„Gute Initiative, um die Mobilität zu verbessern“

Wer im ländlichen Raum wohnt, für den wird es ohne Auto oftmals schwierig. Ob zum Arzt, zum Einkaufen oder auch mal ins Café: Die Wege sind gerade in Ammerbuch mit sechs Ortsteilen mitunter weit. Seit über einem Jahr gibt es aber den Bürgerbus, der ehrenamtlich und kostenlos in alle Ammerbucher Ortsteile fährt, individuell oder zu festen Zeiten im Ringverkehr.

Von Maria-Dolores Bloching

Lesedauer: ca. 3min 24sec
Sind ehrenamtlich für den Ammerbucher Bürgerbus unterwegs (von links): Christoph Bechtold (Koordinator), YvonneHiller, Volkmar „Oli“ Salm (beide Fahrer) GB-Foto: rod

Sind ehrenamtlich für den Ammerbucher Bürgerbus unterwegs (von links): Christoph Bechtold (Koordinator), Yvonne
Hiller, Volkmar „Oli“ Salm (beide Fahrer) GB-Foto: rod

Montagvormittag, 9.25 Uhr in Breitenholz vor dem Rathaus. Der Bürgerbus steht bereit, die Schiebetüren sind geöffnet, das Trittbrett für den einfacheren Einstieg ist ausgefahren. Yvonne Hiller hat ehrenamtlichen Fahrdienst. Wie jeden Montag. Gut gelaunt geht sie noch einmal ihre feste Route durch, genauso wie ihre individuelle Fahrt, die an diesem Vormittag gebucht ist. Noch ist der Neunsitzer leer, auch im Schieferweg in Breitenholz und an zwei Haltestellen in Entringen bleibt das so. Erst am Samariterstift steigt der erste Fahrgast zu. Eine ältere Ammerbucherin hat ein Geschenk für die Arzthelferinnen in ihrer Tasche,„und wenn ich schon mal da bin gehe ich auch gleich einkaufen“. In Pfäffingen dann der zweite Gast, eine junge Mutter, die zum dortigen Einkaufszentrum möchte, wie fast jeden Montag. Zeit für Gespräche, man kennt sich inzwischen, schließlich sind beide Stammkundinnen, die den Service schätzen. Vor allem die Entringerin spart nicht mit Lob, macht bei ihren Freundinnen gerne und oft Werbung. Stammkunden wie diese könnte es deutlich mehr geben. Christoph Bechtold, Koordinator des Bürgerbusses und ehemaliger Ortsvorsteher, ist überzeugt davon, „dass der Bedarf da ist in Ammerbuch“. Aber er weiß auch, dass viele sich scheuen, „einen ganzen Bus zu beauftragen, um eine Person irgendwo hinzufahren. Dabei ist es genau das, was wir anbieten.“ Deutlich mehr Personen hätten von Montag bis Freitag Platz im weißen Bus. Ob jemand zu einer Freundin zum Kaffeekränzchen möchte, einen Arzttermin hat oder zur Physiotherapie muss, „das spielt für uns überhaupt keine Rolle. Unser Ziel ist es, die Mobilität der Menschen zu verbessern, ob jung oder alt“, betont der 65-jährige Breitenholzer. Die Idee zum Bürgerbus hatte Georg Hofer, Einzelhändler aus Pfäffingen. „Das war schon vor zehn Jahren, ist dann aber wieder eingeschlafen“, erinnert sich Bechtold. Nach seiner Amtszeit als Ortsvorsteher ging Bechtold zu Ammerbuchs Bürgermeisterin Christel Halm und fragte nach, ob es für ihn nicht ein Ehrenamt gebe, eine Aufgabe. Da kam der Bürgerbus erneut ins Spiel. „Die Idee hat mir gefallen, weil ich gerne etwas machen wollte, das den Bürgern hilft.“

Ammerbucher Einzelhändler und der Handel- und Gewerbeverein konnten schnell als Sponsoren gewonnen werden, so dass die monatliche Leasingrate für den Opel Vivaro für drei Jahre gesichert ist – „danach sehen wir weiter“. Die Kosten für den Sprit und die Versicherung übernimmt die Gemeinde. Am 16. Oktober 2017 dann die erste Fahrt. Inzwischen gehören acht Fahrer zum festen Kern, dazu gibt es zwei Telefonisten, die Aufträge für individuelle Fahrten entgegennehmen und nach einem Fahrer suchen. Montags und freitags dagegen gibt es vormittags und nachmittags einen Ringverkehr zu festen Uhrzeiten durch alle Ortsteile mit fixen Haltepunkten. „Unser Ziel ist es, dass es den Menschen, die mit uns fahren, gut geht“, betont Bechtold. So sei es überhaupt kein Problem, die Fahrgäste auch bis vor die Haustüre zu fahren.

Von Beginn an ist Yvonne Hiller als ehrenamtliche Fahrerin immer montags auf Tour. Ein schöneres Ehrenamt kann sich die 63-jährige Pfäffingerin überhaupt nicht vorstellen. „Mir macht das Spaß. Es ist einfach schön, wenn man anderen Menschen helfen kann. Außerdem unterhalte ich mich gerne“, sagt die ehemalige Verwaltungsangestellte an der Uni Tübingen. Auch Volkmar „Oli“ Salm gehört zum Fahrerteam. Bis vor kurzem war er regelmäßig freitags im Ringverkehr unterwegs, momentan allerdings nur als Springer. Einig sind sich alle Beteiligten, dass der Bürgerbus eine „Bereicherung für Ammerbuch ist und eine gute Initiative, um die Mobilität zu verbessern“. Einen großen Wunsch haben die Ehrenamtlichen, „dass sich viel mehr Menschen trauen, uns anzurufen ohne schlechtes Gewissen, dass ein ganzer Bus für sie alleine unterwegs ist“, wie es Bechtold formuliert. So dass es keine Leerfahrten mehr gibt und der Bürgerbus eine Zukunft hat.

Der Bürgerbus ist auch für Sonderfahrten gedacht

Trotz des festen Fahrplans hat Yvonne Hiller an diesem Montag noch eine individuelle Fahrt mit in den Plan genommen, eine Fahrt zum Physiotherapeuten. Auch für Sonderfahrten ist der Bürgerbus da. „Kurz vor Totensonntag bekommen wir immer wieder Anrufe, um nach Reusten hoch zum Friedhof zu fahren, das machen wir immer gerne.“ Auch zum Freibad fährt der Bus gelegentlich. Und der Kindergarten in Reusten schätzt den Dienst seit langem: „Die gehen regelmäßig nach Breitenholz in den Wald und wir fahren sie immer hin und zurück.“ Zwei Sitzerhöhungen hat der Bürgerbus vorsorglich immer im Kofferraum, sind es mehr Kinder, müssen die Eltern welche mitbringen.

Weitere Informationen zum Ammerbucher Bürgerbus gibt es bei Koordinator Christoph Bechtold telefonisch unter den Rufnummern 0163 / 2 30 74 32 oder (0 70 73) 91 71-23 45 – oder im Internet unter der Adresse www.ammerbucherbuergerbus.de

Zum Artikel

Erstellt:
16. Februar 2019

Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.