Helfende Hände gesucht

Herrenberg: Der Verein „Flüchtlinge und wir“ engagiert sich ehrenamtlichfür das Wohl von Geflüchteten. Neuer Treffpunkt wird sehr gut angenommen.

Lesedauer: ca. 2min 24sec
Dunia Kayali

Dunia Kayali

Das Ankommen von syrischen Geflüchteten in Herrenberg vor einigen Jahren brachte drängende Aufgaben mit sich. Wo bringt man die Menschen unter? Wie organisiert man die Sozialbegleitung, schafft Anlaufstellen und Netzwerke? Diese Fragen haben Stadtverwaltung und örtliche Vereine gemeinsam gelöst. Als besonders hilfreich haben sich etablierte Strukturen erwiesen, wie sie der Verein „Flüchtlinge und wir“ bieten könne, so die Stadtverwaltung. Möglichkeit zum Kennenlernen und Informationsaustausch bieten das aus den 90er Jahren stammende Café International und das neuere Café Ukraine, die der Verein betreibt. In den Cafés können sich Flüchtlinge mit anderen austauschen, die ihr Schicksal und oft die Heimat teilen.

Normalität bieten, in der man sich nicht verlassen fühlt

Der Verein „Flüchtlinge und wir“ mobilisiert mithilfe seines lokalen Netzwerks schnell zahlreiche Engagierte, die mitanpacken. Diese bereiten Räume für Gäste vor, sorgen für Verpflegung und Kinderprogramm. Die Koordination der verschiedenen Teams erfordert dabei viel Zeit und Geduld. Eine der Organisatorinnen, Erika Schwab (GB-Fotos: gb), meint dazu: „Wenn man in der Enge eines Heims oder eines Containers lebt, bieten die Cafés eine Normalität, in der man sich nicht verlassen fühlt. Oft werden aus Fremden später Freunde.“ In den Cafés sollen sich Gäste willkommen und angenommen fühlen. Zum Café Ukraine kommen besonders viele Kinder, die sich aufs Spielen freuen und neue Freunde finden – sie können eine Weile lang wieder nur Kinder sein, während ihre Eltern Auskunft erhalten.

Dunia Kayali, die 2015 in Herrenberg ankam, blickt zurück: „Für meinen Mann und mich war das Café International eine sehr hilfreiche Anlaufstelle nach unserer Flucht aus Syrien. Wir konnten erste Kontakte knüpfen, und auch andere Geflüchtete kennenlernen, um uns mit ihnen auszutauschen. Es war, als ob man eine neue Familie findet.“Die städtische Integrationsbeauftragte Meliha Geiger koordiniert Aktivitäten und bietet konkrete Hilfe, beispielsweise durch Dolmetscher. Bei den Café-Terminen sind verschiedene Organisationen, wie die Diakonie oder Behörden vertreten, um über ihre Themen zu informieren. Bei der Auskunft helfen Dolmetscher. Meliha Geiger beschreibt es als „Ort des Zuhörens, der Menschlichkeit und herzlicher Anteilnahme am Schicksal der Geflüchteten.“

Die Cafés werden durch Spenden finanziert. Besonders junge Menschen werden kreativ, um zu helfen. Schulklassen der Vogt-Heß-Schule spendeten den Erlös ihres Ostermarkts und die Albert-Schweitzer-Schule übergab die Einnahmen ihres Kuchenverkaufs – blau-gelbe „Amerikaner“, die sie zu „Ukrainern“ umgetauft hatten. Auch lokale Bäckereien stellen Kuchen bereit. Angesichts der Unterbringung ukrainischer Geflüchteter in der Mehrzweckhalle bemüht sich der Verein, ein Willkommensklima zu schaffen und die Sozialbetreuer zu unterstützen. Der Verein freut sich über helfende Hände, die in den Cafés aushelfen oder beim Deutschlernen unterstützen, heißt es abschließend von der Stadtverwaltung. -gb-


Weitere Infos finden sich unter www. fluechtlinge-und-wir.de online.

Erika Schwab

Erika Schwab

Das Café Ukraine ermöglicht ein gegenseitiges Kennenlernen. GB-Foto (Archiv): Vecsey

Das Café Ukraine ermöglicht ein gegenseitiges Kennenlernen. GB-Foto (Archiv): Vecsey

Zum Artikel

Erstellt:
26. November 2022

Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.