sagt Häcker über seine Motivation für das Ehrenamt. Nachdem ihm die Idee kam, nahm Häcker mit dem damaligen Heimleiter Nils-Peter Fischer Kontakt auf, der von der Idee sofort überzeugt gewesen sei, berichtet Häcker. Seither kommt Häcker regelmäßig donnerstags ins Stephanus-Stift und spielt dort Akkordeon. In den Sommermonaten einmal im Monat, sonst alle zwei Wochen. Die Lieder, die gespielt werden, sind fast ausschließlich aus dem Gesangbuch „Deckenpfronner Volksliedersingen“. Darin sind hauptsächlich Volkslieder und alte Schlager zu finden. Alleine kommt Häcker allerdings schon lange nicht mehr ins Stephanus-Stift. „Ich kann Akkordeon spielen oder singen, aber beides gleichzeitig geht nicht“, sagt der Kuppinger. Da Häckers Besuche im Stephanus-Stift im Freundes- und Bekanntenkreis auf Begeisterung stießen, musizierte er dort bald nicht mehr alleine. Zunächst kam der Kuppinger Peter Riethmüller als Sänger mit. Nach und nach wurden es immer mehr Leute. Mittlerweile begleiten Häcker acht Sänger ins Stephanus-Stift, und die Gruppe hat sich den Namen „Die fröhliche Singgruppe mit Herbert“ gegeben.

Schon früh Freude
an der Musik entwickelt

Die Freude an der Musik und am Kontakt mit Menschen begann schon in Häckers Kindheit. Seine Eltern waren Inhaber der Gaststätte Krone in Kuppingen. Dort sei früher oft gesungen worden, erzählt Häcker. Als Kind und Jugendlicher lernte er außerdem beim Handharmonika Club Kuppingen, das diatonische Akkordeon zu spielen. Als Häcker als junger
Erwachsener einen 18-monatigen Wehrdienst absolvierte, musste zwangsläufig das Akkordeonspielen pausieren. Und auch, als er vom Wehrdienst zurückkam hatte Häcker kaum Zeit, seinem Hobby nachzukommen. Er hatte sich zwar ein Akkordeon gekauft und sich fest vorgenommen, es auch zu lernen. Da er zu dieser Zeit aber als Fernfahrer die ganze Woche unterwegs war, heiratete und zwei Kinder bekam und ehrenamtlich als Vorstand im Handharmonika-Club arbeitete, blieb dafür keine Zeit.

Erst Mitte der 80er Jahre habe er sich dann gedacht „es kann nicht sein, dass hier ein Instrument rumsteht und keiner spielt“, meint Häcker. Er begann dann, sich selbst Lieder beizubringen. Bemerkenswert ist, dass Häcker nie nach Noten spielte, sondern die vielen Lieder, die er noch aus seiner Kindheit kannte, aus dem Gedächtnis spielte.

Das Akkordeonspielen im Stephanus-Stift ist nicht Häckers einzige ehrenamtliche Tätigkeit. Schon während seines sehr abwechslungsreichen Berufslebens, in dem er als Landwirt, als Kontrolleur bei Daimler, als Kraft- und Busfahrer und als Bänker arbeitete, engagierte sich der Kuppinger. Er war neben seiner Tätigkeit als Vorstand im Handharmonika-Club Kuppingen, in der freiwilligen Feuerwehr aktiv, engagierte sich beim Sozialverband VdK und ist bis heute in der Rheuma-Liga aktiv. „Es sind alles Dinge, die mir auch Spaß machen“, betont der 72-Jährige.

Etwa 35 Bewohner versammeln
sich im Festsaal

Normalerweise spielt „Die fröhliche Singgruppe mit Herbert“ bei ihren Besuchen im Stephanus-Stift zunächst bei den Bewohnern des Erdgeschosses und dann mit denen des Obergeschosses. Am vergangenen Donnerstag war das jedoch aus gegebenem Anlass anders: Zum 50. Mal kam die Gruppe ins Stephanus-Stift. Um dieses Jubiläum zu feiern, versammelten sich etwa 35 Bewohner im Festsaal des Stephanus-Stifts. Die Gruppe spielte etwa 20 Lieder. Schwäbische Volkslieder wie „A Baurabüeble mag i net“, Lieder, zu denen die Bewohner des Stifts sogar schunkelten, wie der „Schneewalzer“ und zum Abschluss der Klassiker „Sierra Madre“ wurden gespielt. In den Pausen zwischen den Liedern erzählte Häcker immer wieder Anekdoten zu den Liedern und sorgte für Lacher im Publikum.

Für die Bewohner des Seniorenheims ist das Programm Häckers Singgruppe mittlerweile fester Bestandteil des Lebens im Stephanus-Stift. Greta Frank etwa meint, das gemeinsame Singen sei „etwas fürs Herz“, und bei den Liedern kommen Erinnerungen an die Jugend hoch. Das Singen biete Abwechslung im Alltag, ergänzt Lotte Heide. Ella Czell meint, sie sei „dankbar, dass es so etwas gibt“. Die Gruppe trage dazu bei, die Zeit, die einem noch bleibt mit Freude zu verbringen, meint die Bewohnerin des Stephanus-Stifts.

Auch Heimleiter Daniel Trick betont die Wichtigkeit eines abwechslungsreichen Alltags im Seniorenheim. Auch Bewohner, zu denen man scheinbar keinen Zugang mehr habe, singen auf einmal mit, wenn sie die Lieder aus ihrer Jugend hören, erzählt Trick.

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Erstellt:
2. Februar 2019

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